Cosmopolitan zum Frühstück
war doch nur ein Schatten, flach und grau. Als wolltest du verheimlichen, wie feurig rot du in Wirklichkeit bist.”
Wenn er sie weiter so anstarrte, würde sie ihren kompletten Kleiderschrank ausräumen müssen. “Das nächste Video wird koloriert, versprochen.”
“Unsinn. Versuch einfach, lockerer zu werden. Trag Rot!” Verschwörerisch lehnte er sich über den Tisch. “Du wirst sehen, was das ausmacht. Es ist wie mit sexy Dessous. Es muss ja keiner wissen, warum du deine Garderobe aufpeppst, Hauptsache, du weißt es.”
“… und denke dabei an Sex.”
“Sicher.” Er zuckte die Achseln. “Wenn du es oft genug machst, funktioniert es wie ein pawlowscher Reiz.”
“Im Klartext heißt das, dass du mich nicht für sexy hältst, weil ich schlichtes, unkompliziertes Design bevorzuge, anstatt ausgefallene Accessoires und nuttige, rote Pumps zu tragen.”
“Ja … nein! Das wollte ich natürlich nicht sagen!” Er fuhr sich verzweifelt durchs Haar. “Darum geht’s doch gar nicht. Du bist scharf wie Pfeffer. Es geht um das Bild, das du dir von dir selber machst. Warum willst du nicht zugeben, wie scharf du bist?”
Verstimmt pfefferte sie die Serviette auf den Teller und verschränkte die Arme. “Du bist gerade dabei, dir dein eigenes Grab zu schaufeln.”
“War mir schon klar.” Er seufzte. “Schau, am Tag der Hochzeit, als ich dich zum ersten Mal sah, da trugst du Gelb, einen zarten, weichen, marshmallowsüßen Pastellton.”
“Ah ja!” Sie musterte ihn skeptisch.
“Geduld!” Er nahm Messer und Gabel auf, als würde die Bewegung den Denkprozess beschleunigen, und senkte die Stimme. “Du warst so sexy! Du ahnst nicht, wie schwer es mir gefallen ist, dich nicht in den Aufnahmewagen zu schleppen, dir das gelbe Zeug vom Leib zu reißen und dich zu vernaschen.”
“So.” Melanies Stimme zitterte ein kleines bisschen. Dass er so scharf auf sie gewesen war, erregte sie maßlos, und überrascht stellte sie fest, wie verführerisch sie die Vorstellung fand, von ihm vernascht zu werden. “Marshmallowsüßes Pastellgelb macht dich an, ja?”
“Quatsch!
Du
machst mich an, egal ob du Gelb, Schwarz, Kaki oder Weiß trägst.” Er ließ das Besteck fallen und fixierte sie. Nervös schob sie die Brille hoch. Er deutete die Geste sofort richtig. “Das Video, das ich für dich zusammengeschnitten habe, war ein Schuss, der nach hinten losging.”
“Ich verstehe nicht.”
Er rieb sich übers Gesicht und warf ihr dann einen ratlosen Blick zu. “Ich wollte dir damit beweisen, wie völlig daneben es war, mir zu erklären, wie ich meinen Job machen soll. Stattdessen musste ich dauernd daran denken, wie sexy du bist.”
Melanie war entzückt, aber sie zwang sich, verächtlich zu schnauben. “Fehlt nur noch das Klischee von wegen: ‘Du bist so schön, wenn du dich aufregst’.”
“
Schön
ist noch viel zu milde ausgedrückt. Du warst … atemberaubend.” Als sie erstarrte, zuckte er nur die Achseln. “Ich vergaß: Du kannst ja nicht sehen, was ich im Sucher meiner Kamera entdecke.”
Endlich!
Wieder hatte sie einen kurzen Blick in Jacobs Innenleben erhascht. Atemberaubend fand er sie. Dieses Geständnis ging ihr durch und durch. “Ist es nicht grundsätzlich so, dass Männer eher visuell veranlagt sind als Frauen?”
Auf einmal wirkte er völlig erschöpft. “Ich hätte dieses Video besser auch synchronisiert.”
Das war zwar keine Entschuldigung, konnte aber als annehmbare Erklärung durchgehen. “Dann wäre es mir sicher nicht so sauer aufgestoßen.”
“Schon, aber dann wäre mir dein Rache-Strip durch die Lappen gegangen.” Er lachte.
“Und wir säßen jetzt nicht hier.”
Er neigte den Kopf. “Wer weiß?”
Sie wurde hellhörig, und ihr Puls beschleunigte sich. “Wie?”
Sein Mund zuckte auf eine Art, die in ihr den dringenden Wunsch erweckte, ihn zu küssen. Mit ihm zu schlafen war eine Sache, aber küssen? Ein Kuss war etwas sehr Intimes, etwas, wofür es tiefere Gefühle brauchte als für harmlosen, unverbindlichen Sex. Gefühle, wie sie sie empfunden hatte, als sie vor knapp einer Stunde auf seinem Schoß gesessen hatte. Nie zuvor hatte sie sich so geliebt gefühlt wie vorhin, als sie nackt in seinen Armen auf dem harten Parkett gekauert hatte. Irgendwie verrückt, dass ausgerechnet Jacob Faulkner ihr die Zärtlichkeit zeigen konnte, die sie in früheren Beziehungen gesucht hatte.
“Melanie?”
Rasch verscheuchte sie diesen gefährlichen Gedanken. “Entschuldige, was
Weitere Kostenlose Bücher