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Da geht noch was: Mit 65 in die Kurve (German Edition)

Da geht noch was: Mit 65 in die Kurve (German Edition)

Titel: Da geht noch was: Mit 65 in die Kurve (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Westermann
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machen? Wieso will der denn noch was machen? Der geht doch auf die 70 zu, der soll sich mal ausruhen, seinen Garten daheim in Schwalmtal bestellen, mit dem Hund rausgehen, abends die Beine hochlegen und den Ruhestand genießen.« Wer schreibt Artikel, in denen solche Altersvorschriften festgelegt werden?
    Journalisten, vermute ich, die weit von der 70 entfernt sind. Die aber so tun, als seien sie bereits alt(klug) auf die Welt gekommen, hätten die Lebenserfahrung als Babybrei mit Löffeln gegessen.
    Wenn einer wie Heynckes aber widerspricht und versichert, er fühle sich auf der Höhe seines Schaffens, wird das mit einem lässig-lapidaren »Der kann nicht loslassen« quittiert.
    So wie man einen Siebenjährigen um acht ins Bettschickt, schickt man einen Siebzigjährigen in Rente. Proteste in beiden Fällen zwecklos.
    Wie wäre es, wenn all jene, die sich noch nicht zu den Alten zählen, den Respekt aufbrächten, sich nicht zu Seniorenbestimmern aufzuschwingen? Die forsche Überheblichkeit einfach mal wegließen?
    Ungelenker Versuch einer Wiedergutmachung für den von ihnen vorangetriebenen Abgang der Alten ist das Versprechen, dieser solle ein würdevoller sein.
    Würdevoll. Ich sehe mich schon im Hermelinmantel, vor mir das samtene Kissen, auf das ich meine Moderatorinnen-Krone legen werde. Trompetenfanfaren und dann Abgang mit Sänfte, getragen von sechs bronzefarbenen Nubiern. Wenn möglich alle unter dreißig.
     
    Wie sollte ich meine sanft angeschobene Abdankung erklären? Mit dem Papst, zum Beispiel. Wäre eine Möglichkeit. Dem war es zu viel, und schon war er weg. Wäre in meinem Fall allerdings eine Notlüge. Mir ist es noch nicht zu viel, was kein Wunder ist. Schließlich ist 65 nur alt, mehr nicht, oder irre ich mich?
    Sehen andere etwas, was ich nicht sehen kann? Sehen will? Eine alte Frau, die längst nicht mehr so gute Sendungen macht wie mit 59 noch? Deren Interviews, seit sie die 60 überschritten hat, schlechter statt besser geworden sind? Die nicht nur im Rentenalter ist, sondern auch so aussieht. Die für jeden Maskenbildner eine echte Herausforderung darstellt? Die für den Jungbrunnenwahn im Fernsehen die völlig falsche Vorzeigefrau ist, zumal sie nicht einmal mehr in der Lage ist, im Studio eine geschmeidig von A nach B kriechende Schnecke abzugeben?

    Meine Selbsteinschätzung ist eine andere. Ist sie deshalb auch falsch?
    Ich fühle mich lebendig, begierig, neugierig auf das, was noch kommt. Tatsächlich zu begreifen, wie glücklich ich mich schätzen kann, mir vor mehr als vierzig Jahren den Beruf der Journalistin ausgesucht zu haben, ist für mich heute eine der großen positiven Lebenserfahrungen.
    Radio- und Fernsehsendungen, Buchempfehlungen, Veranstaltungen, Lesungen, ich bin, um diesen alt(?)-modischen Begriff zu benutzen, auf der Höhe meines Schaffens, meiner Lebenszeit. Und jetzt soll ich Abschied nehmen und sagen, es ist genug? Das wäre nicht die Wahrheit, weil es meinem Lebensgefühl komplett widerspricht.
     
    Der klassische Satz »Man muss wissen, wann man verloren hat« wäre auch nicht schlecht als Begründung für den TV -Rentenbescheid. Aber gegen wen habe ich verloren? Gegen Jüngere, vermute ich, aber das ist keine Niederlage. Ich war 22, als ich in der »Drehscheibe« die ersten Moderationen machte. Ich war jung. Ich war es nicht nur, ich sah auch so aus, Pferdeschwanz und der schon beschriebene Blick eines Kalbs, wenn es donnert. Mehr oder weniger behutsam wurde ich damals aufgebaut. Und die beiden älteren Kolleginnen, die unglaublich attraktiv, souverän und ohne jedes Lampenfieber vor den Kameras standen, haben mir stets geholfen, mich angelernt, mir gezeigt, wie das mit der Gelassenheit vor einer Kamera gehen könnte.
    Der Lauf der Welt für alle Ewigkeit: Alt macht Platz für Jung, das ist ebenso richtig wie gut. Die Frage istallerdings, von wem oder wie der Zeitpunkt bestimmt wird.
    Mit 83 ist dann auch mal gut, hat die amerikanische Journalistin Barbara Walters beschlossen, Ende des Jahres läuft ihre Vormittags-Talkshow »The View« aus, der Abschied nach über fünfzig Jahren im Fernsehgeschäft. Gegen das sichtbare körperliche Altern hat sie sich mit feinen Faltenschnitten und regelmäßigen Spritzkuren gewehrt. Kann man, muss man nicht machen.
    Sie war die erste Frau im amerikanischen Fernsehen, die zur Hauptsendezeit am Abend die wichtigste Nachrichtensendung als Co-Moderatorin präsentieren durfte. Interviewfragen, so wird es kolportiert, waren ihr

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