Coxi Flederwisch - Hexerei im Pausenhof
Lieselotte stöhnte laut.
Aber Herr Blechinger bemerkte weder Lieselottes Stöhnen noch den Versprecher. Er war mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt.
Wenn hier ein neuer Hausmeister anfängt, dachte er, dann heißt das doch, dass man den alten nicht mehr braucht. Und der alte – das war ja er! Wollte der Schulleiter ihm kündigen? Aber warum? Herr Blechinger war ratlos. Und ein bisschen verzweifelt. Er war doch so gerne Hausmeister an der Tannhaus-Schule. Und er bemühte sich doch auch, alles richtig zu machen!
Damit niemand etwas von seiner Ratlosigkeit bemerkte, machte er wieder ein mürrisches Gesicht und fragte streng: »Haben Sie überhaupt schon mit Herrn Morsch geredet?«
»Mit wem?«
Jetzt seufzte Herr Blechinger erleichtert. Wenn der Schulleiter nichts von der Sache wusste, dann war das mit der Kündigung noch gar nicht sicher. »Mit Herrn Morsch, dem Schulleiter. Erster Stock, zweite Tür links.«
Ohne ein weiteres Wort drehte sich der Hexen-Hausmeister um und marschierte in die gewiesene Richtung.
Lieselotte hinterher.
Das war ihre Chance!
Jetzt musste sie ihn ansprechen und ihn dann möglichst unauffällig in den Keller bringen! Sie erreichte ihn nach wenigen Schritten und zupfte am Hausmeisterkittel. Der Hexen-Hausmeister drehte sich um. Sein Blick schillerte grün. Lieselotte musste kurz schlucken, aber dann nahm sie all ihren Mut zusammen: »Hallo. Ich kann Ihnen den Weg in den Keller zeigen!«
»Du? Bist du der Schu… Schuhullleiter?«
»Nein, aber …«
»Coxi hat gesagt, wir müssen zum Schulleiter«, murmelte der Hexen-Hausmeister und ging weiter.
»Aber ich bin eine Freundin von Coxi!«
Der Hexen-Hausmeister musterte sie mit einem argwöhnischen Blick. »Coxi hat gesagt, hier weiß keine fliegende Ameise etwas über uns und unsere Hexenwelt.«
»Ja, aber ich schon.«
»Ich mache es lieber so, wie Coxi gesagt hat«, brummte der Hexen-Hausmeister und betrat das Schulhaus. Die Tür fiel vor Lieselottes Nase zu.
Eigentlich wollte sie sofort hinterher. Aber in diesem Moment geschah die nächste sehr ungewöhnliche Sache.Alle, die im Schulhof standen, konnten sie sehen: Ein Blitz zuckte durch den klaren Frühlingshimmel. Dazu erscholl ein überaus merkwürdiges Geräusch. Nicht dumpf und grollend wie ein Donner, eher krächzend wie ein Eule und schrill wie Feueralarm. Wenn man genau hinhörte, meinte man, dass es sich um eine kreischende Stimme handelte. Und wenn man sich so sehr konzentrierte, wie Lieselotte, konnte man sogar Worte verstehen: »Wie kriegt man diesen gift- und galligen Feuerbesen nur zum Stehen?«
Damit schoss der Blitz geradewegs in den großen Ahornbaum mitten auf dem Schulhof.
5. Feuer im Schulhof
Alle Augen richteten sich auf den Baum. Funken sprühten! Flammen züngelten aus dem Geäst!
»Feuer!«, riefen die Kinder.
Herr Blechinger schreckte aus seinen Gedanken. Er sah die brennenden Zweige in der Krone des Ahornbaumes und sofort begann er zu handeln. Er bückte sich nach dem Gartenschlauch. Er schloss ihn an den Wasserhahn an. Er drehte auf. Dann scheuchte er die Kinder zur Seite und lief mit dem spritzendem Schlauch zum Baum.
Alle Kinder und Frau Sönnchen beobachteten ihn gebannt.
Halt! Ein Kind gab es, das nicht ihn, sondern immer noch die Baumkrone beobachtete: Lieselotte. Denn sie hatte erkannt, dass es gar keine Zweige waren, die brannten. In Wirklichkeit schlugen die Flammen aus dem Reisigeines altertümlichen Besens, der mitten in den Ästen steckte. Und am Stiel dieses Besens – dort, wo es eigentlich gar nicht brannte – stieg grau-lila Rauch auf.
Die Rauchwolke verpuffte ungefähr eine Millisekunde bevor der Strahl aus Herrn Blechingers Schlauch die Baumkrone traf. Das Wasser schlug zischend auf. Es qualmte und prasselte und bei diesem Getöse bemerkte wieder niemand außer Lieselotte, dass aus der verpufften Wolke eine Maus hervorhuschte. Eine Maus, deren Barthaare grünlich schimmerten.
Den Grünstich der Barthaare sah übrigens nicht einmal Lieselotte – aber trotzdem wusste sie sofort, um wen es sich da handelte.
Die Maus rannte wie vom Bussard gejagt der Schultür entgegen. Hier stand Lieselotte und wartete einfach ab. Als die Maus vor der geschlossenen Tür stehen bleiben musste, bückte sie sich und hob sie auf.
»Coxi! Du warst aber schnell!«, flüsterte sie ihr erfreut zu.
»Ja, war ich, los, schnell, zackzack, wir müssen sofort und ganz feuerbesenschnell…« Die Maus zappelte in ihrer Hand und versuchte, sich zu
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