Cosmic Trigger
erschienen nochmals als »das Ergebnis«.
Wieder Zufall?
Im September 1974 brach die Paranoia mit voller Stärke über uns herein.
In der Hearst-Presse erschienen von der Bundespolizei verfaßte Berichte, wonach Timothy gegen jeden und alle seiner früheren Freunde auszusagen bereit war, um selbst aus dem Gefängnis herauszukommen.
Verflucht; diejenigen von uns, die Learys Metamorphosen vom Wissenschaftler zum Guru, vom Guru zum marxistischen Revolutionär und vom Revolutionär zurück zum Wissenschaftler mitverfolgten, wußten, daß er praktisch zu jeder weiteren Wandlung fähig war, obwohl dies der gebräuchlichen Psychologie nach eher unwahrscheinlich zu sein schien.
Der Berkeley Barb druckte eine nicht belegte Geschichte ab, daß Joanna wegen Kokain verhaftet worden sei. »Aha«, hörte man Stimmen, » so konnten sie Tim knacken…« Doch die Geschichte ließ sich nicht überprüfen. »Es ist alles Schwindel«, behaupteten andere, »die Bundespolizei versucht, die Gegenkultur zu verunsichern…«
Dann kam die zweite Welle der Gerüchte.
Man hörte in San Francisco, daß die teuflischen Psychologen in Vacaville an Tims Kopf herumgepfuscht hätten. Er sei ein Trottel wie McMurphy am Ende von Einer flog über das Kuckucksnest; Kesey, als wahrer Schamane, hätte, ohne es zu wissen, Learys Schicksal zehn Jahre, bevor es sich ereignete, vorausgesagt.
Watergate war immer noch am Aufbrechen; selbst die resolutesten Antiparanoiker und Skeptiker gegenüber den Verschwörungstheorien sahen sich mehr und mehr zum Eingeständnis gedrängt, daß die Regierung zu allem fähig war…
Und keiner von uns konnte Timothy eine Botschaft zukommen lassen oder eine Antwort von ihm erhalten. Er war durch die Bundespolizei vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten.
Eine Lektion in Karma
Laotse sagt (zumindest in Learys Übersetzung), daß das Große Tao am ehesten bei Eltern anzutreffen sei, die von ihren Kindern zu lernen bereit sind. Dieser Ausspruch kostete mich an dieser Stelle unserer Erzählung eine beträchtliche geistige Anstrengung, da meine eigenen Kinder ziemlich eigenständige Jugendliche geworden sind, die sich mit viel mehr Enthusiasmus und viel weniger Skepsis mit Okkultismus beschäftigen, als ich es für klug halte.
Während einiger Jahre konnten wir über diese Dinge nicht reden, ohne zu streiten, trotz meiner Anstrengungen, mich des guten alten Laotse zu entsinnen und den Kindern wirklich zuzuhören. Sie glaubten an Astrologie, von der ich noch immer überzeugt war, daß sie unseriös sei, und an Reinkarnation, die ich als eine extravagante Metapher betrachtete, die nicht buchstäblich verstanden werden dürfe. Ferner glaubten sie an jene Form von Karma, die optimistisch besagt, daß die Bösen wirklich bestraft und die Guten wirklich belohnt werden, was meiner Meinung nach eine wünschenswerte Phantasievorstellung war, nicht unähnlich der christlichen Idee von Himmel und Hölle. Am schlimmsten jedoch war ihr Riesenappetit auf verschiedene orientalische »Meister« – welche ich als totale Scharlatane betrachtete – und ihre enorme Verachtung gegenüber der gesamten wissenschaftlichen Methodologie des Westens.
Meine eigene Position war identisch mit derjenigen Aleister Crowleys, der schrieb:
Wir setzen kein Vertrauen In Jungfrau oder Taube;Unsere Methode ist Wissenschaft,Unser Ziel ist Religion.
Nach jedem Streit mit einem der Kinder schwor ich mir, mit mehr Zuneigung und weniger Urteilen ihrem Pop-Orientalismus zuzuhören. Schließlich hatte ich Erfolg. Ich lernte sehr viel von ihnen.
Dann geschah ein »Wunder«. Ich weiß, dieses Ereignis zu glauben, wird für die durchschnittlichen amerikanischen Eltern schwieriger sein, als all meine anderen seltsamen Geschichten, aber meine Horde eigenwilliger und eigensinniger Kinder begann mir zuzuhören. Eine wirkliche Kommunikation entstand. Obwohl ich mich schon in den Vierzigern befand, mit grauen Härchen im Bart, war ich fähig, intelligent mit vier Jugendlichen über unsere gegensätzlichen philosophischen Ansichten zu diskutieren, und unser gegenseitiger Respekt wuchs sehr rasch.
Dies, glaube ich, ist das bedeutendste Resultat, das ich durch meine okkulten Forschungen erzielt habe, auch wenn der Unverheiratete es nicht ermessen mag, wie wundervoll es war.
Luna, unsere Jüngste – die möglicherweise in Mexiko levitierte und die erste Monatsblutung hatte, als Tim Leary in Afghanistan verhaftet wurde, lehrte mich die härteste
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