Coxi Flederwisch und der total verhexte Schultag
der Pause Milch verkaufen und Sie müssen erreichbar sein, wenn wir den Sanitätsraum brauchen!«
Wieder müdes Gemurmel.
»Sie arbeiten viel zu wenig und machen aber ein Nickerchen nach dem anderen! Im zweiten Stock sind vier Lampen kaputt und außerdem wackelt das Treppengeländer! Wir brauchen hier einen Hausmeister und keine Schlafmütze!«
Noch mal müdes Gemurmel.
Dann kam eine tosende, wütende, donnernde Antwort: »Es ist mir ganz egal, was für eine Entdeckung Sie gemacht haben. Sie sollen mir nichts zeigen!« Die Stimme von Herrn Morsch überschlug sich. »SIE SIND GEKÜNDIGT! AUF DER STELLE VERLASSEN SIE DAS HAUS. PACKEN SIE IHRE SACHEN ZUSAMMEN UND VERSCHWINDEN SIE!«
Jetzt hörte Lieselotte erst einmal nichts mehr. Dann ertönten Herrn Morschs Schritte. Fest und zackig: klack, klack, klack. Gleich würde er bei ihrem Versteck angelangt sein. Und dann?
Kurz entschlossen drückte sie einfach auf den Lichtschalter. Es wurde dunkel. Im Dämmerlicht presste siesich an den Schrank. Herr Morsch war nah. Jetzt hörte sie seine Schritte dicht neben sich. Und seine ärgerliche Stimme: »Schon wieder eine Glühbirne kaputt!«, murmelte er. »Wir brauchen dringend einen neuen Hausmeister!«
Mit diesen Worten ging er an Lieselotte vorbei, ohne sie zu entdecken.
Lieselotte grinste. Nicht nur, weil sie sich so gut getarnt hatte, sondern auch, weil Herr Morsch sie auf eine Idee gebracht hatte. Eine Idee, die so gut war, dass sie den Eingang zur Hausmeisterwohnung gar nicht genauer zu untersuchen brauchte.
Sie wartete noch, bis der Schulleiter im Treppenhaus verschwunden war, dann zischte sie der Beule im Ärmel zu: »Ich hab’s! Ich weiß, wie du in den Keller kommst! Du musst dich in einen Hausmeister verwandeln! Dann gehst du zu Herrn Morsch und er stellt dich ein! Du darfst in der Wohnung wohnen und kannst im Keller herumschnüffeln, so viel du willst!«
»Prima!«, ertönte Coxis fröhliche Stimme und eine rosa Mäuseschnauze mit leicht grünlichen Barthaaren schob sich aus dem Ärmel. »Und was ist das – ein Hausmei-Dingsda?«
Lieselotte stöhnte. »Mit dir hat man’s echt nicht leicht!«
Dann ließ sie die Maus auf ihre Hand krabbeln und hielt sie sich dicht vors Gesicht. »Also, hör gut zu. Ich erklär’s dir.«
Coxi lauschte aufmerksam, nickte mit ihrem Mäusekopf und war mit dem Plan einverstanden. Nur ganz am Schluss sagte sie: »Aber du sollst mitkommen!«
»Coxi! Das geht nicht! Was soll denn Herr Morsch denken! Ein Hausmeister kommt doch alleine!«
»Trotzdem!«
»Außerdem muss ich jetzt wirklich dringend in den Unterricht, ich bin ja schon viel zu spät dran!«
Die Maus blickte zu Lieselotte hinauf. Der Unterkiefer schob sich beleidigt nach vorne: »Du hast es versprochen!«
»Ich hab versprochen, dir zu helfen! Das tu ich ja auch! Aber ich marschiere doch nicht wie ein Kindermädchen neben dir her!«
»Aber ich schaffe es nicht ohne dich!«
Lieselotte seufzte. »Ehrlich, du bist ganz schön anstrengend.« Dann dachte sie noch mal über den Plan nach und es kam ihr eine Idee.
6. Kapitel
Hausmeister Conrad Flederwisch
Was Lieselotte vorhatte, war verboten. Sogar sehr verboten. Bestimmt hätte Frau Sönnchen schrecklich geschimpft, wenn sie es gewusst hätte. Und der strenge Herr Morsch erst recht. Er hätte getobt, die großen Nasenlöcher gebläht und ihr eine fürchterliche Strafarbeit verpasst.
Aber die beiden hatten nicht die leiseste Ahnung, was Lieselotte ausheckte. Außerdem waren sie vollauf mit den ungewöhnlichen Dingen beschäftigt, die bereits passiert waren. So stand Herr Morsch am Fenster seines Büros und beobachtete, wie Herr Blechinger mit einem Koffer in der Hand über den Hof schlurfte, durchs Tor trat und in Richtung Bushaltestelle ging. Als er ganz hinter der nächsten Mauer verschwunden war, seufzte Herr Morsch und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen. Er war ein bisschentraurig, denn er hatte den Hausmeister eigentlich gemocht. Aber als Schuldirektor war es seine Pflicht gewesen, so einen faulen Hausmeister hinauszuwerfen!
Herr Morsch strich sich die dünnen grauen Haare glatt und beschloss, nicht mehr darüber nachzudenken, sondern mit den Jubiläumsvorbereitungen zu beginnen. Er musste eine Rede schreiben. Also nahm er ein blütenweißes Blatt Papier vom Stapel und legte es parallel zur Tischkante vor sich auf den blitzblanken Schreibtisch. Dann öffnete er den Füllfederhalter und räusperte sich.
Aber Herrn Morsch fiel
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