Cotton Reloaded - 03: Unsichtbare Schatten
eingehender. »Wenn mich nicht alles täuscht, müssten diese Aufnahmen sogar während der Ausstellungseröffnung entstanden sein.«
Cotton und Decker tauschten einen raschen Blick.
»Die Fotos wurden auf der externen Festplatte von Dominick Tarbell gespeichert«, sagte Decker. »Möglicherweise hat er sie sogar selbst geschossen.«
»Wie sieht Tarbell überhaupt aus?«, fragte Zeerookah. »Wenn er bei der Ausstellungseröffnung dabei war, ist er mir vielleicht aufgefallen.«
Cotton rollte mit seinem Bürosessel zu seinem Schreibtisch hinüber und tippte auf der Computertastatur. In dem Datenpaket, das Brandenburg ihnen geschickt hatte, befanden sich auch Aufnahmen, die der Polizeifotograf von der Leiche in dem Leichter geschossen hatte.
»Das ist Dominick Tarbell«, sagte Cotton, nachdem er das Foto des Toten auf dem Bildschirm hatte.
Zeerookah stieß einen überraschten Laut aus. »Das ist der Mann, der die Eröffnungsrede gehalten und anstelle der Künstlerin die Erklärungen zu den Skulpturen abgegeben hat!«
Decker machte ein nachdenkliches Gesicht. »Offenbar gibt es eine engere Verbindung zwischen Tarbell und Eileen Diabo.«
Cotton zuckte mit den Schultern. »Wir sollten diese Künstlerin in unsere Ermittlungen mit einbeziehen.«
Decker nickte zustimmend. »Aber jetzt kümmern wir uns erst einmal um die anderen Daten auf der externen Festplatte.«
»Vorher solltet ihr euch anhören, was ich aus dem Speicherchip des zerstörten Anrufbeantworters herausgeholt habe, den ihr in Tarbells Wohnung sichergestellt habt«, warf Zeerookah ein. »Deshalb bin ich eigentlich zu euch gekommen. Ich habe den Speicherchip an einen meiner Hightechrechner angeschlossen. Es ist mir gelungen, ein paar Satzfetzen zu rekonstruieren.«
Er trat an Deckers Seite. »Darf ich?«, fragte er und deutete auf die Tastatur.
Decker nickte zurückhaltend, woraufhin Zeerookah seine Finger wie ein leidenschaftlicher Pianist, der eine kurze Partitur zum Besten gab, über die Tasten huschen ließ.
»Ich habe die vorbereitete Audiodatei jetzt aufgerufen«, erklärte er. »Seid ihr bereit?«
»Nur zu«, sagte Decker.
Zeerookah startete die Wiedergabe. Eine digital leicht zerhackte Männerstimme drang aus den Lautsprechern der Arbeitsstation.
»Wo bleibst du, Tarbell? Wir warten hier seit einer Stunde auf die Lieferung. Wenn du hier nicht bald …« An dieser Stelle brach die Stimme ab und setzte nach einer kurzen Pause wieder ein. »… warne dich. Solltest du wie angekündigt jetzt schon aus dem Geschäft aussteigen, wird es für dich …«
»Mehr konnte ich aus der ersten Nachricht des Anrufbeantworters leider nicht herausholen«, sagte Zeerookah bedauernd. »Es folgten zwei weitere Anrufe von demselben Mann. Die Aufzeichnungen sind bedauerlicherweise noch verstümmelter.«
»… du elender Bastard nicht in den nächsten zehn Minuten hier auftauchst, dann …«, setzte die Stimme des unbekannten Anrufers wieder ein. Sie klang diesmal wesentlich gereizter und ungehaltener. Außerdem schwang eine unverkennbare Drohung darin mit. »… wirst du bitter bereuen … lassen wir nicht mit uns umgehen … schlimme Konsequenzen für dich und die Menschen haben, die dir lieb und teuer sind …«
Mit dieser zerstückelten Ankündigung endete die Aufzeichnung.
»Mehr ließ sich aus dem zerstörten Chip beim besten Willen nicht rekonstruieren«, sagte Zeerookah. »Die Anrufe fanden heute Morgen zwischen sechs und sieben Uhr statt. Die Telefonnummer des Anrufers ist vom System nicht gespeichert worden, vermutlich, weil er die Funktion auf seinem Gerät unterdrückt hatte.«
»Um sieben Uhr morgens war Tarbell bereits tot«, bemerkte Cotton. »Und wie es sich anhört, hatte er eine wichtige Verabredung verpasst.«
Decker rieb sich den Nacken. Ihr hübsches Gesicht wirkte besorgt. »Offenbar erwarteten diese Männer, dass Tarbell ihnen etwas lieferte. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um den nachgemachten Schmuck für die Touristen in Caughnawaga handelt. Eine solche Lieferung stand Mortimers Angaben zufolge tatsächlich an. Aber wegen diesem Tand würde doch kaum jemand solche wüsten Drohungen ausstoßen, oder?«
Cotton nickte beipflichtend. »Stimmt. Suzy Bennet kam ungefähr um halb neun von der Nachtschicht nach Hause. Die Männer haben ihr vermutlich aufgelauert, um in die Wohnung zu kommen. Als sie die Lieferung dort nicht fanden, nahmen sie Tarbells Freundin kurzerhand mit. Wahrscheinlich wollten sie Tarbell mit der Entführung
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