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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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ist als Nichts. Das ist auch der Grund für meine Existenz. Das Universum könnte nicht einfacher sein, als es ist. Dies ist das physikalische Gesetz, aus dem sich alle anderen ergeben.
    »Was könnte einfacher sein als Nichts?«, fragte Ford.
    »Nichts« kann nicht existieren. Das ist ein intuitives Paradoxon. Das Universum ist der Zustand, der Nichts am nächsten kommt.
    »Wenn alles so einfach ist«, fragte Edelstein, »warum ist das Universum dann so komplex?«
    Das komplizierte Universum, das ihr seht, ist eine emergente Eigenschaft seiner Einfachheit.
    »Was
ist
denn dann diese grundlegende Einfachheit, die allem zugrunde liegen soll?«, fragte Edelstein.
    Das ist die Realität, die euren Verstand sprengen würde.
    »Allmählich reicht es mir!«, rief Edelstein. »Wenn du so klug bist, solltest du uns armen, geistig umnachteten Menschen so etwas erklären können! Willst du vielleicht behaupten, wir wüssten so wenig über die Realität, dass unsere physikalischen Gesetze reine Täuschung sind?«
    Ihr habt eure physikalischen Gesetze auf die Annahme aufgebaut, dass Zeit und Raum existieren. All eure Gesetze basieren auf bestimmten Bezugssystemen. Das ist bereits formal falsch. Bald werden eure liebgewonnenen Annahmen über die wirkliche Welt einstürzen und in Flammen aufgehen. Aus der Asche werdet ihr eine neue Art von Wissenschaft aufbauen.
    »Wenn unsere physikalischen Gesetze falsch sind, warum ist unsere Wissenschaft dann so spektakulär erfolgreich?«
    Newtons Bewegungsgesetze waren zwar fehlerhaft, aber ausreichend, um Menschen zum Mond zu schicken. Dasselbe gilt für alle eure Gesetze: Sie sind Näherungen, mit denen man zwar arbeiten kann, die aber grundsätzlich fehlerhaft sind.
    »Wie soll man denn physikalische Gesetze konstruieren ohne Zeit und Raum?«
    Wir verschwenden unsere Zeit, indem wir uns gegenseitig mit metaphysischen Konzepten bewerfen.
    »Worüber sollten wir denn besser sprechen?«, fragte Hazelius und schnitt Edelstein damit das Wort ab.
    Über den Grund, weshalb ich euch aufgesucht habe.
    »Und der wäre?«
    Ich habe eine Aufgabe für euch.
    Isabellas singendes Geräusch wurde plötzlich zu einem donnernden Heulen wie von einem vorbeifahrenden Zug.Irgendwo im Berg war ein Grollen zu hören, eine Vibration der Mesa selbst. Der Bildschirm flackerte, Grieß fegte darüber hinweg und löschte die Worte aus.
    »Scheiße«, keuchte Dolby. »Scheiße.« Hastig machte er sich daran, die Software zu regeln, und seine Finger rasten über die Tastatur.
    »Was zum Teufel ist denn jetzt los?«, rief Hazelius.
    »Der Strahl ist dekollimiert«, sagte Dolby. »Harlan, verdammt, dein Alarm für den Energiefluss blinkt! Alan! Kümmere dich gefälligst um deine Server! Was stehst du da herum, Herrgott noch mal?«
    »Zurück auf Ihre Posten!«, befahl Hazelius.
    Ein weiteres Beben erschütterte den Bunker. Alle hasteten zurück an ihre Arbeitsplätze. Eine neue Nachricht hing ungelesen mitten auf dem Bildschirm.
    »Stabilisiert sich«, sagte St. Vincent.
    »Wieder kollimiert«, meldete Dolby. Auf dem Rücken seines T-Shirts breitete sich ein dunkler Schweißfleck aus.
    »Alan, was machen die Server?«
    »Unter Kontrolle.«
    »Was ist mit dem Magneten?«, fragte Hazelius.
    »Hält noch«, sagte Dolby, »aber wir haben nicht mehr viel Zeit. Das war verdammt knapp.«
    »Also dann.« Hazelius wandte sich wieder dem Visualizer zu. »Sag uns doch bitte, was das für eine Aufgabe ist.«

48

    Dem Pick-up ging kurz vor Ende des Dugway das Benzin aus. Eddy nutzte das letzte bisschen Schwung, um von der Straße ins Gebüsch zu fahren, wo der Wagen holpernd stehenblieb. Über den Skeletten der Pinyon-Kiefern zeigte ein schwaches Leuchten vor dem Nachthimmel den Standort des Isabella-Projekts an – viereinhalb Kilometer östlich von hier.
    Er stieg aus dem Pick-up, holte seinen Rucksack heraus, hängte ihn sich über und machte sich auf den Weg. Der Mond war noch nicht aufgegangen. Von seinem Trailer aus konnte er die Sterne zwar auch sehen, doch heute Nacht, hier oben auf der Mesa, erschienen sie ihm unnatürlich hell – kleine Teiche und Wirbel phosphoreszierenden Lichts, die die Himmelskuppel füllten. In der Ferne zeichneten sich schwach die Masten der Hochspannungsleitungen, die zu Isabella führten, vor dem Firmament ab.
    Er konnte jeden pochenden Herzschlag spüren. Er hörte das Blut in seinen Ohren summen. Er hatte sich noch nie so lebendig gefühlt. Er marschierte in strammem Tempo und erreichte nach

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