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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Küche, in der alles von einer dünnen Staubschicht überzogen war. »Hör mal«, sagte sie, und beim Anblick einer halb ausgetrunkenen Bierflasche auf dem verschrammten Klapptisch traten ihr Schweißperlen auf die Stirn, »ich grusele mich zu Tode. Also, wenn das einer von deinen Scherzen sein soll, muss ich dir leider den Hals umdrehen.«
    Sie hörte ein Scharren, fuhr herum, und ihr Herz stockte beinahe. Etwas Kleines, Schwarzes huschte über das vergilbte Linoleum und verschwand hinter einem uralten Kühlschrank. Mühsam unterdrückte Eve einen Schrei, doch dann erkannte sie, dass es nur eine Maus war. »O Gott.« Das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie hätte nicht herkommen sollen, das war ihr eigentlich von Anfang an klar gewesen. Als Roy anrief, hätte sie darauf bestehen sollen, dass er zu ihr kam oder dass sie sich irgendwo an einem öffentlichen Ort trafen. Hier war es entschieden zu unheimlich.
    Wo zum Teufel steckte er? »Roy?« Er
musste
hier sein. Schließlich stand sein Wagen draußen. »Roy? Das ist wirklich nicht witzig. Wo bist du?«
    Die Tür zum Bad stand sperrangelweit offen, drinnen jedoch war es dunkel. Sie betätigte den Schalter, aber die Glühbirne war durchgebrannt. Als sie den Strahl ihrer Taschenlampe über Waschbecken und Toilette gleiten ließ, sah sie nichts als Rost, Flecken und Schmutz. Hier war eindeutig etwas faul.
    Mit drei Schritten erreichte sie das Wohnzimmer, das von einer Lampe auf einem alten Beistelltisch hell erleuchtet war. Anscheinend war Roy hier gewesen … oder zumindest war
irgendjemand
hier gewesen, auch wenn das Zimmer aussah, als sei es seit einem Jahrzehnt unbewohnt. Staub und Spinnweben bedeckten den Boden, die Kiefernholzwände und die Decke. Selbst die Asche und die verkohlten Holzscheite im Kamin wirkten uralt. Da lag eine vergilbte Anglerzeitschrift mit welligen, eingerissenen Seiten. In dieser verfallenen Hütte im Sumpfland schien die Zeit stehengeblieben.
    Also, was zum Teufel wollte sie hier?
    Was für ›Beweise‹ konnte Roy gemeint haben, zum Teufel?
    Irgendetwas, das mit Dad zu tun hat,
dachte Eve. Sie spürte es einfach.
Roy weiß, ob der gute alte Dad unschuldig ist … oder schuldig wie die Sünde.
    Eve schluckte. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und betrachtete es einen Moment lang unschlüssig, dann steckte sie es wieder ein.
    »Royal Kajak, ich gebe dir höchstens noch zwei Minuten, dann verschwinde ich von hier«, rief sie ins Dunkel hinein. »Du kannst mir deine angeblichen Beweise ja per E-Mail schicken.«
    Verärgert sah sie sich ein letztes Mal um. Hinter der offenen Treppe führte ein kurzer Flur in das einzige Schlafzimmer im Erdgeschoss. Die Tür stand einen Spaltbreit offen.
    Eve straffte sich und ging darauf zu.
     
    Verdammt! Sie hatte ein Handy!
Diese Möglichkeit hatte er nicht bedacht. Die Stimme hatte ihn nicht gewarnt. Der Retter spähte durchs Fenster. Gleich würde sie den Notruf wählen.
    Er musste sie aufhalten. Schnell!
    Lautlos steckte er sein Messer ein, öffnete sein Knöchelhalfter und zog die Pistole.
    Zeit, die Sache zu Ende zu bringen.
     
    Nervös stieß Eve die Tür zum Schlafzimmer auf. Die rostigen Angeln knarrten. »Roy?«
    Sie vernahm ein kaum hörbares Stöhnen.
    Mit gesträubten Nackenhaaren tastete sie nach dem Lichtschalter. Ein Klick, dann erleuchtete eine alte Deckenlampe das Zimmer.
    Sie schrie auf.
    Roy lag vor dem metallenen Bettgestell am Boden. Sein Gesicht war blutüberströmt, Blut sickerte aus seiner aufgeschlitzten Kehle und bildete eine dunkle Lache auf dem Fußboden.
    Sie taumelte vorwärts. Überall war Blut. Dunkel. Schwarz. Klebrig.
Überall.
    Roys Brustkorb hob und senkte sich kaum merklich. Eve seufzte erleichtert auf – er lebte noch!
    Dann fiel ihr Blick auf die Wand, und sie erstarrte: Über Roys Kopf stand auf dem altersdunklen Kiefernholz mit Blut eine Zahl geschrieben:
     
    212
     
    Entsetzt zuckte Eve zurück.
    Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? »Wer war das? Herrgott …« Panik und Verzweiflung drohten sie zu überwältigen.
    Beruhige dich, Eve. Wenn du Roy helfen willst, darfst du jetzt nicht die Nerven verlieren.
Rasch kniete sie neben ihm nieder und versuchte, mit einer Hand die Blutung zu stillen, während sie mit der anderen das Handy wieder hervorzog, doch es entglitt ihr und fiel in die Blutlache am Boden. Ohne die Schnittwunde an Roys Hals loszulassen, hob Eve das blutige Handy auf und schaltete es mit klebrigen, zitternden Fingern ein, doch es dauerte quälend

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