Jetzt mal Butter bei die Fische
Kein ganz leichter Weg
»Wie war das denn damals bei Ihnen? Sie haben ja auch einiges auf dem Weg zu Ihrer heutigen Arbeit ausprobiert. Wie haben Sie denn den richtigen Job gefunden?« Diese Frage wird mir häufig von Klienten im Kennenlerngespräch gestellt.
Klar, es liegt nahe, von jemandem, der sich schon so lange professionell mit der beruflichen Neuorientierung beschäftigt, zu erwarten, selbst ein leuchtendes Beispiel zu sein. Ich würde Ihnen auch sehr gern erzählen, wie mir eines Tages die Erleuchtung kam und ich plötzlich wusste, wie das geht – wie man seinen Traumjob und seine Berufung findet. Und dann könnte ich Sie daran teilhaben lassen und Ihnen mit einem gütigen Lächeln versichern: »Machen Sie es einfach wie ich – dann wird alles gut!«.
Die Wahrheit ist aber: Sie sollten sich an meiner Vita besser kein Beispiel nehmen. Denn meine Berufsfindung war alles andere als zielgerichtet und an meinen Interessen und Neigungen orientiert. Nach Abi und Zivildienst fühlte ich mich ausgesprochen unerleuchtet in Bezug auf Leben und Arbeit. Ich wusste nicht, was ich wollte – und nahm mir weder die Zeit noch hatte ich den Mut, eine ehrliche Antwort zu finden. Lieber tat ich, was so viele in dieser Situation tun: Ich studierte etwas, das allgemein als »vernünftig« galt – bei mir war das nicht BWL oder Jura, sondern Medizin.
Die war nur – Überraschung! – überhaupt nicht mein Ding, und ich fand den Ausgang erst nach dem Physikum. Ich startete ein Popmusik-Projekt, kam damit auf keinen grünen Zweig, hatte dann verschiedene Jobs und blieb konsequent unzufrieden. Klassischer Spätzünder.
Dass ich heute den (für mich) besten aller möglichen Jobs habe, verdanke ich mehr oder weniger dem Zufall, und nicht einem Coach oder klugen Konzepten. Mir lief die Psychologie eines Tages über den Weg, und ich merkte erst langsam, dass mich die Sache wirklich interessierte. Bis ich mich später traute, mich von meinem ungeliebten Brot-und-Butter-Job zu lösen und in die Selbstständigkeit zu starten, vergingen weitere Jahre – und auch dieser Weg verlief eher in Schlangenlinien.
Ironischerweise – oder gerade deshalb – beschäftige ich mich heute hauptsächlich mit der beruflichen (Neu-)Orientierung. Zu mir kommen Menschen, die kleine oder große Veränderungen herbeisehnen, aber aus den verschiedensten Gründen damit nicht vorankommen. Oft fehlen ihnen klare Ziele, ein Bild ihrer Möglichkeiten und/oder der Mut, sich auf den Weg zu machen. Im Laufe der Jahre habe ich Methoden und Werkzeuge entwickelt oder mir zu eigen gemacht, mit denen die Suche nach dem richtigen Job etwas schneller, schmerzloser und gradliniger funktioniert als in meinem Lebenslauf.
Bevor Sie jetzt aber denken, ich könne Ihnen ein Patentrezept liefern, das Ihre berufliche Veränderung zur schnellen Nummer macht, muss ich Sie sofort enttäuschen: Ich kann und will keinem die Suche nach eigenen Antworten abnehmen! Ich glaube weder an den Erfolg von Berufsberatung (»Am besten machen Sie …«) noch an den Sinn von Potenzialanalysen (»Zu Ihnen passt …«). Dazu komme ich noch.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es viel sinnvoller ist, Menschen zu ermutigen, konsequent und mit offenen Augen auf die Suche zu gehen. Das ist nur leichter gesagt als getan – denn dazu braucht es Überblick, Planung und vor allem auch das Know-how, mit den eigenen Ängsten und Widerständen konstruktiv umzugehen. Weil dies kein einfacher Weg ist, suchen sich viele Menschen heutzutage einen Coach.
Ein Buch zum Selbstcoaching
Kämen Sie zu mir in meine Praxis, würde ich Ihnen zuallererst erklären, dass nachhaltige berufliche Veränderungen immer Zeit und Engagement brauchen. Die Vorstellung, dass ein guter Coach Sie scannen und Ihnen dann sagen kann, für welche Jobs Sie sich am besten bewerben sollten, ist zwar angenehm – aber auch völlig unrealistisch! Und genauso wenig kann dies ein Ratgeberbuch leisten. Der leichtfüßige Spaziergang zu Traumjob und Berufung ist in meinen Augen eine (gern ge- und verkaufte) Illusion.
»Selbstcoaching-Programm« steht nicht auf dem Titelblatt, weil es so schick klingt. Mir ist es damit tatsächlich ernst. Und das bedeutet für Sie – genauso wie für meine Coachingklienten –, dass hier jede Menge Arbeit auf Sie zukommt!
Wenn Sie dieses Buch zur Hand genommen haben, weil Sie mithilfe ein paar flotter Übungen gesagt bekommen wollen, für welchen Job Sie sich in der nächsten Woche bewerben sollten, sind
Weitere Kostenlose Bücher