Cottage mit Aussicht
dass ich es auf keinen Fall in nächster Nähe von London finden würde. Dort ist einfach alles zu teuer.«
»Und du hast dich nicht ganz schwach und verletzlich gefühlt, als du gesehen hast, wie viel Arbeit du in dieses Cottage würdest stecken müssen?«
Anna zuckte die Schultern. »Ein wenig beunruhigend war es schon, aber es war ein solches Schnäppchen. Ich konnte nicht widerstehen, trotz allem, was meine Schwester gesagt hat.«
»Nämlich?«
»Dass es besser gewesen wäre, etwas in ihrer Nähe zu kaufen, sodass sie mir hätte helfen können. Sie wohnt jetzt oben in Yorkshire, und dort hätte ich mir durchaus etwas Größeres leisten können als hier.«
»Aber du hast dich für Amberford entschieden?«
Anna war sich nicht sicher, ob Chloe nach weiteren Informationen fischte oder ob es nur ihr eigenes schlechtes Gewissen war, das sie nachhaken ließ. So oder so, ihre Freundschaft war noch ein wenig zu frisch, um ihr zu gestehen, dass Amberford ihr wie ein gutes Omen erschienen war. Es war ein solch lächerliches Geheimnis. Genau wie ihre Gefühle für Max, die zwar tief und dauerhaft sein mochten, die aber eindeutig lächerlich waren.
»Es ist so ein himmlisches Fleckchen«, entgegnete sie ausweichend.
»Das ist es.« Chloe gab sich damit zufrieden und wechselte das Thema. »Also, was hast du sonst noch mit dem Haus vor? Wie viele Schlafzimmer soll es geben?«
»Es ist schwierig, für mehr als zwei Platz zu schaffen, ganz gleich, wie man es betrachtet. Aber möchtest du vielleicht die Pläne sehen?«
Anna hatte ihr Reißbrett und andere Utensilien in einer Ecke des Dachbodens aufgestellt. Neben dem Zeichenbrett stand ein Tapeziertisch, der als provisorischer Schreibtisch diente. Außer ihren Stiften, Linealen, Schablonen und dem Reißpapier - dem Handwerkszeug ihres Gewerbes - lag darauf ein Stapel mit Zeichnungen. Jetzt zog sie die Staubschutzhülle vom Zeichenbrett und deutete auf den darauf gehefteten Grundriss.
Chloe kam näher und sah ihn sich bewundernd an. »Meine Güte, du hast jede Einzelheit ausgearbeitet.«
»Nicht jede Einzelheit, nur den allgemeinen Plan. Man muss wissen, wo die Abwasserrohre jetzt verlaufen und wo man sie haben will. Wenn man es vermeiden kann, ist es besser, sie nicht zu verlegen.«
»Eines verstehe ich nicht«, sagte Chloe, nachdem sie die Pläne eine Weile studiert hatte. »Du scheinst auf dem Dachboden Platz für ein Schlafzimmer mit Bad zu haben. Unsere Häuser müssen fast identisch sein. Hast du die winzige Toilette da nur mal probeweise eingezeichnet?«
Anna weigerte sich, gekränkt zu sein, und lachte nur. »Nein! Ich habe das alles genau ausgemessen. Ein Fehler in den Plänen kann später beim eigentlichen Umbau die reinste Hölle sein.«
»Woher hast du den Platz dafür genommen?«
»Ich habe ihn einfach hier und da abgezwackt. Natürlich ist es leichter, wenn man sich den Raum ohne irgendwelche Möbel vorstellt. Nur auf dem Papier. Aber es ist nur eine Duschkabine und eine Toilette und ein wenig Platz für einen begehbaren Kleiderschrank. Es ist alles im Grunde winzig, aber ich hoffe, dass es schön wird.«
»Was gäbe ich nicht für eine Duschkabine und eine Toilette! Ich hasse es, nachts diese steile Treppe hinuntersteigen zu müssen. Während meiner Schwangerschaft hätte ich sogar Zuflucht zu einem Nachttopf gesucht, wenn ich mich hätte hinhocken können.«
»Ich dachte, man bekommt seine Babys heutzutage ohnehin hockend.«
»Nur wenn man von robusten Helfern umgeben ist.« Chloe schauderte bei der Erinnerung. »Es ist so hübsch, das alles zu sehen«, fuhr sie fort, »aber ich sollte jetzt besser einkaufen gehen, bevor es Zeit wird, die Jungen abzuholen. Brauchst du irgendetwas?«
»Ich denke, ich bin für den Augenblick versorgt. Später werde ich noch selbst in die Stadt fahren müssen.«
»Oh.« Chloe hielt auf dem Weg die Leiter hinunter inne. »Was ich noch fragen wollte: Wo hast du deinen Wagen geparkt? Ich habe oben keinen gesehen.«
»Ich habe keinen Wagen«, erklärte Anna eine Spur abwehrend. »Ich habe ein Fahrrad.«
»Oh, mein Gott«, murmelte Chloe, als sie am Fuß der Leiter ankam. »Du bist wirklich verrückt!«
Als Anna ihr Fahrrad zwei Stunden später von der Stadt her den lang gestreckten Hang nach Amberbord hinaufschob, verstand sie Chloes Entsetzen schon ein wenig besser, aber sie war so lange mit einem Fahrrad ausgekommen, dass sie die schlimmsten Nachteile wahrscheinlich würde ertragen können. Schließlich, so
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