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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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zeigte Weamish, der auf dem First balancierte.
    Twango rief: »Weamish, was machst du so hoch da oben? Komm sofort herunter!«
    Weamish schaute sich nach dem Ursprung der Stimme um. Als er Twango und Soldinck entdeckte, stieß er einen wilden Schrei hervor, aus dem gleichermaßen Trotz wie höhnische Freude zu klingen schienen.
    »Das ist gelinde ausgedrückt eine eigenartige Erwiderung«, brummte Soldinck.
    Erneut rief Twango zum Dach hinauf. »Weamish, eine größere Zahl Schuppen sind verlorengegangen, und wir möchten einige Fragen stellen.«
    »Fragt, was immer Ihr wollt und die ganze Nacht lang, wenn es Euch beliebt – überall, nur nicht hier oben. Ich wandle auf dem Dach und möchte dabei nicht gestört werden.«
    »Ah, aber Weamish, dir wollen wir die Fragen stellen! Du mußt sofort herunterkommen!«
    »Mein Konto ist ausgeglichen! Ich wandle, wo ich will!«
    Twango ballte die Fäuste. »Meister Soldinck ist verwirrt und bestürzt! Die fehlenden Schuppen sind unersetzlich!«
    »Genau wie ich, wie Ihr erfahren werdet!« Wieder stieß Weamish seinen seltsamen Schrei aus.
    Verärgert bemerkte Soldinck: »Weamish hat den Verstand verloren!«
    »Die Arbeit gab seinem Leben einen Sinn«, erklärte Twango. »Er tauchte tief in den Schlamm und fand ein ganzes Schuppennest. So konnte er seine Schulden tilgen. Seither benimmt er sich äußerst merkwürdig.«
    Soldinck fragte: »Wann fand er die Schuppen?«
    »Vor zwei Tagen.« Wieder hob Twango die Stimme. »Weamish! Komm sofort herunter! Wir brauchen deine Hilfe!«
    »Heißt das, er fand die Schuppen, nachdem wir die letzte Lieferung entgegennahmen?«
    »So ist es. Genau gesagt, einen Tag später.«
    »Ein seltsamer Zufall.«
    Twango starrte ihn ungläubig an. »Ihr werdet doch nicht etwa Weamish verdächtigen?«
    »Alles deutet auf ihn!«
    Twango drehte sich abrupt um. »Gark, Gookin, Cugel! Hinauf aufs Dach! Helft Weamish herab!«
    Cugel entgegnete hochmütig: »Gark und Gookin sind meine Untergebenen. Teilt mit Eure Wünsche mit, dann erteile ich die nötigen Befehle.«
    »Cugel, Euer Benehmen ist unerträglich! Ihr seid hiermit Eurer Stellung als Aufseher enthoben und nur noch ein einfacher Arbeiter! Also, hinauf auf das Dach mit dir! Ich will, daß Weamish sofort heruntergeholt wird!«
    »Ich ertrage Höhen nicht, mir wird schwindelig!« wehrte sich Cugel. »Ich kündige fristlos!«
    »Du wirst für mich arbeiten, bis dein Konto ausgeglichen ist. Auch die Käse, in die du Gookin warfst, wurden auf deine Rechnung gesetzt!«
    Cugel begehrte auf, doch Twango wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Dach zu, ohne auf ihn zu achten.
    Weamish spazierte auf dem First hin und her. Plötzlich tauchten Gark und Gookin hinter ihm auf. Twango rief: »Weamish, sei vorsichtig! Gark und Gookin werden dir herunterhelfen!«
    Weamish stieß einen letzten wilden Schrei hervor, rannte bis zum Firstende und sprang ins Leere. Kopfüber landete er auf dem Pflaster in der Tiefe. Gark und Gookin krochen zum Giebelrand und spähten mit großen Augen hinunter auf die schlaffe Gestalt.
    Nach einer flüchtigen Untersuchung wandte Twango sich wieder Soldinck zu. »Ich fürchte, Weamish ist tot!«
    »Und was ist mit den fehlenden Schuppen?«
    »Ihr müßt anderswo nach ihnen suchen«, riet ihm Twango. »Sie können nicht in Flutic gestohlen worden sein.«
    »Ich bin da nicht so sicher«, widersprach Soldinck. »Um ehrlich zu sein, befürchte ich, daß sie gerade hier abhanden kamen!«
    »Ihr laßt Euch von Zufällen täuschen«, rügte Twango. »Die Nacht ist kalt, kehren wir ins Haus zurück. Cugel, trag die Leiche in die Gärtnerkate im hinteren Garten. Weamishs Grab ist bereit, du kannst ihn gleich in der Frühe beerdigen.«
    »Erinnert Ihr Euch nicht, daß ich meine Stellung aufgegeben habe? Ich erachte mich nicht mehr als in Flutic angestellt, außer Ihr bietet mir sehr viel bessere Bedingungen!«
    Twango stampfte heftig auf. »Warum mußt du mich zu einer solchen Zeit der Heimsuchung auch noch mit diesem Unsinn verärgern? Mir fehlt die Geduld, mich selbst um dich zu kümmern. Gark! Gookin! Cugel bildet sich ein, er könnte sich vor seinen Pflichten drücken!«
    Gark und Gookin schlichen herbei. Gookin warf eine Schlinge um Cugels Fußgelenke, und Gark ein Netz über Cugels Kopf. Cugel fiel schmerzhaft auf den Boden, wo Gark und Gookin mit kurzen Stöcken auf ihn einschlugen.
    Nach einer Weile trat Twango an die Tür. Er rief: »Hört auf, dieser Lärm schmerzt in den Ohren. Falls Cugel

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