CREEKERS - Thriller (German Edition)
vergewaltigen, töten?«, beendete sie seinen Satz. »Hättest du nicht geglaubt, dass ich in Lebensgefahr schwebe, wärst du doch niemals hergekommen.«
Ein Trick, wurde ihm klar. Sie war die ganze Zeit eine von ihnen gewesen .
»Außerdem«, fuhr sie fort, »würden sie es niemals wagen, deiner Schwester so etwas anzutun.«
Meiner … Schwester?
»Du hättest die Bücher ein wenig aufmerksamer studieren sollen, Phil«, sagte sie. »Wir sind beide Creeker, doch wir sind perfekt. Unser Vater hat lange gebraucht, um uns zu züchten. Systematisches Experimentieren über viele Generationen hinweg.«
Phil erinnerte sich, was er gelesen hatte.
Je höher der Grad von Inzucht in einer Gemeinschaft, desto geringer fiel die Wahrscheinlichkeit aus, ein Kind ohne körperliche Makel auf die Welt zu bringen. Eines unter Tausenden , erinnerte er sich. Das sind Susan und ich.
»Wir sind der lebende Beweis, nicht wahr?«, stellte Susan fest. »Keine roten Augen, keine schwarzen Haare, keine körperlichen Deformierungen. Wir sind Nachkommen, welche die Creeker seit 100 Jahren zu züchten versuchen. Leider …« Sie trat einen Schritt näher. »Zu schade, dass ich als Frau geboren wurde. Der Stammesvater muss schließlich männlichen Geschlechts sein.«
Der Mannona , dachte Phil.
»Du«, sagte Susan. »Hast du es immer noch nicht begriffen? Du bist es.«
Phil erinnerte sich daran, was Vicki ihm über das Phänomen der Creekersprache erzählt hatte – Dyslalie – und wie sie die Worte verdreht aussprachen. Fres-hauter hieß Hautfresser . Ona-prei-se stand für Gepriesen sei Ona . Und da verstand er:
»Mannona«, sagte er in einem Tonfall, der so finster war wie das Zimmer. »Und Onaman.«
»Der Mann von Ona«, übersetzte sie.
Ich, dachte Phil.
Die Dunkelheit schien ihren Atem anzuhalten.
Das Mondlicht erstrahlte.
Phils Herzschlag verlangsamte sich.
»Wir sind Hybriden«, erklärte ihm Susan.
Vicki hatte auch das erwähnt, oder? Hybriden. Ona , hatte sie gesagt. Die weibliche Ausgeburt des Dämons und der Creeker. Manche Creeker sehen nicht einmal menschlich aus. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass ein Teil ihres Blutes tatsächlich keinen menschlichen Ursprung besitzt …
Heute ist die Nacht des Neubeginns.
Etwas plumpste zu Boden. Phil starrte nach unten. Es war Vickis Kopf, sauber abgetrennt, der Susan gerade aus der blutroten Hand gerutscht war.
Arme kleine Hure , bemerkte Natters düstere Stimme.
»Die ganze Sache war eine Falle«, sprach Susan. »Das erkennst du jetzt sicher. Es ging darum, dich exakt zu diesem Zeitpunkt hierherzulocken.«
»Warum?«, fragte Phil mit trockenem Mund.
»Sie ist generationsbedingt.«
»Was genau?«
Die Fruchtbarkeit unserer Göttin , antwortete Natter.
»Fres-hauter«, flüsterte Phil. »Ona …«
Das Ding, das du gesehen hast, als du zehn warst , hörte er Vickis erstorbene Stimme.
Zwei weitere Gestalten – Druck und ein anderer männlicher Creeker – grinsten, als sie aus der obsidianschwarzen Dunkelheit hervortraten. Sie schleiften eine dritte Gestalt an den Ellbogen hinter sich her.
Die Gestalt war nackt. Gefesselt und geknebelt.
Es war Sullivan.
Sieh genau hin , erklang Natters Stimme in Phil.
Druck riss Sullivans Kopf mit seiner Zwei-Daumen-Hand an den Haaren nach oben. Dann kicherte er.
Und stieß Sullivan in die finsterste Ecke des Raumes.
Phil konnte nichts erkennen. Es war einfach zu dunkel. Doch er hörte die Laute und sie klangen vertraut. Nasse, sabbernde Geräusche. Ein ekelerregendes, nasses Mahlen, das an hungrige Tiere an einem Futtertrog erinnerte …
Wir geben dir heute dein täglich Fleisch …
Und dann:
Flatsch!
Die dunkle Ecke spie aus, was von Sullivan übrig geblieben war. Eine gehäutete, glänzend rote Leiche.
Erst jetzt löste sich Natter aus der Dunkelheit, die ihn umgab: ein deformiertes Gesicht in schwarzer Robe und Kapuze. »Meine Tochter«, sagte er. »Nun musst auch du dich auf deinen Weg begeben.«
Susan legte ihre Kleidung ab und wandte Phil im Schein des Mondes ihren wohlgeformten Körper zu.
»Du bist unser Erlöser, Phil. Du bist der Eine . Du solltest dich geehrt fühlen, unserem Gott auf diese Weise dienen zu dürfen.«
Phil konnte nur wie betäubt dastehen und sie anstarren.
»Und eines Tages, Bruder«, schloss sie, »werden wir uns im Paradies wiedersehen.«
Dann trat Susan ohne das geringste Zögern in die todbringende dunkle Ecke, wo innerhalb weniger Augenblicke die Haut von ihrem makellosen
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