COLLECTION BACCARA Band 0289: MEIN MÄRCHEN AUS 1001 NACHT / DIE MAGIE DER LEIDENSCHAFT / FEURIGE KÜSSE AM STRAND VON MIAMI / (German Edition)
1. KAPITEL
Azure O’ Connor bemühte sich, nicht mit den Augen zu rollen, als der gelb gewandete Geistliche, der die Zeremonie zwischen ihrer Schwester Karma und Slade vollzog, über die Herrlichkeit der Liebe zu schwadronieren begann.
Natürlich gab es Verliebtheit. Es gab auch Lust. Aber Liebe …
Azures 75-jähriger Onkel Nate sah das sicher anders. Immerhin starrte er gerade versunken in die Augen seiner neusten Flamme Leah, deren wahres Alter dank plastischer Chirurgie für alle ein Geheimnis war. Die beiden hatten sich kennengelernt, als Nate sich gerade erst von seinem Schlaganfall erholt hatte. Sie schienen sehr glücklich zu sein. Azure wandte ihren Blick ab und versuchte, sich wieder auf das Geschehen vor dem Altar zu konzentrieren.
„Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“ Der Mann in Gelb trat einen Schritt zurück und strahlte das frisch gebackene Brautpaar an.
Karma war barfuß und schien sich ein ganzes Blumenbeet in ihre wilden Locken gesteckt zu haben. Jetzt drehte sie sich mit leuchtenden Augen zu Slade um, der sie in seine Arme schloss. Ihr anfangs zärtlicher Kuss entwickelte sich zu einer wahren Knutschorgie.
Azures hohe Absätze versanken tiefer und tiefer im Sand von Miami Beach. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gästen hatte sie sich geweigert, ihre Schuhe auszuziehen. Ausnahmsweise war sie mal mit ihrer Mutter einer Meinung: Strandhochzeiten waren nicht gerade das Gelbe vom Ei. Überall dieses miefende Seegras, und dann auch noch all die neugierigen Gaffer.
Außerdem beleidigte die chaotische Sitzordnung Azures angeborenen Ordnungssinn, und Flöten- und Lautenmusik fand sie zum Davonlaufen. Die Brise ruinierte ihre Hochsteckfrisur und blies ihr Sand in die Augen. Anders konnte sie sich jedenfalls nicht erklären, dass ihr eine Träne die Wange hinablief. Azure O’ Connor weinte nicht bei Hochzeiten. Jedenfalls hatte sie das beschlossen.
Sie zwinkerte die Träne weg und hoffte inständig, dass niemand diesen kleinen Riss in ihrem Panzer bemerkt hatte. Wütend wischte sie sich über das Gesicht und wiederholte im Geiste ihr Mantra: Liebe gibt es nicht, Liebe gibt es nicht, Liebe gibt es nicht …
Als sie wieder klar sehen konnte, fiel ihr ein Mann auf, der auf der anderen Seite des behelfsmäßigen Kirchenganges, der durch Muschelhörner markiert war, zwischen den Hochzeitsgästen stand. Er starrte sie eindringlich an und schien sich köstlich über sie zu amüsieren.
Sie kannte diese Art von Blick. So guckten Männer, die auf der Jagd waren und geeignete Beute erspäht hatten. Aber Azure war keine Beute, das würde der Möchtegern-Casanova da drüben schon noch merken.
Das glückliche Paar stand Arm in Arm vor dem Meer, das von der Abendsonne rosa gefärbt wurde. Jemand ließ einige Tauben frei, die in den Sonnenuntergang hineinflogen. Karma und Slade küssten sich erneut. Die Gäste applaudierten.
Azure schloss die Augen. So viel Liebesglück konnte sie im Augenblick einfach nicht ertragen.
Ihre Cousine Paulette gesellte sich zu ihr. „Ist das nicht romantisch, Azure? Karma hat noch nie so toll ausgesehen! Sie wirkt geradezu schlank, findest du nicht?“
Paulette, die Meisterin der zweideutigen Komplimente … Dabei war Karma gar nicht dick. Sie war groß und wunderschön, und das für Slade heute bestimmt noch viel mehr als für alle anderen. Der Gedanke berührte Azure. Sie spürte, dass ihr wieder Tränen in die Augen stiegen.
Denk einfach nicht dran, befahl sie sich und schloss sich dem Strom der Gäste an, die dem Brautpaar in einer Prozession den Gang hinunter folgten. Der Mann, den sie bereits zuvor bemerkt hatte, warf ihr einen Blick zu. Er war groß, breitschultrig und hatte dunkelblondes Haar. Sein Lächeln war, wie Azure widerwillig zugeben musste, wirklich anziehend – jedenfalls für einen Möchtegern-Casanova.
Azure sorgte dafür, dass Paulette sie vor dem eindringlichen Blick des Mannes verbarg, und klopfte sich Sand von ihrem dunkelgrauen Hosenanzug. Im selben Moment ließ eine Möwe mit einem leisen „Platsch“ ein Hochzeitsgeschenk auf ihren Jackenaufschlag fallen.
Na toll, dachte Azure, Karma heiratet, und ich werde angekackt.
Wenn die Dinge anders gelaufen wären, hätte sie diesen Monat heiraten können. Wenn ihr Ex-Verlobter Paco die Hände von Möpsen hätte lassen können, die zufällig einer ihrer besten Freundinnen gehörten, genauer gesagt. Immerhin hatte Azure herausgefunden, dass er untreu war, ehe sie ihn geheiratet hatte. Seit
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