CRAVING (German Edition)
ein wenig frische Luft gut tun würde.
Deswegen holen wir sie Morgen ab um ihnen ein paar Dinge zu zeigen.<<
Telling sah Tromm an und leerte die Flasche in einem Zug.
Normalerweise landeten die Anzeigenblätter,die immer am Mittwoch
erschienen,ohne ihnen grosse Beachtung zu schenken in Lenas ganz
persönlicher Altpapiersammlung. Sie pflegte alles was an Werbung einem
so während der Woche so ins Haus flatterte hinter der Küchentür auf zu
stapeln. Der aktuelle
Stapel Altpapier maß cica einen dreiviertel
Meter,was aber nicht an übereifrigen Zustellern lag ,die Lena mit mehr
Werbematerial als alle anderen versorgten,sondern einzig und allein an
ihrer Entsorgungspolitik. Die letzten Ausgaben des NORDEXPRESS und
ANZEIGERS waren zwei Tage alt und lagen ganz oben. Lena schnappte
die Wochenblätter, die im Stil einer Tageszeitung aufgemacht waren,und
schleppte sie als wären es geheime Unterlagen aus dem Kreml, zu ihrem
Küchentisch. Sie schlug den hinteren Teil des ANZEIGERS auf und
suchte nach den Annoncenteil. Lena wurde schnell fündig und markierte
die entsprechenden Anzeigen mit den dazugehörigen Telefonnummern mit
einem Eyeliner. Genauso schnell hatte sie für den Nachmittag des selben
Tages drei Termine gemacht.
Dirk Franke war ein wahres Multitalent. Nach seiner abgebrochenen
Klempnerlehre Anfang der achtziger,klettete er sich an die Fersen einer
amerikanischen Austausschülerin, die im Haus seiner Eltern untergebracht
war und folgte ihr nach Kalifornien. Nachdem das Geld von seinem Vater
und ehemaligem Lehrherrn aufgebraucht war versuchte Dirk sich als
Fensterputzer an den Skyscrapern von Los Angeles. Ein Unterfangen das
von vornherein zum Scheitern verurteilt war,weil auch in den USA für so
einen Job die Bereitschaft für körperliches Arbeiten die erste
Vorrausetzung ist. Nach der ersten Woche war der Job zu ende. Ebenso die
Beziehung zu seiner amerikanischen Freundin. Dirk ließ sich jedoch nicht
unterkriegen und wurde Reyki-Meister woraufhin er nach einem halben
Jahr drei Klagen wegen Betruges am Hals hatte. Bevor ihn die Cops
verhaften konnten saß er im Flieger ins gute alte Deutschland und flüchtete
in Papis Schoß. Aber nur um sich als Makler zu selbständig zu
machen,natürlich ohne die erforderliche Ausbildung und einer
ordnungsgemäßen Gewerbeanmeldung. Das Finanzamt ließ nicht lange auf
sich warten und Dirk flüchtete mit einem Anhänger voller
Werkzeug,welches erneut von seinem Vater gesponsort wurde, nach
Mallorca um dort das große Geld als Inselklempner zu verdienen. Sein
einziger Auftrag war der Bau eines Zauns. Dirk verkaufte das Werkzeug
und den Anhänger und machte erst einmal Urlaub. Später auch noch das
Auto. Nach vier Monaten musste sein Vater ihn auf der Insel auslösen.
Von da an lebte Dirk nur noch von dem Geld seines Vaters,der inzwischen
auch die Schulden beim Finanzamt bezahlt hatte. Zwanzig Jahre war das
nun her. Inzwischen hatte Dirk zwei uneheliche Kinder,die Papi
finanzierte,ebenso deren Mütter, und er hatte seine Salsa-Künste auf ein
Maximum perfektioniert. Seine Reyki-Künste hatten ihm den Status einer
Gottheit und eine Homepage voller Lobeshymnen, die er alle selbst
schrieb, eingebracht. Doch nun war das Unfassbare eingetreten,Papi war
an einem Darmverschluss gestorben und Dirk hatte sich ,ohne hinzusehen
auf das Erbe gestürzt. Dass beide Firmen und sämtliche Immobilien seine
Vaters hoffnungslos überschuldet waren,war Dirk völlig entgangen.
Plötzlich wollte jeder Geld von ihm und weit und breit kein Vater der
einem jede Summe in den Allerwertesten stopfte. Dirks gesamtes Erbe
kam unter den Hammer,die Firmen wurden geschlossen und Dirk selbst
landete in einer kleinen Mansardenwohnung in Norderstedt wo er die
Vorzüge der Sozialhilfe genoss. Es war Sommer,der heisseste seit Jahren,
und auch Dirk blieb vom Reisefieber nicht verschont. Da die Stütze vom
Amt hierfür keinesfalls reichte,sollte ein alter Mercedes 240 TD zur
Finanzierung seines Vorhabens dienen. Der Wagen stammte aus dem
Fundus seines Vaters,und wurde aufgrund seines Alters von den
Insolvenzverwaltern völlig ausser Acht gelassen. Der Wagen war Baujahr
1983 hatte die meiste Zeit gestanden und Dirk wollte dreieinhalb Tausend
Euro dafür. Erst hatte sich auf seine Annonce im ANZEIGER niemand
gemeldet und der Traum von südlicher Sonne inklusive einiger
Urlaubsbekanntschaften drohte zu platzen,als dann doch jemand anrief.
Die Frau sagte dass sie genau so einen Wagen suchen würde und sie ihn
am liebsten
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