Cugel der Schlaue
Sammlung?«
»So ist es. Ehe er begann, sich mit seinem gegenwärtigen Zeitvertreib zu beschäftigen, widmete er sich dergleichen.«
»Er hat offenbar einen eigenartigen, ja ausgefallenen Geschmack.«
Weamish hob die weißen Brauen. »Das könnte ich nicht sagen. Mir scheint nichts ungewöhnlich zu sein.«
»Und was ist damit?« Cugel deutete auf das Statuettenpaar. »Ich habe beispielsweise nie Nippesfiguren gesehen, die auf so abstoßend häßliche Weise ausgeführt waren! Gewiß, ungemein geschickt und sorgfältig gemacht. Seht Euch nur jede Einzelheit dieser abscheulichen kleinen Ohren an! Die Rüssel, die Fänge! Die Bösartigkeit wirkt fast echt! Trotzdem sind sie unbestreitbar das Werk krankhafter Phantasie!«
Die Figurinen richteten sich auf. Eine sagte mit raspelnder Stimme: »Zweifellos hat Cugel einen guten Grund für seine unfreundlichen Worte, trotzdem finden Gark und ich sie beleidigend.«
Auch die andere sprach: »Solche Bemerkungen schmerzen. Cugel hat eine spitze Zunge.« Beide hüpften aus dem Gemach. Tadelnd sprach Weamish: »Nun habt Ihr sowohl Gark als auch Gookin gekränkt, die freundlicherweise kamen, um Twangos Wertsachen vor Diebstahl zu schützen. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Kommt, gehen wir nun zu Meister Twango!«
Weamish brachte Cugel in einen großen Arbeitsraum mit einem Dutzend Tischen, vollbeladen mit Büchern, Kisten und allerlei Kram. Gark und Gookin, die nun beide Schirmmützen trugen, einer eine blaue, der andere eine rote, blickten Cugel finster von einer Werkbank an. An einem riesigen Schreibtisch saß Twango, der klein und fettleibig war, ein winziges Kinn, einen zierlichen Mund und eine von glänzenden schwarzen Löckchen eingerahmte Glatze hatte. Vom Kinn hing ein geckenhafter Spitzbart.
Als Cugel und Weamish eintraten, drehte Twango sich auf seinem Stuhl. »Aha, Weamish! Dieser Herr, wie du mir sagtest, ist also Cugel. Willkommen in Flutic, Cugel.«
Cugel lüpfte den Hut und verneigte sich. »Mein Herr, ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft in dieser finsteren Nacht.«
Twango ordnete die Papiere auf seinem Schreibtisch und musterte Cugel aus den Augenwinkeln. Er deutete auf einen Stuhl. »Setzt Euch, wenn Ihr möchtet. Weamish meinte, Ihr wäret an einer Anstellung interessiert – unter gewissen Umständen.«
Cugel nickte höflich. »Ich werde gern jeglichen Posten in Erwägung ziehen, für den ich geeignet bin und der auch eine entsprechende Entschädigung einbringt.«
Weamish rief von der Seite: »Richtig! Die Bedingungen in Flutic sind stets optimal und im schlimmsten Fall peinlich genau.«
Twango hustete und schmunzelte. »Unser lieber alter Weamish! Wir hatten eine langjährige Verbindung. Doch nun sind die Konten ausgeglichen, und er möchte in den Ruhestand treten. Habe ich damit recht, Weamish?«
»Das habt Ihr, in jeder Beziehung!«
Cugel schlug vorsichtig vor: »Vielleicht könntet Ihr mir die verschiedenen Posten und die nötigen Voraussetzungen beschreiben. Dann, nach reiflicher Überlegung, werde ich Euch sagen können, wie ich Euch am besten dienen kann.«
Weamish rief: »Wie weise! Kluges Denken, Cugel. Ihr werdet Eure Sache in Flutic gut machen, oder ich müßte mich sehr täuschen.«
Wieder ordnete Twango die Papiere vor sich. »Mein Geschäft ist im Grunde genommen einfach. Ich bringe Schätze alter Zeit ans Tageslicht, poliere sie auf, schätze sie, verpacke sie und verkaufe sie an einen Zwischenhändler in Saskervoy, der sie dem Endabnehmer liefert, der, wenn ich es recht gehört habe, ein namhafter Magier in Almery ist. Wenn ich jeden Arbeitsgang sorgfältig durchführe – Weamish nannte das in einem Anflug von Spaßhaftigkeit ›peinlich genau‹ –, mache ich manchmal einen kleinen Gewinn.«
»Ich kenne Almery«, erklärte Cugel. »Wer ist dieser Magier?«
Twango lächelte. »Soldinck, der Zwischenhändler, weigert sich, den Namen zu nennen, aus Angst, ich könnte direkt an ihn verkaufen und so doppelten Gewinn einstreichen. Doch von bestimmten anderen erfuhr ich, daß der Zauberer ein gewisser Iucounu von Pergolo ist ... Cugel, habt Ihr etwas gesagt?«
Cugel deutete lächelnd auf seinen Bauch. »Nur ein leichtes Magenknurren. Ich speise gewöhnlich um diese Zeit. Wie sieht es mit Eurem Nachtmahl aus? Sollten wir unser Gespräch nicht lieber nach dem Abendessen fortsetzen?«
»Alles zu seinerzeit«, entgegnete Twango. »Nun, so fahre ich fort. Weamish hat lange die Aufsicht über die Ausgrabungsarbeiten geführt.
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