Cugel der Schlaue
unfreundlicher Mensch würde ihn vielleicht sogar als banal bezeichnen.«
Gleichmütigen Tones antwortete Vasker: »Dies sind Gedanken, die schöpferische Menschen zum Wohle der Allgemeinheit immer wieder neu entdekken! Ich stehe jedenfalls zu meiner Bemerkung. Cugel, was meint Ihr?«
Cugel winkte den Sylphen, die Kelche nachzufüllen. »Ich muß gestehen, dieses intellektuelle Geplänkel verwirrt mich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Vielleicht kehrt Ihr mit uns nach Llaio zurück«, meinte Vasker, »dann können wir Euch unsere Philosophien in allen Einzelheiten nahebringen.«
»Ich werde Eure Einladung im Auge behalten. Doch die nächsten Monate gibt es hier in Pergolo noch viel für mich zu tun. Ich muß mich jetzt um Iucounus Hinterlassenschaft kümmern und alles ordnen. Schon jetzt kamen einige seiner Spitzel und Spione und legten mir Spesenaufstellungen und Rechnungen vor, die einer genauen Prüfung gewiß nicht standhalten. Ich kann diese Unverfrorenheit nicht dulden und lehnte es deshalb ab, sie zu bezahlen.«
»Und wenn Ihr alles geordnet habt?« erkundigte sich Bazaard. »Was dann? Wollt Ihr Euch dann immer noch ein kleines Häuschen am Fluß bauen?«
»Eine solche Kate und nichts zu tun, als den Sonnenschein auf dem Wasser zu beobachten, ist zweifellos verlockend. Aber ich fürchte, ich würde diese Ruhe nicht lange aushalten.«
Bazaard sagte: »Die Welt ist groß und hat viele ferne Sehenswürdigkeiten. Kennt Ihr schon die schwimmende Stadt Jehaz, die von unbeschreiblicher Pracht sein soll? Oder das Land der bleichen Maiden? Wäre das nicht eine Forschungsreise wert? Oder habt Ihr vor, den Rest Eurer Tage in Almery zu verbringen?«
»Die Zukunft ist verschleiert, als hülle dichter Nebel sie ein.«
»Das gilt für uns alle!« bestätigte Pelasius. »Warum Pläne schmieden? Schon morgen mag die Sonne erlöschen!«
Cugel schwang die Arme weit. »Diesen Gedanken müssen wir verbannen! Heute feiern wir und trinken Purpurwein! Möge dieser Abend nie enden!«
»Das ist auch meine Einstellung!« versicherte ihm Archimbaust. »Jetzt ist jetzt! Nie kann man mehr als dieses eine Jetzt erleben, das jeweils genau eine Sekunde dauert und immer wiederkehrt.«
Bazaard hob die Brauen. »Was ist mit dem ersten Jetzt und dem letzten? Müssen sie als ein und dasselbe betrachtet werden?« Mit einem Hauch von Tadel entgegnete Archimbaust: »Bazaard, deine Fragen sind zu tiefschürfend für den Anlaß. Die Lieder deiner musikalischen Fische wären da viel passender.«
»Sie machen nur langsam Fortschritte. Ich habe ihnen einen Kantor und einen Contraltochor gegeben, doch mangelt es immer noch etwas an Harmonie.«
»Nun, wir werden heute abend auch ohne sie auskommen«, tröstete ihn Cugel. »Iucounu, wo immer Ihr auch sein mögt, in der Unterwelt, der Oberwelt oder in überhaupt keiner Welt: Wir stoßen auf Euer Gedenken mit Eurem eigenen Wein an! Dies ist der letzte Witz, und so schwach er auch sein mag, er geht auf Eure Kosten – und gerade deshalb begeistert er uns alle! Sylphen, füllt die Karaffen nach! Freunde, hebt die Kelche! Bazaard, habt Ihr diesen ausgezeichneten Käse schon gekostet? Vasker, noch eine Anschovis? Laßt uns richtig feiern!«
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