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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martyn Bedford
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Betracht zog. Alex würde nach London fahren und die Sache zu Ende bringen.
     
    Ein lauter Ruf. Das Piepen sich automatisch schließender Türen, ein erhobener Arm, eine Trillerpfeife. Kaum merklich setzte sich der Zug in Bewegung und kurz daraufsausten bereits die Vororte von Leeds am Fenster vorbei.
    Ob sich Flips Seele bewusst war, dass sich die Entfernung zwischen ihnen mit jeder Sekunde verringerte? Alex stellte sich vor, wie sich die Distanz zwischen den beiden Seelen stetig verringerte und ein »Zwilling« sich dem anderen entgegenstreckte.
    Alex lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er überließ sich dem kaum wahrnehmbaren Schaukeln und Rollen des Hochgeschwindigkeitszuges. Auf diese Weise konnte man seinen Körper beinahe wegträumen, nicht mehr sein als eine körperlose Seele, im Summen der Gleise gefangen zwischen Wachen und Schlaf.
    Ob es sich auch so anfühlte, wenn sich Alex nicht nur in Gedanken, sondern tatsächlich aus seinem Körper löste? Ein sanftes Davongleiten. Wohl kaum. Sein jetziger Zustand war angenehm, schmerzlos. Der Wechsel, wenn er denn stattfand, war damit bestimmt nicht zu vergleichen. Womöglich tat es höllisch weh. Womöglich war es noch schlimmer als sein allerschlimmster Albtraum.
    Oder man spürte überhaupt nichts.
    Schließlich hatte Alex beim ersten Wechsel auch nicht viel mitbekommen. Er war einfach im Körper eines anderen aufgewacht, ohne zu wissen, was mit ihm geschehen war. Benommen und irgendwie neben der Spur, aber mehr nicht. Als wäre er nach einer Operation aufgewacht.
    Alex hatte keine Ahnung, was ihn erwartete. Er konntesich nicht einmal sicher sein, dass er, falls die Umkehrung überhaupt stattfand, hinterher noch wusste, dass er in Flips Körper gesteckt und Flips Leben gelebt hatte. Angenommen, er verlor jede Erinnerung daran, dass seine Seele »sich auf Wanderschaft begeben« hatte? Anfangs würde er ja noch im Koma liegen. Ob damit alles ausgelöscht wurde? Er konnte sich ja auch nicht daran erinnern, was an jenem Abend passiert war, nachdem er sich von David verabschiedet hatte. Ein halbes Jahr als Alex im Koma, dann die Wochen, die er als Flip verbracht hatte   … von der fehlerhaften Festplatte seines Hirns einfach gelöscht. Wie ein Kind, das sich nicht mehr an seine Zeit im Mutterleib erinnerte. Als wäre alles nie geschehen.
    War so etwas möglich?
    Alex wusste so vieles nicht, wusste nicht, was ihn erwartete, wenn er die Sache durchzog. Nicht zuletzt, ob er es über sich bringen würde, und falls ja, ob es dann auch klappte. Und welche Seelen und Körper hinterher noch am Leben und welche womöglich tot waren.
    Jemand sprach ihn an, schüttelte ihn an der Schulter. Während er zu sich kam, stellte er sich unsinnigerweise vor, dass es Cherry war. Aber es war natürlich nur der Schaffner.
    Es gab keine Cherry mehr. Nie mehr.
    Als der Schaffner weg war, schlug Alex das Buch auf, das er am Bahnhof gekauft hatte, und riss eine der Leerseiten ganz hinten heraus.
     
Liebe Cherry,
     
wenn du das hier liest, ist es schon passiert, so oder so. Falls es klappt, wird Philip wieder Flip sein und ich Alex. Kann sein, dass ich dann im Wachkoma liege oder tot bin, aber ich bin dann dort, wo ich hingehöre. Ich weiß, dass du mich für total verrückt hältst, aber es ist die Wahrheit. Es tut mir furchtbar leid, dass alles zwischen uns so gelaufen ist   – beziehungsweise nicht gelaufen ist. Aber ich will wieder ich sein   – oder gar niemand. Wenn das bedeutet, dass ich dich verliere, dann tut mir das so leid, wie mir noch nie im Leben etwas leidgetan hat.
     
Alex x
     
    Am Bahnhof King’s Cross kaufte er einen Umschlag und eine Briefmarke und warf den Brief ein. Er hätte auch Rob gern einen Abschiedsbrief geschrieben, aber von ihm hatte er keine Adresse. Ihm eine SMS schreiben ging auch nicht, denn dann hätte Rob sofort gewusst, was er vorhatte.
    Und wenn Rob Bescheid wusste, würde er versuchen, Alex davon abzuhalten.
     
    Es war schon fast Mittag, als Alex am Krankenhaus ankam. St. Dunstan. Die Vorstellung, dass sein Leben vor vierzehn Jahren und zehn Monaten in diesem Gebäude angefangen hatte und dass »er« sich in diesem Augenblickirgendwo dort drin befand und sein Leben an einem seidenen Faden hing   …
    Sein
Leben? Zumindest ein Leben. Ein Körper, der ihm gehörte, und eine Seele, die nicht ihm gehörte, die unfreiwillig vereint auf den Tod warteten. Oder auf irgendwas oder irgendwen, der sie rettete. Wie zwei Grubenarbeiter, die unter

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