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Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Titel: Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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wichtig. Falls es Sie interessiert, ich komme selbst aus Wind Gap.«
Na bitte, Curry, ich gebe mir alle Mühe.
    Der Chief glotzte mich an.
    »Wie heißen Sie doch gleich?«
    »Camille Preaker.«
    »Und wieso kenne ich Sie nicht?«
    »Hatte noch nie Probleme mit der Polizei, Sir.« Ich deutete ein Lächeln an.
    »Ihre Familie heißt also Preaker?«
    »Meine Mutter hat vor fünfundzwanzig Jahren wieder geheiratet. Adora und Alan Crellin.«
    »Ach, die kenne ich.« Klar, die kannte hier jeder. Geld, richtig altes Geld, war selten in Wind Gap. »Aber ich will Sie trotzdem nicht hier haben, Miss Preaker. Wenn Sie die Story drucken, bringt man uns für immer mit … mit dem hier in Verbindung.«
    »Vielleicht würde ein bisschen Publicity ja bei der Suche helfen«, sagte ich. »Soll vorkommen.«
    Vickery saß ganz still da und betrachtete seine zerknüllte Essenstüte. Sie roch nach Mortadella. Er murmelte etwas, von dem ich nur die Worte »JonBenet« und »Scheiße« verstand.
    »Nein danke, Miss Preaker. Ansonsten kein Kommentar. Ich habe nichts über die laufenden Ermittlungen zu sagen. Das können Sie gern zitieren.«
    »Sie wissen, es ist mein Recht, hier zu sein. Machen wir es uns doch nicht so schwer. Geben Sie mir irgendeine Information, dann lasse ich Sie eine Weile in Ruhe. Ich will Ihnen nicht im Weg stehen, aber ich muss auch meine Arbeit tun.« Diesen Satz hatte ich mir auf der Höhe von St. Louis überlegt.
    Ich verließ die Polizeiwache mit einer fotokopierten Karte von Wind Gap, auf der Chief Vickery mit einem winzigen X den Ort markiert hatte, an dem im vergangenen Jahr die Mädchenleiche gefunden worden war.
    Ann Nash, zehn Jahre, wurde am 27 . August im Falls Creek entdeckt, einem steinigen, laut dahinrauschenden Bach, der mitten durch die North Woods fließt. Ein Suchtrupp hatte seit dem Vorabend den Wald durchkämmt, doch es waren Jäger, die sie gegen fünf Uhr morgens fanden. Sie war gegen Mitternacht mit einer Wäscheleine erdrosselt worden, die zweimal um ihren Hals geschlungen war. Danach hatte man sie in den Bach geworfen, der wegen der sommerlichen Trockenheit wenig Wasser führte. Die Wäscheleine hatte sich an einem großen Felsen verfangen, und das Mädchen war die Nacht über im trägen Wasser dahingetrieben. Sie wurde im geschlossenen Sarg aufgebahrt. Mehr wollte Vickery nicht sagen. Und ich hatte eine geschlagene Stunde gebraucht, um das bisschen aus ihm herauszubekommen.
     
    Vom Münztelefon in der Bücherei rief ich die Nummer auf dem Suchplakat an. Eine ältere Frauenstimme meldete sich mit den Worten »Natalie Keene Hotline«, doch ich hörte im Hintergrund den Geschirrspüler rauschen. Sie teilte mir mit, dass die Suche in den North Woods ihres Wissens noch im Gange sei. Wer helfen wolle, solle sich auf der Hauptzufahrtsstraße melden und Trinkwasser mitbringen. Man erwarte Höchsttemperaturen.
    Am Suchstützpunkt saßen vier blonde Mädchen steif auf einer Picknickdecke. Sie deuteten auf einen Waldweg, den ich entlanggehen sollte, bis ich den Suchtrupp gefunden hätte.
    »Was machen Sie denn hier?«, fragte die Hübscheste. Ihr gerötetes Gesicht war rundlich wie das eines ganz jungen Mädchens, und sie hatte die Haare mit Bändern zu Zöpfen gebunden, doch die Brüste, die sie stolz nach vorn reckte, waren die einer erwachsenen Frau. Einer glücklichen erwachsenen Frau. Sie lächelte, als würden wir uns kennen, was unmöglich sein konnte. Als ich das letzte Mal hier war, musste sie noch im Kindergarten gewesen sein, und doch kam sie mir irgendwie vertraut vor. Vielleicht die Tochter einer alten Schulfreundin. Das Alter könnte hinkommen, falls sie gleich nach der Schule schwanger geworden wäre. Was nicht auszuschließen war.
    »Ich wollte nur helfen.«
    »Okay«, meinte sie grinsend und entließ mich, indem sie sich ganz darauf konzentrierte, den Lack von einem Zehennagel abzukratzen.
    Ich schlug den Waldweg ein, der Schotter knirschte unter meinen Füßen, und inmitten der Bäume schien es tatsächlich noch wärmer zu sein. Die Luft war dschungelfeucht. Goldrute und Lorbeersumach streiften meine Knöchel, und überall schwebten weiße Pappelsamen, stahlen sich in meinen Mund, hafteten an meinen Armen. Plötzlich fiel mir ein, dass wir sie früher Feenkleidchen genannt hatten.
    In der Ferne hörte ich Leute nach Natalie rufen, die drei Silben hoben und senkten sich wie ein Lied. Noch zehn Minuten Fußmarsch, dann hatte ich sie entdeckt: etwa fünfzig Menschen, die sich in

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