Cosmic Trigger
Veranda und betrachtete die Sonne, wie sie im Westen unterging, machte die Sufi-Herz-Chakra-Übung und strengte sich an, alle Wesen zu lieben. Ich spürte wieder Leben in mir.
Am nächsten Tag lag für mich beim San Francisco Phoenix ein Buch mit dem Titel The Day the Dollar Dies von einem Autor namens Willard Cantelon zur Besprechung bereit. Indem ich es durchblätterte, sah ich, daß sich die Geschichte um meine alten Kumpels, die bayrischen Illuminaten, drehte.
Ich las Mr. Cantelons Version der Illuminatenverschwörung mit ziemlichen Interesse. Es schien, daß die Illuminaten gegenwärtig ein Komplott schmieden, das die Zerstörung des internationalen Währungssystems und die Spaltung oder den Sturz aller wichtigen Regierungen der Welt zum Ziel hat. Wenn das Chaos total ist, soll ein Kontakt mit höheren Intelligenzen bekanntgegeben werden.
Diese höheren Intelligenzen, sagt Mr. Cantelon, seien in Wirklichkeit Satan und seine gefallenen Engel, die als übermenschliche und gütige Wesen auf der Erde erscheinen werden. Die Massen werden sie als Retter akzeptieren, ohne deren böse Natur zu erkennen; und dann sind wir erledigt. Satan wird eine Weltregierung und eine Weltreligion errichten – die beiden Schreckgespenster der extremen Rechten –, wonach das Geld abgeschafft wird und überall ein computerisiertes Kreditsystem in Kraft tritt.
Jedermann wird auf der Stirn ein Zeichen und am Handgelenk seine Kreditnummer tragen, und jeder »Kauf« wird lediglich durch die Aufzeichnung der Nummern durch Computer in allen Geschäften und Banken abgewickelt. Es ist der Schlüssel zur Tyrannerei ohne einen möglichen Widerstand, denn jedem Widersacher kann die Kreditnummer abgenommen werden, so daß er keine Nahrungsmittel, Kleider usw. mehr kaufen kann.
All dies, so versichert uns Mr. Cantelon, stehe bereits in der Offenbarung geschrieben, Kapitel 13,16-17:
»Und es macht, daß sie allesamt, die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte, sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, daß niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen.«
Ich erinnerte mich an die berühmtgewordene Antwort Robert Welchs, des Vorsitzenden der J ohn Birch Society, als man ihm darlegte, daß seine Verschwörungstheorien eher phantastisch seien: »Ja, aber wir leben in phantastischen Zeiten.« Ich lachte laut heraus.
Erst nach einigen Wochen begann ich mir zu überlegen, daß ich, ziemlich geistesabwesend, etwas durchschritten habe, was die Mystiker als »die dunkle Nacht der Seele« oder »das Überschreiten des Abgrunds« bezeichnen. Wie auch immer man es nennen mag, ich war so unendlich verzweifelt und entschloß mich, die Welt zu lieben, anstatt mich selbst zu bemitleiden, und danach fürchtete ich mich vor nichts mehr.
Es erschütterte mich auch nicht, als Verschwörungsmuffel aus San Francisco, welche die Angelegenheit aus einem anderen Winkel betrachteten, Leary und mich als Rädelsführer der Illuminaten und als führende Persönlichkeiten bei den Morden an Kennedy und anderen bezeichneten. Als der etablierte Wortführer des Bay Area Research Collective behauptete, ich sei Learys CIA-»Babysitter«, mußte ich erneut lachen. Als in der Woche darauf eine anonyme Bombendrohung ins Haus flatterte, amüsierte sich der Narr über sein eigenes Vergnügen. Der Sufismus hat sich selbst bestätigt: Die Herz-Chakra-Übung funktioniert. »Vollkommene Liebe vertreibt die Furcht.« Ich begann, auf der anderen Seite der Kapelle der Gefahren herauszukommen.
Das Rätsel Babalon
Der Crowley-Tag 1974 – der 12. Oktober, oft mit einem italienischen Seefahrer assoziiert, der die Sklaverei in der Neuen Welt und die Syphilis in der Alten Welt eingeführt hatte – wurde in unserem Apartmenthaus mit ulkigen und geisterhaften Festlichkeiten gefeiert. Arien und ich, als Vertreter der Diskordischen Gesellschaft, zusammen mit Stephen vom oberen Stockwerk (Reformierte Druiden von Nordamerika), Claire und Carol in einer anderen Wohnung (Hexen, liiert mit dem »Neuen Reformierten Orden des Golden Dawn«), und der »Great Wild Beast Furtherment Society« (das sind eigentlich Stephen und ich sowie Charles, ein anderer Nachbar), öffneten alle unsere Zimmer für eine Crowley-Tag-Party und luden an die 100 lokale Zauberer und Mystiker ein.
Es gibt immer paranoide Vibes bei Crowley-Tag-Parties, pflegte Isaac Bonewitz, Mitglied der »Chassidischen Druiden Nordamerikas«, die
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