Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
Vom Netzwerk:
mit einem Pappelwäldchen, grünen Feldern und einem großen Blockhaus – der alte Nakai-Rock-Handelsposten. Eine brandneue, asphaltierte Straße durchschnitt die Mesa von Westen nach Osten.
    Fords Blick schweifte die Klippen hinab. Etwa hundertMeter unter ihm war eine gewaltige, rechteckige Öffnung in die Flanke der Mesa gehauen worden, mit einer Metalltür, die in den Fels hineinführte. Als das Flugzeug sich erneut in die Kurve legte, konnte er den einzigen Weg sehen, der sich wie eine Schlange an einem Baumstamm die steilen Klippen emporwand. Der Dugway.
    Die Cessna senkte die Nase und begann mit dem Landeanflug. Die Oberfläche der Red Mesa kam näher, zerfurcht von Sturzbächen, die klaffende, vertrocknete Rinnen, Senken und Geröllhalden hinterlassen hatten. Vereinzelte Wacholderbüsche wechselten sich mit den grauen Skeletten von Pinyon-Kiefern ab, dazwischen trockenes Grasland, Beifuß und kahler Fels, durchsetzt mit Sanddünen.
    Die Cessna setzte auf der Landebahn auf und rollte auf das Terminal zu, eine große Wellblechhütte. Dahinter standen mehrere Hangars, die in der Sonne glänzten. Der Pilot öffnete die Tür. Ford, der nur Lockwoods Aktenkoffer bei sich trug, trat hinaus auf den heißen Asphalt. Niemand kam, um ihn in Empfang zu nehmen.
    Der Pilot winkte zum Abschied, stieg wieder ein, und gleich darauf war der kleine Jet wieder in der Luft und verschwand als glitzernder Aluminiumstreif im türkisfarbenen Himmel.
    Ford sah dem Flugzeug nach und ging dann auf das Wellblech-Terminal zu.
    An der Tür hing ein Holzschild, von Hand mit Buchstaben im Wildwest-Stil beschriftet.

    KEIN ZUTRITT
EINDRINGLINGE WERDEN ERSCHOSSEN
DAMIT BIST DU GEMEINT, KUMPEL!
G. HAZELIUS,
MARSHALL

    Er stupste das Schild mit dem Finger an, so dass es knarrend hin und her schwang. Daneben war an zwei im Boden versenkten Metallpfosten ein hellblaues, hochamtliches Schild angebracht, auf dem im Grunde dasselbe stand, nur in trockener Bürokratensprache. Ein Windstoß strich über die Landebahn und ließ eine Sandwolke über den Asphalt tanzen.
    Ford drückte gegen die Tür des Terminals. Verschlossen.
    Er trat zurück, blickte sich um und kam sich vor, als hätte der Pilot ihn in der Geisterstadt aus
Zwei glorreiche Halunken
abgesetzt.
    Das Knarren des Schildes und der stöhnende Wind weckten plötzlich eine Erinnerung in ihm – dieser Augenblick, jeden Tag, wenn er von der Schule nach Hause kam, die Schnur mit dem Schlüssel über den Kopf zog, die Tür seines Elternhauses in Washington aufschloss und dann ganz allein in dieser riesigen, hallenden Villa stand. Seine Mutter war stets bei irgendeinem Empfang oder organisierte einen Wohltätigkeitsball, sein Vater war in Regierungsangelegenheiten unterwegs.
    Das Dröhnen eines Motors brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Ein Jeep Wrangler kam über eine Anhöhe, verschwand hinter dem Terminal und raste dann über den Asphalt. Der Wagen legte sich mit quietschenden Reifen in die Kurve und blieb abrupt vor Ford stehen. Ein Mann sprang heraus, mit breitem Grinsen und freundlich ausgestreckter Hand. Gregory North Hazelius. Er sah genau so aus wie auf dem Foto im Dossier und vibrierte förmlich vor innerer Energie.
    »Yá’át ééh, shi éi Gregory!«, sagte Hazelius und drückte Ford die Hand.
    »Yá’át ééh«, erwiderte Ford. »Sagen Sie bloß, Sie sprechen Navajo.«
    »Nur ein paar Worte, die ich bei einem ehemaligen Studenten aufgepickt habe. Willkommen.«
    Ford hatte Hazelius’ Akte überflogen und festgestellt, dass der Mann angeblich zwölf Sprachen beherrschte, darunter Persisch, zwei chinesische Dialekte und Kisuaheli. Von Navajo hatte da nichts gestanden.
    Ford war es bei seiner Größe von gut einem Meter neunzig gewohnt, hinabschauen zu müssen, wenn er anderen in die Augen sehen wollte. Diesmal musste er noch weiter nach unten schauen als sonst. Hazelius war knapp über einen Meter sechzig groß, eine leger, aber elegant wirkende Erscheinung in ordentlich gebügelter, khakifarbener Hose, einem cremeweißen Seidenhemd – und indianischen Mokassins. Seine Augen strahlten so blau wie hinterleuchtete Buntglasfenster. Er hatte eine scharf gebogene Nase, eine glatte Stirn und welliges braunes Haar, säuberlich gekämmt. Ein kleines Päckchen konzentrierter Energie.
    »Ich hatte nicht erwartet, vom großen Chef selbst empfangen zu werden.«
    Hazelius lachte. »Wir füllen hier alle mindestens zwei Positionen aus. Ich bin nebenbei auch noch der Chauffeur. Bitte,

Weitere Kostenlose Bücher