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Cypherpunks

Cypherpunks

Titel: Cypherpunks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jérémie Andy; Zimmermann Jacob; Müller-Maguhn Julian; Appelbaum Assange
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1950er Jahren eine Industriekultur. Unsere Kultur ist zu einem industriellen Produkt geworden.
    JÉRÉMIE: Wir geben hier ja nur dem Troll Zucker. Er gibt den Advocatus Diaboli, und das ziemlich gut.
    JACOB: Ich hab nicht angebissen. Es ist so offensichtlicher Quatsch.
    JÉRÉMIE: Es ist Bullshit. In der politischen Erzählung wird es Diebstahl genannt, aber ich halte mein Argument dagegen, dass jeder, der damals, 1999, Napster benutzt hat, zu einem Musikfan geworden und dann zu Konzerten gegangen und zum Multiplikator geworden ist, der anderen gesagt hat: »Ihr solltet euch die anhören, ihr sollten zu diesem Konzert gehen« und so. Die Leute hatten also ein praktisches Beispiel, wie Peer-to-peer-Technologie die Architektur dezentralisiert hat. Tatsächlich war Napster damals ein bisschen zentralisiert, aber es legte den Grundstein für eine dezentralisierte Architektur. Jeder hatte ein konkretes Beispiel für eine dezentralisierte Architektur, die der Gesellschaft Gutes gebracht hat, und mit dem Teilen von Kultur ist es genau dasselbe wie mit dem Austausch von Wissen. Das Teilen von Wissen ist es, wovon wir sprechen, wenn wir darüber diskutieren, die Zensur zu umgehen oder das Gespinst politischer Erzählungen zu zerreißen und ein besseres demokratisches System zu schaffen und die Gesellschaft besser zu machen.
    Wir haben also Beispiele dafür, wo dezentralisierte Dienste und das Teilen zwischen Einzelnen für Verbesserung sorgen, und das Gegenbeispiel liefert der Advocatus Diaboli, den Julian spielt, wo eine Industrie hergeht und sagt: »Hey, das ist Diebstahl und macht alle fertig, es bringt die Schauspieler um, es erledigt Hollywood, es tötet das Kino, es metzelt kleine Kätzchen nieder und was sonst nicht.« Sie haben in der Vergangenheit Schlachten gewonnen und jetzt stehen wir vielleicht davor, den Kampf um ACTA für uns zu entscheiden. ACTA ist bis jetzt das eklatanteste Beispiel für die Umgehung der Demokratie, es tritt Parlamente und internationale Institutionen mit Füßen, es verhöhnt die öffentliche Meinung und erzwingt inakzeptable Maßnahmen durch die Hintertür. Wenn es uns gelingt, das Vorhaben abzuschießen, werden wir einen Präzedenzfall schaffen und die Gelegenheit haben, auf eine positive Agenda zu drängen, dann können wir sagen: »ACTA ist vorbei, jetzt lasst uns mal etwas in Angriff nehmen, was wirklich der Öffentlichkeit zugute kommt.« Darauf arbeiten wir hin, und einige Mitglieder des Europäischen Parlaments verstehen nun, dass Einzelne, die etwas teilen, ohne Profit Daten tauschen, nicht ins Gefängnis wandern sollten, sie sollten nicht bestraft werden. Ich glaube, wenn wir das hinkriegen, haben wir ein starkes Argument für den Rest der Welt, dass das Teilen von Wissen, von Information, die Dinge verbessert, dass wir es fördern müssen und nicht bekämpfen und dass man sich gegen jeden Versuch – ob vom Gesetzgeber, von einem Diktator oder einem Unternehmen –, der unsere Fähigkeit zum dezentralen Austausch von Information und zum Teilen von Wissen zu beeinträchtigt, zur Wehr setzen muss – Punkt. Ich glaube, wir können da eine Dynamik aufbauen.
    JULIAN: Was ist mit der Debatte in den USA über die Initiativen gegen Internetpiraterie und zum Schutz geistigen Eigentums, SOPA und PIPA? Das sind neue Gesetzentwürfe im Kongress, um zum Wohle der US-Industrie Finanzboykotts und Internetblockaden zu ermöglichen.
    JACOB: Sie zielen insbesondere auf WikiLeaks und vorhandene, auf WikiLeaks bezogene oder ähnliche Projekte.
    JULIAN: Im amerikanischen Kongress wurde die Bankenblockade als wirkungsvolles Werkzeug hervorgehoben. 87
    JÉRÉMIE: Und es ging darum, dieses Werkzeug Hollywood in die Hand zu geben.
    JULIAN: Deshalb haben wir eine große Gemeinschaftskampagne gestartet, an der sich schließlich auch Google, Wikipedia und eine Reihe anderer beteiligt haben. Aber es ist nicht so gelaufen, dass wir sagen konnten: »O.K., klasse, wir haben die Schlacht gewonnen.« Das hat mir eine Heidenangst eingejagt, weil Google sich plötzlich als politischer Spieler erkannte und nicht bloß als Verteiler des Protests, und es spürte seine enorme, ungeheure Macht über den Kongress.
    JÉRÉMIE: Google war nur ein Teilchen in der Koalition gegen SOPA und PIPA.
    JACOB: Ja, aber warte mal, ich glaube, Tumblr hatte eine größere Wirkung als Google.
    ANDY: Tumblr und Wikipedia und wahnsinnig viele, sehr kleine Einzelaktionen, von denen du vielleicht noch nie gehört hast, die haben etwas

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