Cristóbal
war, strebte er nach hohen Zielen. Er wusste wohl, was die Heilige Schrift sagt: «Wer die Freude dieser Welt flieht, wird bei Gott so viel davon haben, dass er mehr nicht wird erbitten können.» Deshalb verließ er sein königliches Erbe, tauschte die falschen Ehren gegen die wahren – die Mönchskutte –, um in dieser Welt wie ein Verbannter gering geachtet zu sein. Er unterwarf sich der Ordensregel und nahm das Mönchsgewand, dann wurde er, obwohl er es nicht wollte, zum Abt gewählt. Wegen seines beispielhaften Verhaltens kamen viele zu ihm, die unter der Ordensregel mustergültig lebten. Dreitausend Mönche hatte der fromme Brendan an verschiedenen Orten unter sich; an ihm nahmen sich alle wegen seiner großen Tugend ein Beispiel.
Aber nach einer Sache, um die er Gott des Öfteren bat, ergriff ihn besonders großes Verlangen, nämlich danach, dass er ihm das Paradies zeige, in das Adam als Erster aufgenommen wurde und das unser Erbe ist, das uns aber genommen wurde. (…)
Bei sich beschloss er nun zuerst, bei einem Diener Gottes zu beichten: Barintus war der Name dieses Eremiten; seine Gesinnungwar untadelig und heilig sein Lebenswandel. Dieser Getreue Gottes lebte im Wald und hatte dort dreihundert Mönche bei sich. Von ihm sollte sich Brendan Rat und Hilfe holen, von ihm wollte er Unterstützung erhalten. Barintus führte ihm mit vielen guten Beispielen und Sprichwörtern vor Augen, was er zu Wasser und zu Lande gesehen hatte, als er auf der Suche nach seinem Patensohn gewesen war. Dieser hieß Mernoc (…).
Als Brendan von den Erlebnissen des Barintus auf der Insel gehört hatte, vertraute er dessen Rat umso mehr und machte sich noch eifriger an seine Vorbereitungen. Von seinen Mönchen wählte er vierzehn aus, die besten, die er fand, und teilte ihnen sein Vorhaben mit. Er wollte von ihnen wissen, ob es vernünftig sei. Als sie dies von ihm gehört hatten, sprachen sie jeweils zu zweit darüber. Sie antworteten ihm gemeinsam, dass sein Vorhaben sehr mutig sei, und baten ihn, sie als seine im Glauben zuverlässigen Söhne mitzunehmen.
Da sagte Brendan: «Hiermit sage ich euch, dass ich mich zuerst eurer Beständigkeit versichern will, bevor ich euch von hier mitnehme, um es nachher nicht bereuen zu müssen.»
Sie versicherten, dass es ihretwegen keine Verzögerung geben werde. Da nahm der Abt die Auserwählten, nachdem er von ihnen allen das Treueversprechen erhalten hatte, und führte sie ins Kapitel; dort sagte der weise Mann zu ihnen:
«Meine Herren, wir wissen nicht, wie schwer das, was wir vorhaben, ist. So lasst uns Gott bitten, dass er uns belehren möge. Lasst uns im Namen des Heiligen Geistes fasten, damit er uns dorthin führe; lasst uns vierzig Tage lang drei Tage in der Woche fasten.»
Da gab es keinen, der zögerte. Sie taten, was er ihnen auftrug. Und der Abt betete Tag und Nacht ohne Unterlass, Gott möge ihm einen Engel vom Himmel schicken, der ihn führe und ihm zeige, wie er auf seiner ganzen Reise fahren solle. (…)
Brendan machte sich auf den Weg zum großen Meer, das er befahren sollte, wie er von Gott wusste. Er reiste nicht zu seinen Verwandten: Er wollte an einen ihm teureren Ort reisen. Er gingso weit, wie es festes Land gibt, gönnte sich keine Pause und kam schließlich zu einem Felsen, den die Bauern jetzt
Brendan-Sprung
nennen. Dieser erstreckt sich sehr weit in den Ozean hinein wie ein Rüssel; und unter dem Rüssel befand sich ein Hafen, durch den ein Fluss ins Meer floss, der nur klein war und sehr schmal; von der Klippe floss er herab. Noch kein anderer, so glaube ich, ist vor Brendan diesen Hügel hinabgestiegen. Hierher ließ er Bauholz bringen, aus dem er sein Schiff bauen ließ. Innen war es ganz aus Fichtenholz, außen bespannte er es mit Ochsenhaut; er ließ es einschmieren, damit es auf den Wellen leicht und schnell gleite; an Geräten nahm er mit, so viel er brauchte und so viel das Schiff davon tragen konnte. Die Vorräte, die sie dorthin gebracht hatten, lud er mit ein. Lebensmittel hatte er nur für vierzig Tage mitgenommen.
Brendan sagte zu den Brüdern: «Steigt ein! Dankt Gott, denn der Wind ist gut.»
Sie stiegen alle ein und er nach ihnen. (…)
Die Getreuen Gottes richteten den Mast auf, setzten das Segel und fuhren bei ruhiger See los. Der Wind kam von Osten und lenkte sie nach Westen. Sie sahen nichts mehr außer Wasser und Wolken. Trotz des guten Windes waren sie nicht faul, sondern strengten sich beim Rudern sehr an und wollten ihre Kraft
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