Cosmic Trigger
Orleans.
So I have decided it would be a good idea to warn everyone that there may indeed now be a ’Second Thornley’ wandering around. Effect ive as of the 9th of August I have no ID and anyone who shows up anywhere with my identification (operator’s license, Student card, social security and library cards, etc.) is an impersonator. I shall not replace my ID as, under such unusual circumstances as these, that will only complicate matters.
Henceforth, my identification shall be my right thumb print.
Kerry Wendell Thornley
6 September 1975
Box 827
Atlanta
GA 30.301
Ein von Kerry Thornley an die Untergrundpresse und verschiedene Verschwörungsuntersucher verteilter Brief, nachdem er überfallen und seiner Identitätskarte beraubt worden war.
Mae Brussel, der Welt größter einzelner Verschwörungsfan, behauptete über verschiedene Untergrundradiostationen, daß praktisch die gesamte terroristische Linke eine geheime CIA-Operation sei, welche die Diskreditierung der restlichen Linken zum Ziel habe. Erst kürzlich nahm die Arbeiterpartei der Vereinigten Staaten diese Theorie wieder auf und beschuldigte fast jeden Linken, ein Regierungsagent zu sein, der darauf abziele, die Linke in Mißkredit zu bringen. Obwohl in dieser Beziehung weder Mae Brussel noch die Arbeiterpartei etwas Besseres vorzubereiten schienen als etwa der verstorbene Joseph McCarthy, so enthüllten die Watergate-Untersuchungen dennoch, daß die »COINTELPRO«-Operation des FBI tatsächlich mit agents provocateurs arbeitete; sie versuchte die Linke zu spalten, indem sie zu Verbrechen anspornte und die Leute bis zur Paranoia trieb. Vielleicht stehen alle Paranoiker rechts. Vielleicht.
Die Wilson-Familie hauste, wie alle von der Sozialfürsorge lebenden Familien, in einer Slumwohnung, geplagt von Schnüfflern und anderen von der Gesellschaft Ausgestoßenen. Die schwarze Frau auf der anderen Seite des Korridors hatte einen achtjährigen unehelichen Sohn, der an Krebs litt. Immer wieder verlor sie den Kopf und raste durchs ganze Haus und erzählte allen, sie wünsche, daß das Kind sterben würde, damit die Marter ein Ende hätte. Natürlich hörte dies das Kind. Erbarmen ergriff mich; ich weinte.
Ein Mann vom zweiten Stock wurde plötzlich schizophren und drang in unsere Wohnung ein (und in alle anderen), wo er in unzusammenhängenden Worten verkündete, daß er das Oberhaupt der Sufis sei oder daß das ganze Gebäude jetzt ein Zenkloster und er der Vorsteher sei, oder verschiedenes anderes okkultes Gefasel zum besten gab.
Einmal warf die halbverrückte Frau von gegenüber diesen total verrückten Mann aus ihrer Wohnung, als er sie in seiner gewohnten Art bestürmte. Er stand im Korridor zwischen ihrer und unserer Wohnung, schrie, er sei der indische Botschafter der UNO und nach Berkeley gekommen, um hungernde amerikanische Familien zu füttern. Als ihn schließlich die Polizei holte, erzählte er den Ordnungshütern, er sei der Anführer der Weathermen-Untergrundorganisation. Das Mitleid zerriß mich wie mit eisernen Krallen.
Dann entdeckten wir eine alte Frau, die in der Putzkammer der Etage hauste. Sie war eine alte, in ganz Berkeley bekannte »verrückte Frau«, die entweder in Korridoren oder in Parks lebte. Sie wollte nicht zur Sozialfürsorge gehen, um Geld für den Mietzins zu verlangen, da sie gesund genug war, um zu wissen, daß man sie für verrückt erklären würde. Sie hatte Angst, in eine Irrenanstalt gesteckt zu werden.
Der Hauswart fand sie und warf sie hinaus. Einige Nächte verbrachte sie in den Gebüschen neben unserem Haus, dann zog sie weiter. Erbarmen und Schrecken.
Ich lebte in Gorkis Nachtasyl oder in einem greulichen Werk naturalistischer Fiktion. Die ganze Welt wurde zu einer Lektion über die Sinnlosigkeit menschlichen Hoffens. Wir werden alle allmählich verrückt, vor lauter Armut, Angst und Undurchschaubarem. Vielleicht war mein ganzes Leben eine Halluzination; vielleicht hatte ich nie für den Playboy gearbeitet, zwanzigtausend im Jahr verdient und mit Hugh Hefner diniert; vielleicht hatte ich mir das alles nur eingebildet. Vielleicht bin ich immer ein Armer Irrer in den Slums von Berkeley gewesen. Es ist nur ein kleiner Schritt vom Mitleid zum Selbstmitleid.
Der Arme Irre verbrachte einen ganzen Tag in einem Fauteuil sitzend, ohne zu schreiben, ohne mit der Familie zu sprechen, ohne sich zu bewegen. Einige mögen sagen, ich sei katatonisch.
Bei Sonnenuntergang stand der Narr auf, ging auf die
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