Cotton Malone 04 - Antarctica
Vereinigten Staaten. Ich kann nicht behaupten, dass so jemand mich schon einmal angerufen hat, aber heute ist es passiert.«
Ramsey blickte über den Konferenztisch auf die Reporterin der Washington Post. Dies war das neunte Interview des Tages, aber das erste, das er von Angesicht zu Angesicht gab. Die anderen waren telefonisch geführt worden, was für die Presse mit ihren knappen Abgabeterminen zur Standardprozedur geworden war. Daniels hatte Wort gehalten und die Ernennung vor vier Stunden bekannt gegeben.
»Sie müssen begeistert sein«, sagte die Frau. Sie berichtete schon seit einigen Jahren über das Militär und hatte ihn auch schon früher interviewt. Besonders helle war sie nicht, aber sie hielt sich eindeutig dafür.
»Es ist eine gute Position, um meine Karriere bei der Navy zu beenden.« Er lachte. »Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht, das war immer die letzte Karrierestufe für den Ernannten. Viel höher kann man nicht kommen.«
»Doch, ins Weiße Haus.«
Er fragte sich, ob sie etwas wusste oder ob sie ihn einfach nur köderte. Gewiss Letzteres. Also beschloss er, sich ein bisschen darüber lustig zu machen. »Na klar, ich könnte in Pension gehen und mich dann als Präsidentschaftskandidat aufstellen lassen. Ein toller Plan.«
Sie lächelte. »Zwölf Angehörige des Militärs haben es so weit gebracht.«
Er hob ergeben die Hand. »Ich versichere Ihnen, dass ich keine derartigen Pläne habe. Überhaupt keine.«
»Mehrere Leute, mit denen ich heute gesprochen habe, haben angemerkt, dass Sie ein ausgezeichneter politischer Kandidat wären. Ihre Karriere war beispielhaft. Nicht der kleinste Skandal. Ihre politische Einstellung ist unbekannt, was heißt, dass Sie sie ganz nach Gusto zurechtmodeln können. Sie gehören keiner Partei an, so dass Sie die Wahl haben. Und das amerikanische Volk liebt immer einen Mann in Uniform.«
Genau das hatte er sich selbst auch überlegt. Er war fest überzeugt, eine Meinungsumfrage würde ergeben, dass er sowohl als Mensch als auch als potentieller Staatsführer beliebt war. Sein Name war zwar nicht besonders bekannt, aber seine Karriere sprach für sich. Er hatte sein Leben dem Militärdienst gewidmet, war auf der ganzen Welt im Einsatz gewesen und hatte an jedem denkbaren Unruheherd gedient. Dreiundzwanzig Mal war er ausgezeichnet worden. Seine politischen Freunde waren zahlreich. Manche Freundschaften hatte er persönlich kultiviert, wie die mit dem Winterfalken Dyals und mit Senator Kane, aber andere Politiker neigten ihm einfach deshalb zu, weil er ein hochrangiger Offizier in einer wichtigen Position war, der ihnen vielleicht einmal helfen konnte, wenn sie es brauchten.
»Ich sage Ihnen was. Diese Ehre überlasse ich einem anderen Militärangehörigen. Ich freue mich einfach nur darauf, im Vereinigten Generalstab zu dienen. Das wird eine fantastische Herausforderung.«
»Ich habe gehört, dass Aatos Kane hinter Ihnen steht. Ist da etwas dran?«
Diese Frau war weit besser informiert, als er angenommen hatte. »Wenn der Senator sich für mich ausgesprochen hat, bin ich ihm dankbar. Wenn die Bestätigung noch aussteht, ist es immer gut, Freunde im Senat zu haben.«
»Sie denken, dass die Bestätigung ein Problem sein wird?«
Er zuckte die Schultern. »Ich maße mir nichts an. Ich hoffe einfach nur, dass der Senat mich für würdig hält. Andernfalls beende ich gerne meine Karriere in meiner jetzigen Position.«
»Sie klingen so, als wäre es Ihnen gleichgültig, ob Sie den Posten bekommen oder nicht.«
Ein Ratschlag, den schon mancher Kandidat in den Wind geschlagen hatte, war einfach und klar. Nie darf man so wirken, als wollte man einen Posten unbedingt haben oder als meinte man, ein Recht darauf zu besitzen.
»Das habe ich nicht gesagt, und das wissen Sie auch. Wo liegt hier das Problem? Es gibt keine Story außer der Ernennung selbst, also versuchen Sie, eine zu produzieren?«
Sie schien seinen Tadel nicht gut aufzunehmen, wie leicht der auch gewesen war. »Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht, Admiral. Sie waren nicht der Mann, mit dessen Ernennung die meisten Leute gerechnet hätten. Rose im Pentagon, Blackwood in der NATO – diese beiden boten sich von selbst an. Aber Ramsey? Sie sind aus dem Nichts gekommen. Das fasziniert mich.«
»Vielleicht waren die beiden Genannten nicht an der Position interessiert?«
»O doch, das habe ich überprüft. Aber das Weiße Haus ist direkt auf Sie zugekommen, und meinen Quellen zufolge haben Sie das
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