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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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Cosmopolitan getrunken und war während der letzten Stunde sehr still gewesen. Ich wollte nicht, dass sie sich hinters Steuer setzte, und konnte es kaum erwarten, mich mit White Trash endlich wieder in mein eigenes Bett zu legen, zu entspannen und gedankenlos in die Glotze zu stieren. Die letzten Wochen waren einfach zu viel gewesen. Ich hatte mir mit einer Pinzette Glassplitter aus Hals und Unterarmen ziehen müssen, weil ein Kautionsflüchtiger mit einer Pumpgun auf mich gefeuert hatte. Eine dürre Frau hatte mir wegen einer lausigen Zeugenvorladung einen Kaffeebecher an den Kopf geschleudert und auf mich geschossen. Ich war über den Tatort eines Serienmörders gestolpert, hatte mich in Denver mit einem Buchhalter geprügelt und war von ihm in die Schulter gebissen worden, ich war durch die bereits von einem Schuss durchlöcherte Windschutzscheibe meines alten Impala geflogen, offiziell gefeuert worden, hatte im Krankenhaus gelegen und war entlassen worden, nur um den Medien zum Fraß vorgeworfen zu werden, und musste erleben, wie mein Exmann im Fernsehen über unsere gescheiterte Ehe sprach und wie fremde Leute sich zu meinem Entzug und meiner FB I-Akte äußerten. Und dann hatte ich auch noch Rosenbekommen, einen Strauß weißer Rosen von einem Serienmörder.
Welch Freude!
Ich fragte mich, was sie bedeuten sollten. Weiße Rosen gehören zu Hochzeiten, sie symbolisieren die Reinheit eines neuen Liebesbundes. Dachte er vielleicht, wir hätten eine Art Beziehung, so wie er es wahrscheinlich bei Rauser und jedem anderen annahm, den er in sein krankes Phantasieleben zog? Andererseits gehören weiße Rosen auch zu Beerdigungen.
    Rauser hatte die Frau aufgespürt, die den Strauß in mein Zimmer gebracht hatte. Er war am Informationsschalter des Krankenhauses abgegeben worden und durch eine Menge Hände gegangen, ehe er in mein Zimmer gelangt war. Rauser hatte die Bänder der Überwachungskamera des Krankenhauses verlangt und Rosen und Karte mit aufs Revier genommen.
    «Guck dir das an», sagte Neil und deutete mit einer Kopfbewegung zum Fernseher. Unter der Schlagzeile
Aktuelle Meldung
stand Jacob Dobbs in seinem Tausend-Dollar-Anzug auf den weißen Marmorstufen des Gerichts von Fulton County und sprach mit den Reportern.
    Dobbs war einer der Pioniere in der ersten Abteilung für Verhaltensforschung beim FBI gewesen. Seit ein paar Jahren war er Partner in einer privaten forensischen Ermittlungsorganisation und in aller Welt für seine Arbeit innerhalb und außerhalb des FBI bekannt. Doch seit er sein Geld in der Privatwirtschaft verdiente, basierten seine Schlussfolgerungen nicht mehr nur auf Beweisen. Für beträchtliche Honorare erstellte er Profile, ohne jemals die tatsächliche Beweislage zu überprüfen oder seine Theorien in Frage zu stellen. Seine Analysen sahen eher wie Pressemitteilungen aus, und jeder in der Branche, der noch etwas Anstand hatte, wusste das. Meiner Meinung nach hatte er seine Wissenschaft betrogen und sich vollständig den Medien hingegeben.
    Ich sah ihn sich leicht nach vorn beugen und in ein Mikrophon sprechen, das ihm ein Reporter hinhielt und auf dem das Logo eines nationalen Senders prangte. Dobbs war allein, weder der Bürgermeister noch der Polizeichef waren zu sehen. Nur Dobbs mit seinem blassen, faltigen Gesicht, dem spitzen Kinn und der berühmten Narbe auf der rechten Wange, die er sich zugezogen hatte, als ein Mörder seinem Privatleben einmal sehr nahe gekommen war. Seine Frau und seine Kinder waren zu Hause gewesen, als im Erdgeschoss ein Fenster zu Bruch ging und eines von Dobbs’ «Profilen» einstieg, um sie umzubringen. Es war eine grausige und hochspannende Geschichte, und ich hatte damals gehört, wie Dobbs sie auf seine pseudozurückhaltende Art erzählte und den Schrecken beschrieb, als er in seinem Wohnzimmer auf einen Mörder traf und vor den Augen seiner Familie tötete.
    «Die Polizei hat mich nach Atlanta gebeten, damit ich als psychologischer Berater an den Wunschknochen-Fällen mitarbeite», verkündete er. «Ich freue mich darauf, so schnell wie möglich damit zu beginnen.»
    «Mr.   Dobbs», rief ein anderer Reporter und hielt ein Mikrophon in seine Richtung. «Was sagen Sie zur bisherigen Ermittlung?»
    Jacob Dobbs kniff die Augenbrauen zusammen und machte eine Miene, die die Ernsthaftigkeit der Situation ausdrücken sollte. «Ich habe enormen Respekt vor der Mordkommission. Ich hatte die Ehre, vor ein paar Jahren während der Kindermorde in Atlanta zu

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