Cut
als wäre ich völlig aus der Übung und immer allein gewesen.»
Ich lachte. «Ach nee. Ist es nicht erst ungefähr sechs Wochen her, dass du Brad oder wie er hieß abserviert hast?»
«Blake», korrigierte Diane. «Was habe ich an dem eigentlich gefunden? Er war so schmuddelig.»
Ich nickte zustimmend. «Unglaubliches Outfit.»
«Aber er konnte hervorragend küssen.»
«Du siehst übrigens großartig aus. Armani? Hast du eine Gehaltserhöhung bekommen?»
Diane lächelte: «Das ist nicht das Einzige. Wir waren letztes Wochenende shoppen.»
«Ihr wart shoppen? Wie Richard Gere in
Pretty Woman
?»
«Hey, gönn es mir doch. Ich find’s gut.»
Der Ober servierte Dianes zweiten Cosmopolitan in einem breiten Martiniglas. Er hatte eine hübsche Lavendelfärbung und war mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. Ich konnte ihn riechen. Diane erhob ihr Glas. «Auf die, die nicht dürfen», sagte sie. «Prost.»
«Wie selbstlos», meinte ich lächelnd.
«Dieses Mal ist es wirklich anders, Keye. Es fühlt sich an wie die große Liebe.»
Diane glaubte voll und ganz an die Liebe. Dass jeder einen Seelenverwandten hat und irgendwann den findet, der perfekt zu ihm passt – die große Liebe eben. Ich hatte auch einmal daran geglaubt, aber das war lange her.
«Dann erzähl mir alles. Name, Beruf, Hobbys.»
«Guten Abend, Dr. Street.»
«Jacob!» Wenn er mir mit dem Hammer auf den Daumen gehauen hätte, hätte ich mich nicht mehr erschreckt.
«Entschuldigen Sie die Störung, aber die Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen.» Jacob Dobbs schaute Diane an. «Mein Gott, Sie sind aber entzückend.»
Diane lächelte und reichte Jacob die Hand. Doch statt sie zu schütteln, machte er einen Diener und gab ihr einen Handkuss. Dianes helle, fast durchsichtige Haut errötete.
Ich schaltete mich ein. «Das ist Jacob Dobbs, er war früher mein Chef.»
Diese Information musste sich zwar erst einen Weg durch die Cosmos bahnen, die sie intus hatte, aber sie kam an. Ihr Lächeln verblasste.
Ohne uns zu fragen, zog Jacob einen Stuhl vom freien Nachbartisch heran, strich sich über Hemd und Krawatte und setzte sich. «Jedenfalls freut es mich zu sehen, dass es Ihnen gutzugehen scheint», sagte er in seinem geschliffenen Tonfall zu mir.
Als uns der Ober den Salat servierte, verkündete Dobbs großspurig, unsere Rechnung solle an seinen Tisch gebracht werden. Diane bestellte gleich noch einen Zwanzig-Dollar-Cosmo und zwinkerte mir zu.
Es war Jahre her, dass ich mit Jacob Dobbs gesprochen hatte. Natürlich hatte ich ihn wie alle anderen im Fernsehen gesehen, wenn ein telegener Fachmann gebraucht wurde, um zu erklären, warum Mörder morden. Ach, was soll’s, sagte ich mir. Lange her, ich sollte das Kriegsbeil begraben. Außerdem, wenn ich jetzt, nachdem ich offiziell vom Wunschknochen-Fall ausgeschlossen worden war, unhöflich wäre, würde ich nur verbittert und neidisch wirken.
«Sie sehen auch gut aus, Jacob. Sind Sie allein hier?»
Er nickte. «Wenn ich in der Stadt bin, komme ich immer vorbei. Die Köchin ist eine alte Freundin. Möchten Sie sie kennenlernen?»
Ich schüttelte den Kopf. «Sehr nett, aber danke.»
Dobbs lächelte dünn. Sein Blick glitt an mir hinab. Ich spürte, wie sich mein gesamter Körper anspannte. Das Arschloch. Sein Blick schwenkte über den Tisch, zur Kaffeetasse, zum Wasserglas, dann wieder zurück zu meinen Brüsten und meinem Hals und meinem Gesicht, und zwar völlig unverhohlen und ganz langsam. «Dann sind wir also noch immer trocken, ja?», fragte er und sah mir direkt in die Augen.
So viel zum Begraben des Kriegsbeils.
Diane nahm ihren dritten Cosmopolitan entgegen. «Ich möchte nicht unhöflich sein, Mr. Dobbs, aber …»
«Nennen Sie mich bitte Jacob.»
«Heute ist Mädchenabend, Jacob», antwortete sie zu meiner Überraschung. Es sagte viel über ihre Loyalität zu den Menschen, die sie liebte. Normalerweise war Diane in Anwesenheit von Machos immer ganz aufgeregt. «Aber wie nett, dass Sie unsere Rechnung übernehmen», setzte sie noch hinzu.
Dobbs zog sich manierlich von unserem Tisch zurück. «Ich wollte nicht stören. Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Diane.» Er sah zu mir herunter. «Man wird Sie bitten, mir Ihre Notizen und Akten zu übergeben, Dr. Street. Lassen Sie uns sehr bald einen Termin machen.»
«Selbstverständlich», sagte ich. «Und, Jacob – war schön, Sie zufällig zu treffen. Jetzt weiß ich wieder, was für ein Arschloch Sie
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