Cotton Reloaded - Folge 2 - Countdown
eines Häftlings. Genauso wenig um einen Anschlag auf New York. Das alles war fingiert. Das erklärt auch, wieso der Heckenschütze auf Rikers Island meinen Namen kannte. Sein Auftraggeber hatte Zugang zu unseren Personalakten. Er hatte den Sniper vor dem Einsatz ausführlich über uns gebrieft. Er wollte nicht den Tod von Bundesagenten, er wollte nur al-Bakkay ausschalten. Zum einen, um damit unsere Unfähigkeit zu demonstrieren, zum anderen, damit al-Bakkay nicht mehr für einen Austausch zur Verfügung stand und das G-Team dadurch in die Bredouille geriet.«
Decker zeigt sich von der Argumentation nicht sonderlich beeindruckt. »Und was ist mit dem Bombenanschlag auf Sie?«
»Das war eine andere, nicht eingeplante Situation. Vorher wollte der Sniper uns beschäftigen, damit er ungestört von Rikers Island fliehen konnte. Als ich ihm an den Fersen klebte, ging es ihm nur noch darum, irgendwie zu entkommen, egal zu welchem Preis, und wenn er dafür einen G-Man töten musste.«
»Das ist alles ein bisschen kompliziert, finden Sie nicht? Wäre es nicht einfacher für diese Mistkerle gewesen, sie hätten Geld oder etwas Ähnliches verlangt, was nicht den Einsatz eines Scharfschützen und den Mord an einem Gefängnisinsassen erforderlich machte?«
»Einfacher mit Sicherheit, allerdings weniger glaubhaft als die geforderte Freilassung eines Topterroristen.«
»Cotton, Sie spinnen«, fasste Decker ihr wiedererwachtes Desinteresse an dem Gespräch zusammen. »Finden Sie sich damit ab, dass andere besser waren. Nehmen Sie die Niederlage sportlich. Hauptsache, New York ist eine weitere Katastrophe erspart geblieben.«
»Auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen: Bei der Terrordrohung ging es allein darum, das G-Team matt zu setzen. Das falsche Hackersignal, das aus dem pakistanischen Konsulat kam, war genauso geplant wie unsere Blamage im Konsulat. Es ging um Diskreditierung, Decker, sonst nichts.«
»Wer sollte Interesse gehabt haben, dem Ruf des G-Teams zu schaden?«
»Jemand, der den Job des G-Teams wollte. Denken Sie mal darüber nach: Wer besitzt die Logistik und das Know-how, uns dermaßen als Versager dastehen zu lassen?«
»Keine Ahnung. Sagen Sie’s mir.«
»Wer hat am meisten von der Flugzeugentführung profitiert?«
»Wir jedenfalls nicht.«
»Im Gegenteil, wir am wenigsten. Genützt hat es Woodbridge und seinem Antiterrorteam. Er steckt hinter dieser Verschwörung. Er hat das G-Team auf falsche Fährten gelockt, damit wir Schritte unternehmen, die uns bis auf die Knochen blamieren. Es waren seine Experten, die sich in den Bordcomputer der Boeing gehackt hatten, um auf diese Weise ein Szenario zu schaffen, bei dem sich das G-Team als Versager erweisen sollte.«
»Weshalb sollte Woodbridge etwas so Verrücktes tun?«
»Weil es seit 9/11 einiges an Umwälzungen im Bereich innerer Sicherheit gibt. Beim FBI, der CIA und der Homeland Security wird der Rotstift angesetzt. Vor allem die Abteilungen der Geheimdienste mit den gleichen Funktionen gelten als überflüssig. Seit vergangenem Sommer stehen das G-Team und das Antiterrorteam der Homeland Security auf dem Prüfstand. Beide Abteilungen verrichten im Grunde die gleiche Arbeit. Würde man diese Arbeit in nur einer Abteilung bündeln, wären die Kosteneinsparungen enorm. Bis vor ein paar Tagen sah es so aus, als hätten wir bei diesem Rennen die Nase vorn. Doch nachdem wir uns bei der Flugzeugentführung nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben, hat das Blatt sich zugunsten der Homeland Security gewendet. Kein Wunder - im Vergleich zu Woodbridges Antiterrorteam haben wir uns angestellt wie Amateure.«
»Cotton …«
»Denken Sie doch nur mal darüber nach, wieso Woodbridges Team in einer Stunde schaffte, was dem G-Team in der fünffachen Zeit nicht gelang. Die Flugzeugentführer waren keine Gegner, die man im Schnellverfahren auffliegen lassen konnte. Wir haben es versucht und sind grandios gescheitert. Deshalb würde mich an Ihrer Stelle interessieren, wie Woodbridges Leute den oder die Hacker so schnell aufspüren konnten. Dass die Terroristen einer Festnahme und somit einem Verhör entgehen konnten, passt doch ins Bild.«
Decker seufzte. »Ich habe Woodbridges Einsatzakte gelesen und nichts Unredliches darin gefunden.«
»Steht da auch drin, wie er die Information über seine Heldentat nach dem ›vereitelten Terroranschlag‹ an die Presse durchsickern ließ? Woodbridge hat auf diese Weise dafür gesorgt, dass sein Name als Retter der Nation publik
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