Cottage mit Aussicht
Raum um. »Ja, mir ist aufgefallen, dass hier ziemlich viele Bilder von Greyhounds hängen.«
Chloe nickte begeistert. »Ich bin wahrscheinlich die einzige Person, die sich für die Rettung von Greyhounds einsetzt, ohne selbst mehrere von diesen Hunden zu besitzen. Ich kenne eine Frau, die vier hat.«
»Ach du meine Güte!« Anna konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob das vernünftig war.
»Ja«, fuhr Chloe aufgeregt fort. »Sie machen überhaupt keine Mühe. Sie schlafen den größten Teil des Tages und brauchen nur sehr wenig Auslauf.«
»Ich verstehe.« Anna glaubte ihr in diesem Punkt keinen Augenblick lang.
»Tatsächlich kenne ich einen Greyhound, der zurzeit verzweifelt nach einem Zuhause sucht.«
»Ach ja?« Anna konnte ihr Entsetzen nicht länger verbergen - es war auf schreckliche Weise durchschaubar, worauf Chloe hinauswollte.
»Hm. Eine ganz entzückende gescheckte Hündin. Ihre Besitzerin geht fort. Und wenn sie - oder wir - kein Zuhause für den Hund findet, wird man ihn vielleicht einschläfern müssen.«
»Könntest du das Tier nicht aufnehmen?« Inzwischen war Anna auf das Schlimmste gefasst. »Nur solange diese Frau in Urlaub ist?«
Chloe zog die Augenbrauen hoch. »Hast du mal einen Greyhound in Fleisch und Blut gesehen? Sie sind riesig. Dieses Haus platzt ohnehin schon aus allen Nähten. Wir könnten unmöglich einen Hund unterbringen - zumindest keinen Greyhound.«
»Nun, ich fürchte, ich kann auch keinen nehmen. Ich habe nicht mal in allen Zimmern einen Boden. Im Erdgeschoss habe ich nur in einem Raum Strom, und im Haus gibt's lediglich kaltes Wasser«, erklärte Anna.
»Dann brauchst du einen Hund als Gesellschaft, bis die Verhältnisse ein wenig zivilisierter sind«, erklärte Chloe triumphierend.
»Ich glaube wirklich nicht ...«
»Ehrlich«, sagte Chloe schmeichelnd. »Du könntest sie ja erst einmal nur auf Probe nehmen. Wir arbeiten gerade eine neue Kraft ein, die für die Adoption eines Tieres zuständig ist, aber die Neue hätte bestimmt nichts dagegen einzuwenden, wenn die Hündin und du miteinander zurechtkämt.«
»Meine Schwester würde der Schlag treffen!« Tatsächlich führte dieser Umstand Anna ein ganz klein wenig in Versuchung.
»Es ist nicht ihre Angelegenheit, oder?« Chloe wirkte einen Moment lang verwirrt.
»Nein, doch das wird sie nicht daran hindern, mir ihre Meinung dazu zu sagen. Sie ist ohnehin schon sehr verärgert darüber, dass ich hier so weit von ihr entfernt ein Haus gekauft habe.«
»Es ist doch sicher eine großartige Investition, oder?«
»O ja, aber sie möchte nicht, dass ich es ohne sie in Angriff nehme. Wir haben zusammen ein Haus in Spitalfields renoviert und unsere Sache wirklich gut gemacht und das Haus zu einem Spitzenpreis verkauft. Von dem, was dabei herausgesprungen ist, werde ich das Haus nebenan herrichten. Das heißt, es sollte die Hälfte der Kosten abdecken, falls ich mein Budget nicht allzu sehr überziehe.«
»Wow, und das traust du dir alles ganz allein zu. Du bist doch allein, oder? Du hast keinen Freund?«
»Nein.«
»Du bist so mutig.«
Es gefiel Anna, als mutig bezeichnet zu werden, obwohl sie sich ganz und gar nicht so fühlte. Die Beschreibung ihrer Schwester - »töricht« - schien ihr bisweilen zutreffender zu sein. Sie streckte die Hand nach einem weiteren Schokoladenkeks aus; dabei fiel ihr Blick unbeabsichtigt auf ihre Armbanduhr. »Meine Güte, so spät ist es schon! Ich sollte besser nach Hause gehen. Aber es war ein wunderschöner Abend.«
»Ja, nicht wahr? Ich habe seit einer Ewigkeit nicht mehr so viel Spaß gehabt. Und danke, dass du die Badewanne in Ordnung gebracht hast. Du kannst sie benutzen, wann immer du möchtest.«
Als sie sich endgültig voneinander verabschiedet hatten, öffnete Anna die Tür zu ihrem eigenen kleinen Haus. Nach der Wärme und dem Leben nebenan kam es ihr sehr verlassen vor. Die Taschenlampe, mit deren Hilfe sie sich zum Wasserkessel vorarbeitete, warf gewaltige Schatten an die Wände, und bis Anna eine alte Leselampe eingestöpselt hatte, befürchtete sie tatsächlich, es könnte ein wenig beängstigend sein, die Nacht allein im Cottage zu verbringen.
Sobald jedoch mehr Licht brannte und sie eine Wärmflasche und mehrere Decken über ihren Schlafsack verteilt hatte, sahen die Dinge schon erheblich besser aus. Sie hatte ein tragbares Radio, das sie spielen lassen konnte. Das einzige Problem war der Umstand, dass sie die Lampe nicht in die Nähe des Schlafplatzes stellen
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