Cruel World
meinen Teller auf und gab es Alex zurück, damit er es zu dem anderen dreckigen Geschirr packen konnte. Er musste mal wieder abspülen, was er jedoch erst tat, als der Mond hoch oben am Himmel stand. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass mein Schlaf- und Liegeplatz nun unter dem breiten Loch oben mit der Aussicht auf den Himmel sein würde. Ich betrachtete fasziniert die Sterne, die in ihrer vollen Pracht heute Nacht gemeinsam mit dem Mond die Erde erhellten. Ich erinnerte mich, wie mein Vater früher, als ich ein kleines Kind war, jeden Abend durch mein Teleskop geschaut hatte, um die Sterne besser betrachten zu können. Der Weltraum und seine unendlichen Weiten waren schon immer eine große Leidenschaft von mir gewesen. Andere Mädchen wollten Ballerina oder Prinzessin werden. Ich jedoch hatte nur einen einizgen Traum und an dem würde sich bis in alle Ewigkeit nichts ändern. Ich wollte Astronautin werden und zum Mond fliegen. Ich wollte das Gestein mit meinen eigenen Füßen berühren und dann herzlich auflachen, weil ich es geschafft hätte. Dazu würde es jedoch niemals mehr kommen. Mein Traum würde einfach nur ein Traum bleiben.
Warum siehst du so glücklich aus? wollte Alex wissen und ließ sich schwer neben mir nieder. Sein Blick folgte dem meinen.
Erinnerungen. sagte ich bloß und seufzte einmal leise.
Hmm. Du scheinst dich gerne zurück zu erinnern. War dein Leben etwa... sehr toll gewesen? Ein wenig nervös senkte er den Kopf, was mich ein bisschen verwirrte.
Nun, es war natürlich nicht perfekt. Ich hate auch schlechte Tage mit meiner Familie, was bei einem Teenager völlig normal ist. Trotzdem hast du recht. Mein Leben war vollkommen und ausgefüllt. Ich war eine ganz normale Schülerin, die die High School besuchte und viele Freunde hatte. In der Nacht, als du mich gerettet hast, habe ich zuvor beinahe einen anderen Kampf austragen müssen, wenn da nicht mein alter Jugendfreund gewesen wäre. Ich lachte auf. Es hat mich ziemlich schockiert ihn zu sehen, denn er offenbarte mir, dass er ein Vampir und... na ja, er war derjenige, der meine Eltern getötet hat. Von der zweiten Person hat er nichts erzählt.
Alex versteifte sich urplötzlich und ballte die Hände zu Fäusten. Er sah nun ziemlich nervös aus und schaute in verschiedene Richtungen.
Was war los mit ihm?
Ähm... hat er dir... seinen Namen gesagt?
Ich schnappte nach Luft. Du hast doch nicht vor, ihn zu verraten, oder? Wenn ja, werde ich es dir auf keinen Fall sagen! Er ist mein bester Freund aus alten Tagen.
Es machte mir nichts aus, was für ein Wesen er ist. Er hatte Noah und mich sanft verschont, also hatte er ebenfalls ein gutes Herz.
Nein, nein. Ich möchte es bloß wissen. Mehr nicht. Vertraue mir.
Ihm wird also nichts geschehen?
Alex hob eine Augenbraue. Machst du dir ernsthaft Sorgen um einen Vampir? Das ist wirklich mal etwas Neues!
Ich verzog die Lippen. Um dich würde ich mir auch Sorgen machen. Du bist ebenfalls
gut
.
Na schön. Ich verspreche dir, er wird am Leben gelassen.
Die Drohung in seiner Stimme war nicht zu überhören, doch ich wusste, er würde mich solange ausquetschen, bis ich es ihm sagte. Deshalb hatte ich gar keine andere Wahl.
Sein... sein Name ist Cooper. Cooper Christiansen.
Wie bitte?, rief Alex plötzlich aufgebracht und mit aufgerissenen Augen, D-dieser...!
Was ist los? Warum bist du wütend? Kennst du ihn etwa?
Ob ich ihn kenne? Ja, natürlich! Er ist mein Bru-... ein alter Freund von mir.
Ich traute meinen ohren kaum. Wirklich?
Er nickte und biss den Kiefer aufeinander. Wirklich. Wir hatten vor ein paar Monaten eine Abmachung geschlossen, an die er sich wohl nicht gehalten hat.
Hat es etwas mit mir zu tun?, platzte es aus mir heraus, woraufhin er bloß den Kopf schüttelte. Stelle bitte keine Fragen. Ich darf sie dir sowieso nicht beantworten.
Warum?, wollte ich wissen.
Entnervt starrte er mich an. Keine Fragen, habe ich gesagt.
Na schön.
Aus irgendeinem Grund wurde ich mir plötzlich sicher, dass diese Abmachung, von der er sprach von mir handelte. Aber er hatte doch behauptet, er hätte mich vorher nicht gekannt. Hatte er mich angelogen? Würde er das tun? Oder spielte mir mein Verstand gerade einen Streich? Ich war mir nämlich ziemlich sicher, Alex vor meiner Rettung noch nie zuvor gesehen zu haben.
Sieh mich bitte nicht so an., stöhnte er entnervt, Ich weiß, was du denkst. Du solltest damit aufhören.
Entschuldige., murmelte ich und schloss meine Augen, um einzuschlafen, was
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