Coxi Flederwisch und der total verhexte Schultag
kein winziges bisschen ungewöhnlich.
Ungewöhnlich war, dass neben ihr eine grünhaarige Hexe stand. Aber das konnte Frau Sönnchen nicht sehen. Die Hexe zerrte an Lieselottes Arm und fragte ungeduldig: »Was ist jetzt? Hilfst du mir oder nicht?«
»Wie soll ich dir denn helfen? Ich weiß doch auch nicht, wo die Decke ist. Außerdem hat es geklingelt und ich muss jetzt wieder ins Klassenzimmer.«
»Wohin? Warum? Kann die Klingel über dich bestimmen?«
Lieselotte musste lachen. »Nein, natürlich nicht. Die Klingel zeigt nur an, dass jetzt der Unterricht weitergeht, und darum muss man in das Zimmer gehen, in dem die Lehrerin einem alles beibringt. Ins Klassenzimmer eben.« Lieselotte machte eine kleine Pause und begann, vor sich hin zu grinsen. »Also, eigentlich muss man ins Klassenzimmer gehen, wenn es läutet.« Ihr Grinsen wurde breiter. »Aber meine Lehrerin steht immer noch da unten. Und die andern drängeln sich hinterm Schultor. Also wird ja wohl niemand merken, wenn ich auch zu spät komme. Ein bisschen Zeit habe ich noch.« Sie drehte sich zu Coxi um. »Warum hext du die Decke nicht einfach her?«
Coxi verdrehte die Augen. »Vom Hexen hast du aber echt keine Ahnung! Wie soll ich mir die Decke herbeihexen, wenn ich nicht weiß, wo sie ist! Ich muss mir doch genau vorstellen, von wo nach wo sie fliegen soll!«
»Hmmm«, sagte Lieselotte. »Und warum hext du dir keine neue Kuscheldecke?«
»Neue Sachen hexen kann man nicht. Man kann nicht aus nichts etwas machen. Das ist doch bei euch genauso. Ich könnte allenfalls irgendetwas in eine Kuscheldecke verwandeln, das habe ich sogar schon versucht. Mit Mamas altem Wischmopp – das kannst du vergessen. DerWischmopp sah dann zwar aus wie meine Kuscheldecke, aber es blieb ein verwandelter Wischmopp und genauso roch er auch – damit konnte ich nun wirklich nicht einschlafen.«
Lieselotte nickte. Das mit dem Hexen war um einiges schwerer, als sie gedacht hatte. »Du musst die Kuscheldecke also wirklich suchen«, sagte sie.
»Genau!«
Wie man richtig suchte, das wusste Lieselotte: »Wo hast du die Decke zuletzt gesehen?«
»Na, als ich sie in die Umzugskiste gesteckt habe! Ich habe sie nicht vergessen! Ich würde doch nie ohne meine Kuscheldecke woanders hinfliegen!! Ich glaube, dass Mama die ganze Kiste im Keller vergessen hat und es jetzt nicht zugibt!« Coxi biss ärgerlich auf dem Ende ihres Zauberstabs herum. Dann zog sie ihn wieder aus dem Mund und meinte beleidigt: »Dabei habe ich sogar nachgezählt: 186 Kisten standen vor dem Umzug im Keller, in Kalexico waren es nur noch 185!«
»Fehlen denn noch andere Sachen?«
»Jede Menge!«, empörte sich Coxi. »Tante Orklas alter Stinkstiefel, Onkels Felcos Zauberzange, Großmutters Nachthemd – aber Mama hat gesagt, wir sollen uns nicht so anstellen, es sei ganz normal, dass in einem Hexenhaushalt ab und zu etwas verloren geht. Da ginge es nicht so zu wie bei diesen pingeligen Menschen.«
»Hmmm«, machte Lieselotte. »Die Kiste muss also noch im Keller stehen.«
»Genau«, sagte Coxi. »Aber wo ist der Keller?«
»Na ja, ein Keller kann ja nicht weglaufen!«
»Wie meinst du das?«
»Er muss doch immer noch genau unter der Schule sein!«
»Und wie soll ich dorthin kommen?«
»Vielleicht durch den Schulkeller?«, meinte Lieselotte.
Coxi sprang vom Klodeckel auf und krempelte sich tatendurstig die Ärmel hoch. »Dann gehen wir da mal hin!«
»Wieso
wir
?«, fragte Lieselotte. Sie hatte schließlich noch nichts versprochen. Und in den Keller zu kommen war gar nicht so einfach.
»Hilfst du mir denn nicht?« Aus Coxis Nase quoll ein graublaues Wölkchen. War das Wut oder Enttäuschung?
»Wie soll ich denn?«, verteidigte sich Lieselotte. »Man braucht einen Schlüssel! Nicht nur das: Der Eingang zum Keller befindet sich in der Hausmeisterwohnung! Wir müssen also an Herrn Blechinger vorbei! Was sollen wir dem denn sagen? Dass wir einen 523 Jahre alten Hexenkeller suchen? Der denkt doch, wir spinnen!«
Coxi hörte gar nicht auf Lieselottes Einwände: »Wenn du mir nicht hilfst, dann gehe ich eben alleine!« Ein paar grüne Funken stoben aus ihren Augen und sie drehte sich zur Tür. »Und ich hatte gedacht, ich hätte schon eine Menschenfreundin gefunden!«, murmelte sie vor sich hin. Dann drückte sie die Tür auf.
Lieselotte blieb sitzen. Coxi marschierte vor zu den Waschbecken. Lieselotte sah ihr zu. Coxi öffnete die Tür zum Gang und huschte hinaus.
»Halt!« Jetzt
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