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Crash: Thriller (German Edition)

Crash: Thriller (German Edition)

Titel: Crash: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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auf das kleine, leere Display gerichtet.
    Monique drehte sich federnd zu ihnen um. Die Augen von Lisa waren halb geschlossen, und ihr karamellfarbenes Gesicht lag auf der Schulter ihrer Mutter. »Hey, Jonah, ich kann dir eine neue Anwendung zeigen«, bot Monique ihm an. »Es ist ein dreidimensionales Modell der Milchstraße. Du kannst in die Spiralarme reinzoomen und alles. Es ist ziemlich cool.«
    Nach ein paar Sekunden schaute der Junge zu David hoch. Eine Träne lief ihm seitlich an der Nase hinab. »Dad, sind wir verhaftet?«
    Davids Herz verkrampfte sich. Er hätte seinem Sohn am liebsten die Wahrheit gesagt – dass das FBI sie vor weiteren Entführungsversuchen schützen wollte –, aber er wollte dem Jungen keine Angst einjagen. »Nein, wir sind nicht verhaftet. Wir sind in Sicherheit. Es ist alles in Ordnung.«
    Jonah zog ein finsteres Gesicht. Er ließ den iPod fallen, der klappernd auf dem Tisch landete. »Was machen wir dann hier? Und wo ist Michael?«
    Diese letzte Frage war schwerer zu beantworten. Mit Sicherheit wusste David nur, dass Michael aus dem Autismuszentrum in Upper Manhattan gekidnappt und einer seiner Lehrer, Dr. Irwin Parsons, erschossen worden war. David konnte sich den Grund für die Entführung denken – die Kidnapper wollten die Einheitliche Feldtheorie haben, die in Michaels Kopf aufbewahrten Gleichungen –, aber er hatte keine Ahnung, wer die Dreckskerle waren oder wohin sie den Jungen verschleppt haben konnten. »Es gibt keinen Grund, dir Sorgen zu machen, okay? Michael ist verschwunden, aber die Polizei …«
    »Verschwunden? Was meinst du damit, er ist verschwunden?«
    »Es sieht so aus, als wäre er aus der Schule weggegangen.« Das war eine jämmerliche Lüge, aber David machte sich zu viele Sorgen, als dass ihm etwas Besseres eingefallen wäre. Er konnte nicht aufhören, an die Kidnapper zu denken und was sie Michael möglicherweise antun könnten. »Aber mach dir keine Gedanken, die Polizei wird ihn schon finden. Früher oder später werden sie …«
    »Was ist passiert? Wo ist er hingegangen?«
    Jonah legte seine Stirn in Falten und versuchte, trotzig auszusehen, aber seine Unterlippe zitterte. Er und Michael waren sich nahegekommen, seitdem der autistische Teenager vor zwei Jahren zu ihnen gezogen war. Obwohl Jonah ganze zehn Jahre jünger war, hatte er das Kommando übernommen und ihn in die Sitten und Gebräuche des Swift-Haushalts eingeführt. Sie hatten zahllose Partien Stratego gespielt, nach Regeln, die Jonah eingeführt hatte, damit Michael nicht jedes Mal gewann. Gelegentlich hatte es Jonah frustriert, dass Michael so wenig ansprechbar war – der Junge konnte Witze nicht verstehen, geschweige denn darüber lachen –, aber er hatte gelernt, damit zu leben. Er hatte schon immer einen Bruder haben wollen, und jetzt hatte er einen.
    Während David nicht wusste, was er sagen sollte, übergab ihm seine Frau Lisa, die sich einen Moment lang in seinen Armen wand, bevor sie sich an seine Brust schmiegte. Dann setzte sich Monique auf den Stuhl neben Jonah. »Hör mal, das mit Michael wird schon wieder in Ordnung kommen«, versicherte sie ihm. »Er hat in den letzten zwei Jahren große Fortschritte gemacht, und er kann jetzt gut auf sich selbst aufpassen. Er wird schon wieder nach Hause finden. Du musst nur ein bisschen Geduld haben, okay?«
    »Wo ist er?« Jonahs Gesicht verzog sich, und seine Tränen begannen wieder zu fließen. »Wo ist er hingegangen?«
    Statt einer Antwort nahm sie den Jungen in die Arme. Zunächst wehrte sich Jonah dagegen. Doch nach einer Weile gab er es auf, gegen Monique anzukämpfen, und schluchzte in ihr T-Shirt. Und als David die beiden beobachtete, spürte er, wie seine Augen anfingen zu brennen.
    Er und Monique hatten Michael ebenfalls in ihr Herz geschlossen. Zu Beginn war es eher ein karitativer Akt gewesen, das einfache Bedürfnis, diesem armen Jungen zu helfen, den seine Familie im Stich gelassen hatte. David hatte ihn im besten Autismus-Programm in New York angemeldet und sprach jede Woche mit seinen Therapeuten. Während der nächsten Monate besserte sich Michaels Verhalten: Er schrie nicht mehr, wenn man ihn zufällig berührte, und er begann wissenschaftliche Fachbücher zu lesen, anstatt den ganzen Tag Computerspiele zu spielen. Der Schleier des Autismus schien sich ein wenig zu heben, was David erlaubte, einen flüchtigen Eindruck vom eigentlichen Charakter des Jungen zu gewinnen, der freundlich, neugierig und zutraulich war. Und

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