Cosmopolitan zum Frühstück
herab. Melanie erwiderte den Blick und schwor sich, die Kleider anzubehalten. Fragend zog er eine Augenbraue hoch. “Und?”
“Was und?”
“Die Kameras gehören dir.”
“Äh … ja.” Noch dämlicher konnte man sich ja kaum anstellen. Wenn wenigstens ihre Beine ein bisschen länger wären, dann hätte sie sich in den Hintern treten können. Oder wenigstens nicht so wacklig! So nämlich war sie sich jeder Bewegung und jedes Zentimeters ihrer Beine – vom Saum des zartgelben Minirocks bis zu den passenden Fake-Kroko-Slippern – so peinlich bewusst wie nie zuvor. Sogar die zitronengelbe Chiffonbluse erschien ihr auf einmal viel zu durchsichtig. Jacobs scharfen Augen hätte sie sich lieber in Baggys und einem Sweatshirt Größe XXL ausgesetzt. Unter seinem Blick kam sie sich komisch vor, kribbelig und … sehr lebendig.
Aber als sie dann vor der Kamera stand, war sie doch froh, eine Frau zu sein. Denn auf dem Display entdeckte sie etwas, was nur eine Frau richtig schätzen konnte – einen schönen, einen attraktiven Mann.
Die Hände in die Hüften gestemmt, stand Jacob Faulkner an der Stelle, wo Anton am Abend stehen würde, und er sah kein bisschen aus wie ein Bräutigam. Er wirkte überheblich, arrogant, wie ein Model für DKNY oder Calvin Klein. Das lag weniger an der Art, wie er das dunkle wellige Haar trug oder sich rekelte wie eine Eidechse beim Sonnenbaden, es kam von innen heraus.
Melanie leckte sich über die Lippen und bemerkte, dass er die zweite Braue hochzog. Wenn sie sich nur an seine Frage erinnern könnte.
“Alles zu deiner Zufriedenheit?”
Wenn du wüsstest!
Natürlich würde sie das nie auch nur andeuten. Dieser peinliche, hormonell bedingte Aussetzer würde gleich vorbei sein. Sie nickte nur, denn sie musste ihm recht geben. Die Kamera stand genau am richtigen Platz. So ungern sie es zugab: Dieser Mann verstand sein Handwerk.
Völlig unnötigerweise überprüfte sie die zweite Kamera. Sie zeigte sein Profil von rechts. Der Anblick hatte katastrophale Auswirkungen auf Melanies körperliche Verfassung. Wie sie das hasste!
Der Typ war ein nerviger Besserwisser und verfügte über eine beängstigend gute Beobachtungsgabe. Er brauchte bloß dazustehen und sie anzustarren, schon brach ihr der Schweiß aus. Heute Abend würde sie nur auf die Kameras achten anstatt auf Braut und Bräutigam. Denn über die Monitore in seinem Lieferwagen draußen auf dem Parkplatz konnte Jacob sie problemlos im Auge behalten. Allerdings würde sie nie erfahren, ob er das tat oder nicht.
“Haut hin”, gab sie schließlich zu, weil ihr nichts Besseres einfiel. Ihre Gedanken, sonst eher gesittet, intelligent und logisch, stoben in völlig unbekannte Richtungen davon. Was, wenn er wüsste, dass sie ihn im Geist bereits ein Dutzend Mal ausgezogen und die … Dinge in die Hand genommen hatte? Sie schmunzelte. Er war ein Mann, und die waren bekanntlich ziemlich schlicht gestrickt. Jacob machte da vermutlich keine Ausnahme – auch wenn Melanie noch auf keinen so reagiert hatte wie auf ihn. Er
war
anders, doch leider fehlte ihr die Zeit, mehr darüber herauszufinden.
“Was ist so lustig?”, fragte er, und sie merkte, dass sie immer noch lächelte. Dann fiel ihr auf, dass er auf einmal neben ihr stand. Sie musterte ihn über den schmalen, schwarzen Rand ihrer extravaganten rechteckigen Brillengläser. Eigentlich sollte sie gehen. Dieser Irrsinn dauerte schon viel zu lange. “Gar nichts.”
“Warum lächelst du dann?” Er kam näher, sodass sie gezwungen war, den Kopf in den Nacken zu legen. Dadurch fühlte sie sich ungewöhnlich klein und geradezu berauschend feminin. “Na, sag schon. Oder muss ich grob werden?”
Sie trat auf Armeslänge zurück. “Mit Drohungen kannst du bei mir nicht landen. Aber es erhebt sich eine interessante Frage, Mr. Faulkner.” Trotzig zog sie eine Braue hoch. “Wer von uns lässt andere gern nach seiner Pfeife tanzen? Ich – oder du?”
* * *
August
“Meine Damen, jetzt aber flott! Wir müssen an die Arbeit zurück.” Zu den wöchentlichen Sitzungen der gIRL-gEAR-Partnerinnen gehörten die Ermahnungen der Vorstandsvorsitzenden Sydney Ford ebenso wie das fröhliche Schnattern, auf das sie sich bezogen. Nachdem Lauren erst kürzlich von ihrer Hochzeitsreise nach Irland zurückgekehrt war, hatten die sieben Frauen einiges nachzuholen. Fotos wurden herumgereicht und Mitbringsel ausgepackt.
Zum Dank, dass Melanie die Videoaufzeichnung der Hochzeit gemanagt hatte, hatte
Weitere Kostenlose Bücher