Cugel der Schlaue
Aufseher immer Besucher empfangen oder abgewiesen!«
»Dann nehmen wir eine sofortige Änderung vor! Der Aufseher ist aller seiner Stellung unwürdigen Aufgaben entbunden. Außerdem wird sein bisheriges Gehalt um das Dreifache erhöht, und Unterkunft sowie Verpflegung sind für ihn frei.«
Erneut dröhnte der Gong. Twango fluchte. »Weamish! Geh zur Tür! Weamish? Wo bist du?«
Weamish hatte den Speisesaal verlassen.
Streng befahl Cugel: »Gark! Sieh nach der Tür!«
Gark antwortete mit einem wütenden Zischen. Da deutete Cugel zur Tür: »Gark, du bist hiermit wegen Gehorsamsverweigerung fristlos entlassen! Das gleiche gilt für Gookin. Ihr werdet beide sofort das Haus verlassen und in euren Sumpf zurückkehren!«
Gark, der sich nun Gookin anschloß, antwortete mit herausforderndem Zischen.
Cugel wandte sich an Twango: »Ich fürchte, ich sehe mich gezwungen zu kündigen, wenn Ihr meine Befehlsgewalt nicht bestätigt!«
Verärgert hob Twango beide Arme. »Genug dieses Unsinns! Während wir hier herumstehen, dröhnt der Gong unablässig!«
Er stapfte zum Türkorridor, und Gark sowie Gookin hüpften hinter ihm her.
Cugel folgte ihm gemesseneren Schrittes. Twango riß die Tür auf und ließ einen stämmigen Mann mittleren Alters ein, den ein brauner Kapuzenumhang fast ganz verhüllte. Ihm folgten zwei weitere, ähnlich Vermummte.
Twango begrüßte den vordersten Besucher mit achtungsvoller Vertrautheit. »Meister Soldinck! Ein Besuch zu einer so späten Stunde! Was führt Euch um diese Zeit zu mir?«
Mit düsterer Stimme antwortete Soldinck: »Ich habe schlimme und dringliche Neuigkeiten, die keinen Aufschub duldeten.«
Twango wich entsetzt einen Schritt zurück. »Mercantides ist tot?«
»Es handelt sich um Betrug und Diebstahl!«
»Was wurde gestohlen?« fragte Twango ungeduldig. »Und wer betrogen?«
»Laßt mich von vorn beginnen. Vor vier Tagen, genau um Mittag, kam ich hier mit dem verschließbaren Wagen an, und zwar in Begleitung von Rincz und Jornulk, die beide, wie Ihr wißt, Älteste und rechtschaffene Männer sind.«
»Meines Wissens wurde ihr guter Ruf nie in Frage gestellt. Wieso kommt Ihr nun damit?«
»Geduld, Ihr werdet es hören!«
»So fahrt fort. Cugel, Ihr seid ein Mann von Erfahrung. Paßt auf, Eure Meinung interessiert mich. Dies ist übrigens Meister Soldinck von der Firma Soldinck und Mercantides, eine Fracht- und Zwischenhandelsgesellschaft.«
Cugel kam näher, und Soldinck sprach weiter.
»Mit Rincz und Jornulk betrat ich Euren Arbeitsraum. Dort, in unserer Gegenwart, zähltet Ihr sechshundertachtzig Schuppen ab, die wir in sechs Kisten packten.«
»Stimmt. Es waren vierhundert ›gewöhnliche‹, zweihundert ›besondere‹ und achtzig ›erstklassige seltene‹ von einmaligem Muster.«
»Richtig. Gemeinsam und in Gegenwart von Weamish packten wir die Kisten, versiegelten und verschnürten sie. Ich schlage vor, daß auch Weamish hinzugezogen wird, damit er uns in seiner Weisheit bei der Lösung dieses Rätsels helfen kann.«
»Gark! Gookin! Seid ihr so gut und ruft Weamish. Doch Ihr, Meister Soldinck, habt uns den Grund Eurer Aufregung immer noch nicht gesagt!«
»Den sollt Ihr sogleich erfahren. In Eurer, Weamishs, Rincz', Jornulks und meiner Anwesenheit wurden die Schuppen wie üblich in Eurem Arbeitsraum verpackt. Unter unserer Aufsicht hob Weamish die Kisten auf den Karren, und wir alle lobten ihn, da er ihn so hübsch verziert hatte, und auch seine Sorgfalt bewunderten wir, mit der er darauf achtete, daß keine herunterfallen konnten. Dann schritten Rincz und ich voraus, Ihr und Jornulk hinterher, und Weamish rollte den Karren mit den Kisten durch den Korridor. Soviel ich mich entsinne, hielt er nur einmal kurz an, um seinen Schuh zuzubinden, dabei machte er eine Bemerkung über die für die Jahreszeit ungewöhnliche Kälte.«
»Richtig. Fahrt fort.«
»Weamish rollte den Karren zum Wagen. Die Kisten wurden hineingehoben und der Wagen sofort verschlossen. Ich stellte die Empfangsbescheinigung aus, die Rincz und Jornulk mit mir unterschrieben und die Weamish als Zeuge unterzeichnete, ehe ich sie Euch aushändigte. Schließlich bezahlte ich, und Ihr gabt mir die quittierte Rechnung.
Wir fuhren auf geradem Weg nach Saskervoy, wo die Kisten unter den üblichen Sicherheitsmaßnahmen in der Schatzkammer untergebracht wurden, bis sie auf das nächste Schiff zu ihrem fernen Bestimmungsort Almery geladen werden können.«
»Und dann?«
»Heute wollte Mercantides die
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