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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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1
    Nicht all deine Pflichten werden angenehm sein. Aber dieses Opfer musst du bringen. Vergiss nicht, dass du als Kirchenangestellter allen anderen Menschen gegenüber privilegiert bist.
    Mit gutem Beispiel vorangehen!
    Ein Leitfaden für Kirchenangestellte
    Die Guillotine erwartete sie. Das geschwärzte Holz ragte düster und bedrohlich vor den nackten Betonwänden des Hinrichtungssaals auf.
    Chess gab sich Mühe, nicht hinzusehen, als sie vorbeihumpelte. Versuchte zu vergessen, dass sie es eigentlich verdient gehabt hätte, davor niederzuknien, den Hals auf den im Lauf der Jahre glatt polierten Block zu legen und auf die Klinge zu warten. Sie hatte einen Psychopomp getötet. Verdammt, sie hatte Menschen umgebracht!
    Nur auf den Tod des Falken stand automatisch die Todesstrafe.
    Doch niemand wusste davon. Oder wenigstens niemand, der über die Macht verfügte, sie zum Tode zu verurteilen. Im Augenblick war sie sicher.
    Leider fühlte sie sich überhaupt nicht sicher. Sie fühlte sich kein bisschen so, wie es eigentlich hätte sein sollen. Bei jedem Schritt in den Kirchenschuhen mit den flachen Absätzen gemahnte sie ein dumpfer Schmerz im Oberschenkel an die fast verheilte Schusswunde. Ihr Humpeln erinnerte auch alle anderen daran und lenkte die Aufmerksamkeit ausgerechnet jetzt auf sie, zu einem Zeitpunkt, da sie Aufmerksamkeit noch viel weniger brauchen konnte als sonst.
    Die Hand des Ältesten Griffin legte sich warm auf ihren Ellbogen. »Sie dürfen sitzen bleiben, während das Urteil verkündet und vollstreckt wird, Cesaria.«
    »Oh nein, wirklich, ich bin ...«
    Er schüttelte den Kopf und sah sie mit ernstem Blick an. Was sollte das denn jetzt? Zugegeben, eine Hinrichtung war auch nicht gerade ein knalliges Partyevent, aber das galt für so ziemlich jeden Kirchentermin. Doch der Älteste Griffin sah heute noch ernster aus als sonst, noch bedrückter.
    Er wusste doch wohl nicht Bescheid, oder? Hatte Oliver Fletcher ihm von dem Psychopomp erzählt und davon, was sie ihm angetan hatte? Wenn dieser Bast ... Nein. Das war nur blöde Paranoia. Oliver hatte ihm ganz bestimmt nichts verraten. Wann denn auch? Soweit sie wusste, hatten die beiden Männer sich seit jener Nacht nur einmal unterhalten - seit der Nacht, in der sie den Psychopomp getötet hatte, der Nacht, in der Teirible ...
    Der Atem rasselte in ihrer Brust. Ach ja, richtig. Hier und jetzt waren solche Gedanken wirklich fehl am Platz. Hier fand eine Hinrichtung statt, sie musste eine Zeugenaussage machen, und deshalb hieß es jetzt verflucht noch mal Ruhe bewahren und die Aussage zu Protokoll geben.
    Also setzte sie sich auf den harten Holzstuhl mit der geraden Rückenlehne, sog den penetranten Desinfektionsmittelgestank ein und sah zu, wie sich die anderen im Gänsemarsch in den Raum schoben. Da war der Älteste Murray, dessen geschminkte Augenringe auf der tiefdunklen Haut beinahe verschwanden, obwohl sie so schwarz wie sein Haar waren. Dann kam DanaWright, die andere Debunkerin, die bei der Razzia im Keller von Madame Lupita dabei gewesen war, mit den hellen Locken ums Gesicht.
    Für Lupita selbst war niemand gekommen. Jeder, dem vielleicht etwas an ihr lag oder der in den letzten Minuten ihrer sterblichen Existenz gerne bei ihr gewesen wäre, war entweder bereits selbst hingerichtet worden oder schmorte in einer Gefängniszelle.
    Als Letzter - bevor die Verurteilte selbst eintraf - kam der Henker, das Gesicht von einer schweren schwarzen Kapuze verhüllt. In der ausgestreckten Rechten trug er einen Hundeschädel - seinen Psychopomp, der schon bald Madame Lupita ins Geistergefängnis tragen würde. In der linken Hand hielt er eine Kette, und am Ende der Kette ging Madame Lupita, deren Arme und Handgelenke mit eisernen Schellen gefesselt waren.
    Mit dumpfem Krachen fiel die Tür hinter ihnen zu, und das Schloss klickte; es würde sich erst in einer halben Stunde wieder öffnen. Zeit genug für die Hinrichtung und den Abtransport der Seele in die Stadt der Ewigkeit. Diese Zeitschlösser hatte man in der Gründungszeit der Kirche eingeführt, nachdem eine Verkettung unglücklicher Umstände dazu geführt hatte, dass ein Geist die Tür geöffnet hatte und entkommen war. Wie alles, was die Kirche tat, hatten auch die Zeitschlösser ihren Sinn, aber dennoch konnte Chess einen leichten Anflug von Panik nicht unterdrücken. Sie war eingesperrt. Das konnte sie grundsätzlich nicht leiden.
    Der Henker befestigte sein Ende der Kette an der Guillotine und machte

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