Crash: Thriller (German Edition)
Kabinentür und stellte sich vor, wie David Swift plötzlich auftauchte. Ach, wo war David nur in diesem Moment? Warum war er nicht hier?
»Liegst du etwas unbequem? Das tut mir leid. Ich wünschte, ich könnte dich aufstehen lassen, damit du dir die Beine vertreten kannst, aber das kann ich nicht.« Sie griff in die Tasche ihrer Tarnhose. »Aber ich habe hier etwas, falls du hungrig bist. Einen kleinen Snack. Ich hab ihn heute Morgen gekauft.« Sie zog einen Schokoriegel aus ihrer Hosentasche. »Hier, ich packe ihn für dich aus. Dann halte ich ihn dir an den Mund, und du kannst davon abbeißen.«
Michael schüttelte den Kopf. Normalerweise mochte er Schokoriegel, aber der hier war gekrümmt, und die Verpackung war zerknittert. Er hätte ihn nicht mal gegessen, wenn er ihm von David angeboten worden wäre.
Tamara zuckte mit den Achseln und schob den Schokoriegel wieder in ihre Hosentasche. »Wir machen hier nur einen schnellen Zwischenstopp. Der längste Teil unserer Reise liegt noch vor uns. Angel wird das Flugzeug wieder auftanken und Vorräte einladen.« Sie schaute zurück ins Cockpit, wo der Mann mit der Narbe am Hals auf Knöpfe drückte und Schalter umlegte. Michael holte tief Luft; er war erleichtert, dass sie sich von ihm abgewandt hatte. Er wollte die Augen zumachen und wieder in die Dunkelheit abtauchen, aber Tamara war ihm zu nahe. Er hatte Angst, sie könnte sich noch ein paar Zoll tiefer beugen und ihn beißen.
»Und während wir hier warten, werden wir Besuch haben. Bruder Cyrus kommt, um dich zu sehen, Michael. Er wird jede Minute hier sein.« Sie ließ sein Kinn los und fuhr ihm mit den Fingern durch die Haare. »Sei bitte in seiner Gegenwart respektvoll. Sag nichts, wenn er dir nicht vorher eine Frage stellt. Er ist unser Anführer, und er verdient Respekt.«
Sie lächelte, nahm Michaels Kinn wieder in die Hand und streichelte seine Wange mit den Fingerspitzen ihrer anderen Hand. »Du wirst Bruder Cyrus helfen«, sagte sie. »Und er wird dir ebenfalls helfen. Du wirst keine Schmerzen mehr haben und nicht mehr leiden müssen.« Sie ließ einen Finger sanft über seine Stirn gleiten. »Nur Frieden. Immerwährender Frieden.«
Michael machte den Mund auf, um zu schreien, aber in diesem Augenblick rief der Mann mit der Narbe am Hals: »Sie kommen!« Tamara ließ Michael los und lief zu der Tür im vorderen Bereich der Kabine. Mit einer Hand ergriff sie die Klinke der Tür und riss sie weit auf, mit der anderen zog sie eine Schusswaffe aus ihrer Hose, dieselbe graue Pistole, die sie benutzt hatte, um Dr. Parsons zu töten.
Sie wartete neben der Tür, wobei sie die Pistole nach draußen richtete und in die Dunkelheit spähte. Nach etwa fünfzehn Sekunden hörte Michael das Geräusch eines Wagens, der sich näherte, bevor er quietschend anhielt. Nach weiteren zehn Sekunden hörte er, wie sich jemand näherte. Dann machte Tamara einen Schritt zurück, und ein Mann ohne Gesicht betrat das Flugzeug.
Er trug eine schwarze Hose und ein schwarzes Jackett, und sein Kopf war in ein dickes schwarzes Tuch gehüllt, das alles bedeckte bis auf seine Augen. Michael starrte ihn wie gebannt an. Es kam ihm so vor, als wäre ein mannsgroßes Stück von der Dunkelheit draußen in die Flugzeugkabine geweht worden. Er war nicht besonders groß – er war sogar kleiner als Tamara –, aber er hatte eine breite Brust und massive Schultern, und in der beengten Kabine wirkte er riesig. Seine Augen funkelten in dem Schlitz seines Kopftuchs, als er sich Michaels Trage näherte.
Tamara folgte ihm auf dem Fuß. »Dies ist Bruder Cyrus«, verkündete sie. »Sag ihm Guten Tag, Michael.«
Das Merkwürdige an der Sache war, dass Michael keine Angst hatte. Das hier ist ein Spiel, sagte er sich. Er stellte sich vor, er wäre in ein Computerspiel vertieft, eines der Ego-Shooter-Spiele, die er die ganze Zeit auf seinem Game Boy gespielt hatte. David hatte ihn überzeugt, nicht mehr mit den gewalttätigeren Programmen zu spielen – »Warfighter«, »Desert Commando«, »America’s Army« –, aber er erinnerte sich deutlich an sie. In all diesen Spielen sahen die feindlichen Soldaten wie Bruder Cyrus aus. Sie trugen schwarze Uniformen und Helme, und ihre Gesichter waren normalerweise maskiert oder verhüllt, damit man kein schlechtes Gewissen haben musste, wenn man sie erschoss. Und falls das hier ein Spiel war, schlussfolgerte Michael, musste es eine Strategie geben, mit der man es gewinnen konnte. Er hatte leider keine Pistole,
Weitere Kostenlose Bücher