CREEKERS - Thriller (German Edition)
erhob sich zu seinen Füßen. Ich habe gerade 20 oder 30 Menschen getötet , begriff er, doch inzwischen war der Schock von ihm abgefallen und durch eine Art stoische Ruhe ersetzt worden. Keiner der Creeker war bewaffnet gewesen, doch sie hatten ihn trotzdem angegriffen. Es ergab einfach keinen Sinn. Sie waren freiwillig in den Tod gestürzt, fast schon in freudiger Erwartung.
Ein weiterer Beweis für Natters Boshaftigkeit.
»Wo ist er?«, fragte er und spürte den Geschmack von Kordit auf seiner Zunge. »Wo ist Natter? Er ist oben, oder?«
Vicki, von oben bis unten verschmiert von Blut und Hautfetzen, nickte. »Unter dem Dach«, sagte sie.
Natter hatte sich solche Mühe gegeben, ihn herzulocken, und all diese Menschenleben geopfert, aber … Wozu? , fragte Phil sich. Er musste es jetzt wissen, egal wie groß die Gefahr war, in der er schwebte. Er tastete in seinen Taschen nach weiterer Munition, fand aber keine. Das war ihm jetzt auch egal. Er nahm Vicki an der Hand, kletterte über die Leichen und ging auf die nächste Treppe zu.
Nicht in seinen Ohren, sondern wiederum direkt in seinem Kopf knirschte Natters Stimme wie wuchtige Mühlsteine:
Ja, hier oben, kleiner Junge …
Die schmalen Stufen knarrten unter ihren Füßen. Die Hitze wurde drückender, doch Phil bemerkte es nicht einmal. Er nahm gar nichts mehr bewusst wahr. Weder das Blut. Noch die Gewalt. Noch das Töten. Er war ausgebrannt, betäubt, immun für jegliche Empfindung. Er wusste nicht, worauf er sich jetzt einließ, aber es war ihm auch egal.
Die Erinnerungen schwebten über ihm. Er ging direkt auf die Tür am Ende des Korridors zu. Öffnete sie. Trat ein.
Lediglich das Mondlicht erhellte den Raum durch geöffnete Fensterläden. Vier in Dunkel gehüllte Ecken und ein Block aus flirrendem Licht.
Ich habe dir damals schon vorhergesagt, dass wir uns eines Tages wiedersehen , erklang es in seinem Kopf.
Phil blickte in jede der stygischen Ecken des Raumes.
Ja, kleiner Junge, wir haben auf dich gewartet …
»Wo ist Susan?«, explodierte er. »Wenn sie tot ist, dann brenn ich das ganze Haus und jeden von euch hässlichen Wichsern nieder!«
Seine Drohung wurde mit einem leisen Kichern beantwortet. Es sind nicht mehr besonders viele von uns da, die du abfackeln könntest, oder? Du kannst recht geschickt mit einer Pistole umgehen.
»Sie haben diese Leute auf dem Gewissen, Natter!«, schrie Phil. »Sie haben ihnen befohlen , sich umzubringen! Sie haben sie in den Tod geschickt!«
Nein, ich habe sie vielmehr ins Paradies geschickt. Die Zeit ist gekommen. Wir alle haben lange genug gelitten. Sie sind jetzt im Paradies angelangt, wie sie es sich verdient haben. Diese Nacht markiert das Ende einer langen Leidenszeit. Heute Nacht fällt unser Fluch von uns ab. Heute ist die Nacht des Neubeginns.
Die Dunkelheit schien sich zu verfestigen. Phil hatte das Gefühl, in einer stockfinsteren Höhle zu stehen. Der Mond umfloss ihn mit einer Aura, als sei ein einzelner Scheinwerfer auf ihn gerichtet.
Willkommen zu Hause , krächzte die Stimme.
»Das ist ein Höllenloch, nicht mein Zuhause!«
Oh doch, das ist es. Wir haben lange auf deine Rückkehr gewartet.
»Was wollen Sie?«
Dich.
»Sie hatten mich doch schon einmal auf dem Parkplatz vor dem Club. Warum haben Sie mich da nicht direkt mitgenommen?«
Weil es ein paar Dinge gab, an die du dich erst noch erinnern musstest, ist es nicht so? Hm?
Der Traum , erkannte er. Der letzte Teil meiner Kindheitserinnerung. Er spähte mit zusammengekniffenen Augen in die Finsternis. Das letzte Puzzleteil . »Sie können doch gar nicht wissen, was ich träume, und wann«, protestierte er.
Ich weiß viele Dinge über dich, Phil.
Denn ich bin dein Vater.
»Schwachsinn!«
Denk darüber nach, mein Sohn.
Phil dachte nach. Die Dunkelheit ballte sich zusammen. Kurz nach der Geburt zur Waise geworden. Aufgezogen von einer ›Tante‹. Konnte es wirklich sein, dass ...?
»Aber ich bin kein Creeker«, protestierte er. »Mit mir ist alles in Ordnung. Ich bin …«
Du bist was?
Phils Mund öffnete sich, doch seine Stimme verweigerte ihm den Dienst.
Du bist perfekt.
»Wir sind beide perfekt, Phil.«
Doch es war nicht Natter, der das gesagt hatte. Er erkannte die Stimme sofort.
»Susan?«, fragte er und starrte in die Dunkelheit.
Langsam, ganz langsam schälte sich Susan aus dem Schatten heraus. Sie war vollständig angezogen und lächelte ihm sanft entgegen.
Unverletzt.
»Ich dachte …«
»Dass sie mich foltern,
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