Cotton Malone 04 - Antarctica
darauf, mir zu drohen?«
»Dann werde ich in Ihr Büro kommen. Dort fühlen Sie sich doch gewiss sicher.«
Das stimmte zwar, aber er war trotzdem erstaunt. »Worum geht es denn?«
»Um einen Mann namens Charles C. Smith jr. Das ist zwar nur ein Deckname, aber so wird der Mann von Ihnen genannt.«
Er hatte bisher noch nie gehört, dass jemand diesen Namen aussprach. Hovey erledigte alle Zahlungen, doch die wurden unter Ausnutzung eines Vorrechts der Geheimdienste auf ein Konto anderen Namens bei einer ausländischen Bank geleistet.
Und doch wusste Diane McCoy Bescheid.
Er sah auf die Uhr auf seinem Schreibtisch.
»Okay, kommen Sie vorbei.«
76
Malone setzte sich in die LC-130. Gerade hatten sie einen zehnstündigen Flug von Frankreich nach Cape Town, Südafrika, hinter sich gebracht. Ein französischer Militärhubschrauber hatte sie von Ossau nach Cazau, Teste-de-Buch gebracht, den nächstgelegenen, etwa zweihundert Kilometer entfernten französischen Militärstützpunkt. Von dort hatten sie mit einer C-21A, der militärischen Version eines Learjets, fast mit Schallgeschwindigkeit das Mittelmeer und den afrikanischen Kontinent überquert. Nur zwei Mal waren sie kurz zum Tanken gelandet.
In Cape Town wurden sie schon mit dröhnenden Triebwerken von einer voll betankten LC-130 Hercules erwartet. Zwei Mannschaften einer Einheit der New York Air National Guard hielten sich für sie flugbereit. Malone begriff, dass der Flug mit dem Learjet ihnen luxuriös vorkommen würde im Vergleich zu dem, was ihn und seine Begleiter nun auf dem 4300 Kilometer langen Trip nach Süden in die Antarktis erwartete. Sie würden den sturmumtosten Ozean überfliegen und die letzten tausend Kilometer fest gepacktes Eis unter sich haben.
Wahrhaftig ein Niemandsland.
An Bord waren sie von ihrer Ausrüstung erwartet worden. Malone kannte den Schlüsselbegriff. Stofflagen. Und er kannte das Ziel. Feuchtigkeit vom Körper wegschaffen, ohne dass sie gefriert. Zuunterst trugen sie Hemden und Hosen von Under Armour, aus feuchtigkeitstransportierendem Material, damit die Haut trocken blieb. Darüber kam ein wollener Ganzkörperanzug, atmungsaktiv und ebenfalls feuchtigkeitstransportierend, und dann ein Nylon-Zweiteiler mit Fleece-Rücken. Zuletzt zogen sie einen fleecegefütterten Parka aus Goretex und windstoppende Polarhosen an. Da die Sachen von der US-Armee kamen, hatten sie alle ein Tarnmuster. Goretex-Handschuhe und Stiefel schützten zusammen mit zwei Socken pro Fuß die Extremitäten. Schon vor Stunden hatte er die Maße durchgegeben und merkte jetzt, dass die Stiefel eine halbe Nummer größer als das vorgegebene Maß waren, damit die dicken Socken noch hineinpassten. Eine schwarze, wollene Sturmhaube bedeckte Gesicht und Hals und hatte nur Öffnungen für die Augen, die durch getönte Gläser geschützt sein würden. Er kam sich vor wie in einem Raumanzug, und so viel anders war es auch gar nicht. Er hatte Geschichten darüber gehört, dass die antarktische Kälte sogar dazu führen konnte, dass Zahnfüllungen sich zusammenzogen und herausfielen.
Jeder von ihnen hatte einen Rucksack mit ein paar persönlichen Gegenständen mitgebracht. Doch für die Kälte besser geeignete, dickere, besser isolierte Rucksäcke waren ihnen gestellt worden.
Die Hercules rollte zur Startbahn.
Er wandte sich den anderen zu, die ihm gegenüber auf Segeltuchsitzen mit Stofflehnen saßen. Keiner hatte bisher die wollene Sturmhaube aufgesetzt, und so waren die Gesichter noch unbedeckt. »Sind alle okay?«
Christl, die neben ihm saß, nickte.
Er bemerkte, dass alle sich in ihrer dicken Kleidung unbehaglich zu fühlen schienen. »Ich versichere Ihnen, auf diesem Flug wird es nicht warm sein, und diese Kleider werden Ihre besten Freunde werden.«
»Die sind vielleicht etwas übertrieben«, meinte Werner.
»Das hier ist der einfache Teil«, stellte Malone klar. »Aber wenn Sie das Klima unerträglich finden, können Sie jederzeit in der Forschungsstation bleiben. In den Antarktisstationen ist es bequem.«
»So etwas habe ich noch nie gemacht«, sagte Dorothea. »Das ist ein ziemliches Abenteuer für mich.«
Es dürfte das Abenteuer ihres Lebens sein. Schließlich war die Antarktisküste vermeintlich zum ersten Mal 1820 von Menschen betreten worden, und auch heute kamen nur sehr wenige Personen dorthin. Malone wusste, dass es einen von fünfundzwanzig Nationen unterzeichneten Vertrag gab, demzufolge der ganze Kontinent ein Ort des Friedens war. Der
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