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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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erwische», sagte sie in heiterem Tonfall, den die Leute gern vor Kranken und Verletzten aufsetzen. «Sind die nicht wunderschön? Da muss Sie aber jemand sehr lieb haben.»
    Sie legte die Rosen auf den Tisch und sah uns erwartungsvoll an. Als keiner von uns beiden reagierte, verließ sie enttäuscht das Zimmer. Ich schaute Rauser an. «Was genau bedeutet
öffentlich zurückhalten
?», fragte ich und zog eine Karte aus dem Strauß. «Und
inoffiziell
, was soll das heißen, Rauser? Dass du meinen
inoffiziellen
Rat brauchst, klingt so, als sollte ich einfach nicht mehr
offiziell
bezahlt werden.» Ich riss den Umschlag auf.
    «Moment mal», sagte Rauser und hob die Arme. Es schien die einzige beruhigende Geste zu sein, die er kannte. Mit erhobenen Händen langsam zurückweichen, als hätte er unabsichtlich einen Kojoten in die Enge getrieben.
    Ein Geschenkgutschein von
Goodyear
rutschte aus dem Umschlag, gültig für einen Reifenwechsel und eine Inspektion. Ich seufzte. Bestimmt von meinem Vater, und ich suchte nach seiner hingekritzelten Unterschrift. Doch ich irrte mich.
    Regelmäßige Wartung ist ungeheuer wichtig.
    Das mit dem Unfall tut mir leid, aber Glückwunsch zum ersten Auftritt in der Hauptsendezeit!
    W.

20
    A uf der Fahrt sprachen Rauser und ich kaum ein Wort. Ich versuchte, die Neuigkeiten zu verdauen, die er mir im Krankenhaus aufgetischt hatte, aber es waren fast zu viele. Der entblößende Fernsehbericht, das Interview mit meinem Exmann, Jacob Dobbs, der mich jetzt ersetzen sollte, da ich
offiziell
vom Fall ausgeschlossen worden war. Oder inoffiziell? Jedenfalls sollte ich von der Bildfläche verschwinden, so viel hatte ich verstanden. Der Strauß weißer Rosen mit der vertrauten W-Signatur war der Zuckerguss auf dem beschissensten Kuchen überhaupt.
    Als ich zu Hause war, rief Diane an. «Weißt du, was? Ich habe einen Tisch im Bacchanalia reserviert. Nach dem Krankenhausfraß hast du doch bestimmt Lust auf was anderes.»
    Das Bacchanalia ist ein Fünf-Sterne-Restaurant in der Stadt, eigentlich viel zu teuer für mich, aber einmal im Monat legen Diane und ich zusammen und lassen uns verwöhnen.
    Im Spiegel betrachtete ich die Schnitte und blauen Flecken. «Ich sehe immer noch ziemlich ramponiert aus.»
    «Super», meinte Diane lachend. «Dann spiele ich deine gewalttätige Liebhaberin.»
    Nach einem Bissen im Bacchanalia weiß man, dass die Köchin mit Leidenschaft bei der Sache ist. Die viergängigen Menüs bestehen aus saisonalen und regionalen Zutaten. Gedämpftes Licht, weiße Tischtücher und eine friedliche Atmosphäreim Restaurant wirken entspannend und gesprächsanregend, können aber nicht vergessen lassen, dass am Ende mit der Rechnung der Schock kommt.
    Diane bestellte Arugula-Salat, geräucherte Flunder aus Virginia an Wassermelone, Ricotta Cavatelli und Spargelkuchen mit Zitroneneis. Ich begann mit Gnocchi, weil ich auf die Kohlenhydrate ungern warte, ging dann über zu Red Snapper vom Grill, dazu ein Salat mit Pecorino Romano, Favabohnen und jungem Fenchel und ließ zum Dessert ein Blutorangensoufflé folgen. Genau das hatte ich nach dem Krankenhausfraß gebraucht. Ich war wie ausgehungert.
    Ein weißgekleideter Ober brachte einen warmen Laib Rosmarinbrot und schnitt ihn auf. Diane bestellte einen Cosmopolitan mit Holunderblüten für sich und einen Kaffee für mich.
    Dann beugte sie sich vor und hörte mir aufmerksam zu, während ich von Rausers Auftritt im Krankenhaus erzählte und von den wahren Ursachen meines Unfalls, dem gelockerten Rad und den weißen Rosen. Als ihr Drink kam, nippte sie daran, ohne ihre blauen Augen von mir zu wenden. Ihr blondes Haar war kurz geschnitten und, bis auf ein paar widerspenstige Strähnen, hinter die Ohren geklemmt.
    «Fühlst du dich sicher?», fragte sie.
    Darum liebe ich Diane: Seit ich sechs bin, hat sie Angst um mich. Ich strich mit meinem Messer über die weiche Butter und verteilte sie auf dem warmen Brot. «Hört sich vielleicht komisch an, aber ich glaube eigentlich nicht, dass er mir etwas antun wollte. Ich glaube, er wollte mir nur Angst einjagen.»
    Unsere Vorspeisen wurden serviert. Die Gnocchi waren himmlisch.
    «Aber jetzt genug von mir», sagte ich.
    Diane lachte. «Hör doch auf. Es geht immer um dich.» Sie trank ihr Glas aus und signalisierte dem Ober, dass sie einen weiteren Drink wollte.
    «Tatsächlich? Erzähl mir von deinem neuen Typen.»
    «Bisher ist es phantastisch. Ist dir die Einschränkung aufgefallen? Es kommt mir vor,

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