Cristóbal
Kerzenlicht,
Und jedermann betet dich an.»
Aus ist das Licht, ich bin kein Blickfang mehr,
Bin nur noch flüchtig wie der Rauch.
Wie man sich denken kann, gelang es keinem Vogel, nicht einmal den Beos, obgleich in Persiens Nachbarschaft beheimatet, jemals auch nur die kleinste Strophe vollständig aufzusagen, selbst dann nicht, wenn es darin um ihresgleichen ging:
Er sprach: «Du hast doch Federn und Flügel,
Mehr Flügel und Federn geb’ ich dir nicht.»
Mich sehnend nach seinen Federn, seinen Flügeln
Verlor ich all meine Flügel und Federn.
Niemand außer uns schwelgte in den Gedichten dieses Rumi. Die Besitzerinnen der Vögel wollten andere Lieder von ihnen hören, einfachere Worte, die sie begleiteten, wenn das Bedürfnis nach Zärtlichkeit zu stark wurde, bloße Ermunterungen («Weiter so»,«Ich kann dich sehen», «Lass nicht nach») oder weit genauere, nahezu medizinische Anweisungen, die ich lieber für mich behalten würde, wäre es nicht meine Pflicht, die Wahrheit zu erzählen, die ganze Wahrheit: «Öffne deine Lippen», «Soll dir meine Zunge behilflich sein?»
Zehnmal bat ich die Schulleiterin, bekniete sie, flehte sie an, die Dienste meines Freundes, des Witwenmachers Ze Miguel, anzunehmen. Sobald wir das Dekret bekommen hätten, hätten wir uns verbinden können.
Zehnmal lehnte sie ab. Ihr Gatte bestand hartnäckig darauf, sie zu besuchen, nachts, und der Traum war für sie ein Gefilde, das mehr Anspruch darauf hatte, wirklich zu sein, als alles andere. (Hätte sie sich ohne diesen Glauben in das ungewöhnliche Unternehmen einer Vogelschule gestürzt?)
Eines Tages kehrte der Seemannsgatte zurück, ich weiß nicht, woher. Vielleicht aus einem fernen Land? Vielleicht aus diesen so häufig wiederholten Träumen?
Er nahm wieder den Platz ein, den er früher in Elisabeths Liebe hatte. Denselben, den ich für einige Zeit belegt hatte, während er zur See fuhr. Damit endet der Bericht von meiner einzigen Liebe, den Ihr unbedingt hören wolltet.
Zur Entspannung gingen wir am liebsten auf den Sklavenmarkt. Damit unsere von Büchern und Karten müden Augen sich erholten, rannten wir oft die Straße hinunter. Unten angekommen, genügte es, das Ohr zu spitzen. Bevor die Versteigerungen begannen, verglichen die Damen der guten Gesellschaft, die Hauptkundschaft, endlos die Eigenschaften ihrer letzten Erwerbungen.
«Ich habe meinen dressiert: Sobald er schnarchte, hat ihn der Hund gebissen. Jetzt schnarcht er nicht mehr.»
«Meiner bleibt wach. Es ist mir unerträglich, wenn jemand im selben Zimmer schläft wie ich: Es kommt mir vor, als könnte er dann in meine Träume eindringen. Glaubt Ihr nicht, dass es Brücken von einem Schlaf zum anderen gibt?»
Bei diesem Turnier der wahren und der falschen Vertraulichkeiten trug regelmäßig eine gewisse Dona Leona den Sieg davon, eine Kundin des Witwenmachers Ze Miguel. Sie sammelte Afrikaner wie andere Vasen oder Gemälde und überhäufte ihre Freundinnen mit Berichten von wahren Wundern.
«Ihr werdet nie erraten, was mir geschehen ist… Der Mann, den ich letzten Monat gekauft habe, Ihr wisst schon, der winzig kleine, nun, stellt Euch vor, seine Haut leuchtet. Was haltet Ihr davon? Vielleicht kommt es daher, dass er seine Kindheit in der Nachbarschaft von Goldminen verbracht hat. Das war vielleicht eine Überraschung, als er die erste Nacht bei uns war. Ich brauche ihn nur in eine Ecke des Zimmers zu setzen, dann dient er mir als Nachtlicht: Ich fürchte mich nicht mehr…»
An diesem Morgen allerdings wollte der Zorn der Frauen nicht verrauchen. Alle kamen sie mit schmollender Miene, brodelten vor Wut und wollten keinen Grund dafür nennen. Das Schweigen war jedoch nicht von Dauer. Welches weibliche Schweigen in Lissabon ist schon dauerhaft?
Leona war die Erste, die sich Luft machte:
«Mein Beichtvater ist verrückt geworden.»
Erleichtert, mit ihrem Ungemach nicht allein zu sein, stimmten die anderen Frauen ein:
«Wie das? Meiner doch auch.»
«Wenn Ihr wüsstet, was ich gestern Abend zu hören bekam… Er drohte mit dem Fegefeuer, wenn ich weitermachte wie bisher.»
Schwindelerregend schnell, wie die Maschen auf Stricknadeln, folgte ein Eingeständnis auf das andere.
«Ich laufe nackt vor ihnen herum.»
«Ich natürlich auch. Ich wasche mich sogar vor ihnen. Sie sehen alles von mir.» «Was spielt das für eine Rolle?»
«Eines Tages wird man uns noch zwingen, uns vor den Katzen zu bedecken.»
«Oder vor den
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