Cotton Reloaded - Folge 2 - Countdown
Clarice gefiel besonders, wie Murphy Prügel bezogen hatte. Zum Abschied tauschte sie mit Cotton die Visitenkarten. Sie vereinbarten, losen Kontakt zu halten. Beim Abschied flossen Tränen bei Zoe, doch sie tröstete sich mit dem Gedanken, in ein paar Wochen wieder mit ihrer Mutter in ihrem alten Zuhause zu sein.
Cotton kehrte in seine Wohnung zurück. Auf dem Anrufbeantworter waren zwei Anrufe von Freunden eingegangen. Nachdem er sich die Nachrichten angehört hatte, setzte er sich mit einem Buch auf seinen Balkon. Auf dem Balkon schräg gegenüber saß eine junge Frau, die sich die Fingernägel lackierte. Gleichzeitig versuchte sie mit ihrem Handy, das sie zwischen Schulter und Unterkiefer eingeklemmt hatte, zu telefonieren.
Gegen dreiundzwanzig Uhr ließ Cotton sich ins Bett fallen. In den frühen Morgenstunden weckte ihn das Telefon. Zeerookah war am Apparat und erstattete Bericht über seine Recherchen. Danach rief Cotton Decker an.
»Ja?«, murmelte sie.
»Guten Morgen, Special Agent Decker. Wie geht es Ihnen?«
»Cotton?« Sie atmete tief durch und rollte mit den Augen. »Weshalb rufen Sie mich zu dieser unchristlichen Zeit an?«
»Wir müssen uns treffen.«
»Was?« Sie arbeitete sich mühsam in eine Sitzposition. »Was soll das werden? Eine Einladung zu einem Date?«
»Wenn Sie es so nennen wollen. Man könnte es auch als informatives Treffen bezeichnen, wenn Ihnen das lieber ist.«
»Es gibt für Sie und mich nichts mehr zum Informieren.« Ihr Blick schweifte zu den zugezogenen Vorhängen. War überhaupt schon die Sonne aufgegangen? »Das G-Team ist aufgelöst. Die Abwicklung wird nur noch ein paar Wochen in Anspruch nehmen. Genießen Sie bis dahin Ihr Gehalt fürs Nichtstun. Aber das ändert nichts an der Tatsache: Sie sind demnächst nicht mehr beim FBI.«
»Was ist mit Ihnen?«
»Was soll mit mir sein?« Sie gähnte ausgiebig hinter vorgehaltener Hand. »Ich bin schon zu lange bei dem Verein, als dass sie mich einfach vor die Tür setzen können. Vermutlich werde ich in eine andere Abteilung des FBI versetzt. Genaues erfahre ich wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt, an dem bei Ihnen die offizielle Kündigung in den Briefkasten flattert. In diesem Sinne, leben Sie wohl. Irgendwie habe ich Sie gemocht.«
»Moment! Wenn wir uns schon nicht dienstlich treffen können, dann vielleicht privat.«
»Nein.« Mit der Hand rieb sie sich müde durchs Gesicht. »Ich bin immer für einen klaren Schnitt. Das G-Team und alles, was dazugehörte, ist für mich Vergangenheit. Schenken wir uns also die Sentimentalitäten und wenden uns lieber neuen Herausforderungen zu.«
»Da hätte ich vielleicht was für Sie. Wie wär’s, wenn wir uns die Drahtzieher der Fugzeugentführung schnappen?«
Decker wurde hellhörig. »Wissen Sie etwas, was ich nicht weiß?«
»Ich weiß zumindest, dass da einige Dinge keinen Sinn ergeben.«
»Ich höre.« Decker reckte die freie Hand nach der Nachttischlampe, schaltete sie ein und blinzelte gegen das blendende Licht an. »Worauf wollen Sie hinaus? Ich gebe Ihnen drei Minuten.«
»Ich will darauf hinaus, dass wir die ganze Zeit auf dem Holzweg gewesen sind, was die Motive der Terroristen anging. Deswegen sind wir falschen Spuren nachgegangen.«
»Das ist doch kalter Kaffee.«
»Tja, dann müssen wir diesen Kaffee eben noch mal aufwärmen, weil die Terroristen immer noch aktiv sind. Oder gab es Festnahmen?«
»Nein. Woodbridges Antiterrorteam konnte zwar das Versteck der Hacker in New York orten, aber als das FBI eintraf, fand man nur noch zerstörte Computer vor. Das Gute daran war, dass diese Rechner nicht mehr den Bordcomputer des gekaperten Flugzeugs manipulieren konnten. Deshalb konnte die Maschine aus eigener Kraft landen. Die Drahtzieher sind allerdings weiterhin auf freiem Fuß. Und ich wüsste nicht, wo wir mit der Suche nach ihnen anfangen sollten. Sie haben noch zwei Minuten Redezeit, Cotton.«
»Ich habe über die Sache nachgedacht. Die Terroristen waren nicht die Einzigen, die Interesse an dieser Bedrohung hatten.«
»Sondern?«
»Wir haben es mit einem Gegner zu tun, der das G-Team alt aussehen ließ. Ein Gegner, der uns nach allen Regeln der Kunst vorgeführt hat und uns von einem offenen Messer ins nächste laufen ließ. Jemand, der absichtlich falsche Spuren gelegt hat, nur damit wir falsche Entscheidungen treffen und uns nach Strich und Faden blamieren.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Auf das wahre Motiv der Terroristen. Es ging nie um den Austausch
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