Coxi Flederwisch und der total verhexte Schultag
mit den Eltern, die behaupten, der Schulleiter spinnt?Man wird mich hinauswerfen!« Er sah Lieselotte an, als hätte sie ihre Hausaufgaben vergessen. Schuldbewusst schlug sie die Augen hinter ihrer Brille nieder. Daran hatte sie gar nicht gedacht.
Wieder schwiegen sie eine Weile und dann rief Lieselotte: »Ich habe eine Idee!«
»Ja?«, fragte Herr Morsch hoffnungsvoll.
»Wir geben das ganze Chaos als Probe für die Jubiläumsfeier aus!«
»Wie?«
»Also, wir bauen bei der Jubiläumsfeier ein Bühnenbild auf: einen Wald aus all den Topfpflanzen, die in der Schule stehen – das soll der Wald sein, der hier früher stand. Und dann bauen wir eine Hütte. Wir sagen: Dafür brauchten wir die Bretter und Nägel, die herumlagen. Unter der Decke spannen wir ein Netz, in dem Süßigkeiten liegen, und die lassen wir nach der Eröffnungsrede herunterfallen. Und eine CD mit
Wer will fleißige Handwerker sehn
lässt Frau Sönnchen sowieso abspielen!« Lieselotte sah Herrn Morsch stolz an. »Und jedem, der fragt, was das Chaos heute zu bedeuten hatte, können wir sagen, dass das die Probe war!«
Herr Morsch schwieg. Dann begann er zu lächeln. »Nicht schlecht!«, sagte er. Sein Gesicht sah zum ersten Mal nicht rechteckig und ordentlich aus, sondern lustig und ein bisschen verrutscht, weil sein einer Mundwinkel beim Lächeln höher zeigte als der andere. »Das ist genau die schöne bunte Idee, die ich die ganze Zeit gesucht habe! Jetzt brauche ich nur noch eine schöne Rede …« Der strenge Schulleiter unterbrach sich. »Oder willst vielleicht du die Rede halten? Wo du doch so gute Ideen hast?«
»Ich … ich darf … allein auf die Bühne??«
Herr Morsch nickte und beinahe hätte Lieselotte ihn umarmt. Doch genau in diesem Moment stieß Coxi einen lauten Schnarcher aus: »Schttpühh!« Es klang ein bisschen wie der gute alte Herr Blechinger.
Herr Morsch sah auf das Bett. Er dachte nach. »Und Herrn Blechinger kann ich ja auch wieder einstellen, jetzt wo ich weiß, dass er gar keine Schlafmütze ist!«
Lieselotte nickte.
Herr Morsch sah ihr glücklich in die Augen: »Dann wird es doch noch ein wunderschönes Schuljubiläum.«
13. Kapitel Das Jubiläumsfest
Das Schulhaus war geschmückt. Girlanden baumelten über der Eingangstür und in der Aula standen die Zimmerpflanzen dicht an dicht. Neben der Bühne war aus alten Brettern eine windschiefe Hütte aufgebaut. Herr Blechinger, der seit vier Tagen wieder an der Tannhaus-Schule arbeitete, war außerordentlich fleißig gewesen.
Bevor er wieder in seine Wohnung gezogen war, hatten Lieselotte und Herr Morsch die schlafende Coxi samt Kuscheldecke in den Hexenkeller getragen und ihr dort ein gemütliches Lager gerichtet.
Jetzt standen der Schulleiter und das Mädchen an der großen Eingangstür und sahen zu, wie Väter und Mütter, Bürgermeister und Schulrat, Lehrer und Referendare in die Aula drängten.
Lieselotte war nervös. Gleich kam ihr großer Auftritt!
Als alle Platz gefunden hatten, lief sie mit zitternden Knien nach vorne und nahm die drei Stufen zur Bühne. Sie stellte sich hinters Mikrofon, drückte ihre Brille mit dem Mittelfinger ganz hoch und schaute in den Saal. Bestimmt 300 Leute sahen ihr zu! Es war genauso kribbelig aufregend, wie sie es sich vorgestellt hatte!
»Sehr verehrte Gäste!
Vor hundert Jahren da stand hier nichts als eine alte, verfallene Hütte in einem dichten Tannenwald!« Sie deuteteauf die Hütte. Das Publikum lauschte gespannt. Auch die Kinder hörten andächtig zu.
»Aber dann kamen die Bauarbeiter, fällten die Bäume und bauten ein Haus.« Und dann erzählte sie, wie die ersten beiden Klassenzimmer bald zu wenig waren, wie ein zweiter, ein dritter und ein vierter Stock entstanden, wie die Turnhalle gebaut wurde und schließlich das Gebäude so dastand wie heute: »Ein Haus, das wir alle sehr lieben und in das wir jeden Tag gerne gehen: Unsere Schule, die heute Geburtstag hat!«
Alle klatschten. Lieselotte verbeugte sich und war stolz wie eine Hexe nach dem ersten gelungenen Besenritt.
Als sie die Treppe hinunterkam, wartete Frau Sönnchen auf sie. »Das hast du gut gemacht, Lieselotte!«, sagte sie und ihre Augen strahlten so wie früher. »Schade, dass du letzte Woche so frech warst, sonst hätten wir für unser Lied auch so eine gute Ansagerin!«
»Aber ich war doch gar nicht frech!«, entgegnete Lieselotte. »Es ist wirklich ein Hun…« Hier unterbrach sie sich.
Frau Sönnchen stutzte: »Hat es ihn
Weitere Kostenlose Bücher