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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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zwanzig Minuten die Abzweigung zum alten Nakai-Rock-Handelsposten. Hier hielt er inne und beschloss dann, zunächst das Tal auszukundschaften. Wenige Minuten später kam er am Rand der Felsklippen an, wo die Straße steilins Tal hinabführte. Er richtete das Fernglas auf die kleine Siedlung.
    Mitten auf dem Spielfeld stand ein großes Tipi, von einem flackernden Feuer im Innern erleuchtet. In der Nähe ragte ein etwas absonderliches, provisorisches Bauwerk auf, eine Kuppel aus aneinandergelehnten Zweigen und Zeltbahnen, die am Boden mit Steinen beschwert waren. Dahinter brannte gerade ein großes Feuer herab, und in der Glut war ein Haufen kirschrot glühender Steine auszumachen.
    Er hatte so etwas schon einmal gesehen: eine Navajo-Schwitzhütte.
    Leiser Gesang und schneller Trommelschlag trieben durch die trockene, stille Luft zu ihm herauf. Wie seltsam. Die Navajos hielten hier eine Zeremonie ab. Hatten auch sie es gespürt – dieses gewaltige, machtvolle Ereignis, das kurz bevorstand? Hatten sie den drohenden Zorn Gottes gespürt? Aber diese Leute waren Götzenanbeter, die falsche Götter verehrten. Er schüttelte traurig den Kopf:
Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind ihrer, die ihn finden.
    Die Schwitzhütte und das Tipi waren ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Endzeit tatsächlich angebrochen war und der Teufel unter ihnen wandelte.
    Abgesehen von den Navajos, schien das Tal verlassen zu sein, die verstreuten Häuschen waren dunkel. Eddy schlug einen Bogen, umging die Siedlung und erreichte nach weiteren zehn Minuten das Flugfeld. Auch die Hangars, die sich vom Nachthimmel abhoben, waren verlassen. Der Widerchrist und sein Gefolge hatten sich bei Isabella versammelt, tief unten im Berg – dessen war er sicher.
    Er näherte sich dem Maschendrahtzaun der Sicherheits zone, wobei er darauf achtete, nicht so nahe heranzukommen, dass er irgendeinen Alarm auslöste, den sie hier sicher installiert hatten.Der Zaun schimmerte im kalten Licht der Natriumdampflampen, die das Gebiet dahinter beleuchteten. Der Aufzug, der hinab zu Isabella führte, stand ein paar hundert Meter entfernt, ein großes, hässliches, fensterloses Gebäude, auf dessen Dach sich Antennen und Satellitenschüsseln drängten. Er spürte, wie der Boden von tief unten her vibrierte; er konnte Isabella summen hören.
Und hatten über sich einen König, den Engel des Abgrunds, des Name heißt auf Hebräisch Abaddon
.
    Sein Verstand und seine Seele glühten wie im Fieber. Er spähte hinüber zu den lauernden Stahltürmen, durch die diese Maschine mit Elektrizität versorgt wurde, und bekam eine Gänsehaut. Diese unheimlichen Umrisse sahen beinahe aus wie die Heere des Teufels, die durch die Nacht marschierten. Die Hochspannungsleitungen knisterten und summten wie statisch aufgeladenes Haar. Er griff in seinen Rucksack und berührte das warme Leder seiner Bibel, um sich zu beruhigen. Er wappnete sich mit einem kurzen Gebet und ging dann zum nächsten Turm, ein paar hundert Meter entfernt.
    Am Fuß des Gebäudes blieb er stehen. Die gewaltigen Streben verschwanden im Angesicht der Nacht und waren nur an den schwarzen Schemen zu erkennen, die sich vor die Sterne schoben. Die Stromleitungen zischten und fauchten wie Schlangen, und das Geräusch mischte sich mit dem Stöhnen des Windes in den Streben zu einer Sinfonie der Verdammnis. Eddy erschauerte bis in die Tiefen seiner Seele.
    Wieder musste er an die Worte aus der Offenbarung denken:
… sie zu versammeln in den Streit auf jenen Tag Gottes, des Allmächtigen.
Sie würden kommen – da war er ganz sicher. Sie würden seinem Aufruf folgen. Er musste bereit sein. Er brauchte einen Plan.
    Er begann, sich die Gegend genau anzusehen und sich das Terrain einzuprägen, die Straßen, Zugangspunkte, Zäune, Türme und alle anderen Gebäude.
    Über ihm zischten und fauchten die Hochspannungsleitungen. Die Sterne zwinkerten vom Himmel. Die Erde drehte sich weiter. Russell Eddy streifte durch die Dunkelheit und war sich zum ersten Mal in seinem Leben seiner selbst vollkommen sicher.

49

    Lockwood war überrascht, wie schäbig, nackt und funktional der White House Situation Room, der Sitzungsraum des Krisenstabs, war. Er roch wie ein unterirdischer Studenten-Aufenthaltsraum, der dringend mal gelüftet werden müsste. Die Wände waren ockerfarben gestrichen. Die Mitte des Raums nahm ein Mahagonitisch ein, aus dessen Mitte Mikrophone herausragten. Flachbildschirme

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