Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)
sehe sie!«
»Dranbleiben, aber vorsichtig.«
»Alles klar.«
Miranda Calderon war etwa hundert Yards von ihr entfernt. Sie ging die Amsterdam Avenue entlang und trug einen kleinen weißen Einkaufsbeutel in der linken Hand. Vermutlich das Aralen.
Decker bremste und lenkte ihren Porsche in eine mikroskopisch kleine Parklücke. Das Heck des Wagens ragte zur Hälfte auf die Fahrbahn. Vermutlich würde sie einen Strafzettel bekommen.
Egal!
Sie schnappte sich das Mobiltelefon und stieg aus. Dann öffnete sie ihren eleganten halblangen Mantel, schob das Holster mit der Pistole ein wenig nach vorne und folgte Miranda Calderon in sicherer Entfernung. Ab und zu verlor sie die Frau kurz aus den Augen, aber dank ihrer hellen Haare fand sie sie jedes Mal rasch wieder. Decker wunderte sich, wie ruhig Calderon wirkte. Ihr Gang war entspannt, lässig beinahe, die Schultern locker, und sie schaute sich kein einziges Mal nach möglichen Verfolgern um. Entweder war die Frau ein abgebrühter Profi, oder sie wusste nicht, dass Bobby Gold von der Polizei gesucht wurde und dass sie sich gerade zur Komplizin eines mehrfachen Mörders machte.
»Statusbericht«, drang Mr Highs Stimme leise aus dem Mobiltelefon.
»Die Zielperson ist etwa zwanzig Yards vor mir«, flüsterte Decker.
»Irgendeine Spur von Roberto González?«
»Negativ«, antwortete Decker. »Die Frau geht einfach nur die Straße entlang. Sie hat mit niemandem gesprochen und auch mit niemandem telefoniert, soweit ich es feststellen konnte.«
»Bleiben Sie an ihr dran.«
»Mach ich … Moment!«
»Was ist?«
Decker beschleunigte ihre Schritte. Miranda Calderon war bei einem Hotdog-Wagen stehen geblieben und unterhielt sich mit einem Mann, der Jeans und einen dicken Sweater trug, dessen Kapuze den Großteil des Kopfes bedeckte. Decker konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen, aber Statur und Größe stimmten mit der von Bobby Gold überein.
»Was ist los, Agent Decker?« Mr Highs Stimme drang leise, aber unmissverständlich aus dem Mobiltelefon, das Decker in die Brusttasche ihres Mantels geschoben hatte.
»Ich glaube, die Zielperson hat sich gerade mit Bobby Gold getroffen«, flüsterte Decker.
»Sie glauben? «
»Der Mann trägt einen Kapuzensweater«, erklärte Decker.
»Gehen Sie näher ran«, befahl Mr High. »Sie müssen sein Gesicht sehen. Aber seien Sie vorsichtig.«
»Okay«, flüsterte Decker. Sie atmete ein paar Mal tief durch, dann näherte sie sich mit betont beiläufigen Schritten dem Hotdog-Wagen. Der Mann, mit dem Miranda Calderon sich unterhielt, hatte nach wie vor den Kopf abgewandt, sodass Decker sein Gesicht nicht erkennen konnte.
Dreh dich um, verdammt!
Der Mann drehte sich nicht um.
Decker zog ihre Pistole aus dem Holster und schob die Waffe in die Außentasche ihres Mantels. Falls der Mann wirklich Bobby Gold war, wollte sie kein Risiko eingehen. Sie würde kein weiteres Opfer seines Jagdmessers werden.
»Mit allem?«
»Wie bitte?«
Der Hotdog-Verkäufer lächelte Decker an und wiederholte seine Frage.
»Ja, ja, mit allem«, entgegnete Decker unwirsch.
Sie stand jetzt direkt neben Miranda Calderon, die sich nach wie vor mit dem Mann mit dem Kapuzensweater unterhielt. Dem Mann, dessen Gesicht Decker immer noch nicht gesehen hatte.
»Bitte sehr, Ma’am, Ihr Hotdog.« Der Verkäufer streckte Decker einen tiefen Pappteller entgegen, auf dem ein Hotdog in Senf und Ketchup ertrank. Dazu gab es Zwiebelringe und klein geschnittene Essiggurken.
In diesem Moment drehte sich der Mann mit dem Kapuzensweater um. Er hatte den Kopf gesenkt. Noch konnte Decker sein Gesicht nicht erkennen, aber es handelte sich um einen Latino.
Er hob den Kopf.
Gleichzeitig wanderte seine rechte Hand in die längliche Bauchtasche auf der Vorderseite seines Sweaters.
Ein metallisches Funkeln.
Decker riss ihre Pistole aus der Manteltasche und richtete sie auf das Gesicht des Mannes.
Der Verkäufer machte einen erschrockenen Satz nach hinten und ließ dabei den Hotdog fallen, der auf Deckers Mantel klatschte.
»Halt! Halt! Abbruch! Abbruch!«, drang Zeerookahs hysterische Stimme aus Deckers Handy.
Sie starrte den Mann vor sich an. Der hielt einen silbernen Geld-Clip in der Hand und starrte zurück, Todesangst in den Augen.
»Verdammt«, murmelte Decker und senkte die Pistole.
»Der Mann ist höchstwahrscheinlich nicht Bobby Gold«, sagte Zeerookah hastig.
»Das sehe ich, du Genie«, antwortete Decker eisig.
Miranda Calderon, der Mann, der nicht
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