Da geht noch was: Mit 65 in die Kurve (German Edition)
klagten und meist erfolglos versuchten, zerschlagenes Porzellan zu kitten.
Love Tank: Solange sich beide lieben, sprudelt beständig rosa Wasser aus diesem Tank, er ist randvoll. Die Frau hat einen. Der Mann ebenfalls. Aber das Leben ist nicht ständig rosa, was also, wenn der Love Tank Niedrigwasser anzeigt?
Wie füllt man ihn am besten auf?
Im übertragenen Sinne: Wie streichelt man die Seele des anderen? Was kann man tun, damit er sich freut? Was ist für ihn wichtig, um sich gut zu fühlen? Was macht ihn glücklich?
Dazu gab es in der Show fünf Karten mit fünf Begriffen.
Die optimale Reihenfolge konnte jeder Teilnehmer für sich festlegen. Was steht an eins, was ist besonderswichtig, um meinen Love Tank wieder aufzufüllen. Was brauche ich am wenigsten?
Begriff 1: Wertschätzung
Der andere sagt mir, was er an mir sehr schätzt.
Was mich besonders, einmalig, großartig, liebenswert macht.
Begriff 2: Zeit
Zuhören. Da sein. Zeit haben. Ohne Limit.
Begriff 3: Service
Kann vieles sein. An kalten Abenden eine Wärmflasche ins Bett legen. Oder eine Flasche Champagner ins Kühlfach.
Kleine Gesten, die zeigen, dass man bereit ist, etwas für den anderen zu tun.
Begriff 4: Geschenke
Aller Art. Von der Kinokarte bis zum Kurztrip nach Disneyland.
Begriff 5: Berührung
Sex, ja auch, aber nicht nur. Und nicht unbedingt. Vielleicht nur halten, sanft über den Kopf streicheln, Füße massieren.
Legte ich mir die Karten, stünde an eins die Wertschätzung.
Ich kann gar nicht genug davon bekommen. Bin wie ein Schwamm, sauge Lob und Anerkennung begierig auf. Und wachse. Fühle mich größer, besser, mutiger, übermütig sogar. Wertschätzung, die auch von mir völlig fremden Menschen kommen kann. Mein Name ist neulich im Internet bei Schüler- VZ aufgetaucht.
Die Mädchen dort waren zwischen 15 und 17, ich könnte gut ihre Oma sein. Und sie gründen eine Gruppe mit dem Namen: Wenn ich groß bin, möchte ich so werden wie Christine Westermann. Ich bin mir nicht wirklich sicher, was sie glauben, wie es sich anfühlt, so zu sein wie ich, aber mein Love Tank hatte sofort Oberwasser. Wertschätzung bei mir also an eins, gefolgt von Berührung, Zeit, Service. Und weit abgeschlagen an letzter Stelle: Geschenke.
Beinahe selbstverständlich gehe ich davon aus, dass den Menschen, die mir in meinem Leben sehr nahestehen, Wertschätzung auch das Wichtigste ist.
Genau an dieser Stelle wurde es regelmäßig spannend in der kleinen Fernsehshow. Verglichen die Paare die Reihenfolge ihrer Karten mit der ihres Partners, waren sie meist sehr erstaunt. Wie unterschiedlich Bedürfnisse sein können. Wie falsch man liegt mit seiner Einschätzung. Wie sehr man sich im anderen geirrt hat.
Wie viele emotionale Missverständnisse gibt es im Zusammenleben, weil man sehr selbstverständlich von der eigenen Sehnsucht, den eigenen Wünschen und Bedürfnissen ausgeht?
Das Missverständnis ist die Regel lautet eine kluge Erkenntnis der Kommunikationswissenschaft. Wenn Menschen miteinander kommunizieren, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie aneinander vorbeireden, sich nicht wirklich verstehen. Auch wenn sie vom Gegenteil ausgehen. Wir tun so, als könnten wir nicht falsch verstanden werden. Ein Irrtum, den zum Beispiel Flugzeugpiloten routinemäßig ausschließen, weil es sonst zu tödlichen Missverständnissen kommt.
Wenn ein Flugkapitän die Richtung ändern will, muss sein Kopilot das erst mal bestätigen. Nicht mit einem simplen Okay. Mit dem vollen Wortlaut.
Hast Du das verstanden?
Damit ein Missverständnis wirklich ausgeschlossen werden kann, müsste man vielleicht besser fragen:
WAS hast Du verstanden?
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D arf ich das?
Heimlich erleichtert sein, dass ich keine Eltern mehr habe? Erleichtert, weil der große Schmerz, die Trauer ob des Verlustes schon ausgestanden sind?
Erleichtert, dass ich mich nicht mehr sorgen muss?
Mich nie sorgen musste, weil beide so schnell und unerwartet starben, dass keine Zeit blieb, mir über Patientenverfügungen, Krankenhäuser, Pflegeheime Gedanken zu machen. Es ist mir erspart geblieben, als Erwachsener meine Eltern wie Kinder zu erleben, unselbstständige Wesen, die auf meine Hilfe angewiesen waren.
Der Tod von Mutter und Vater hat mich mit Wucht getroffen, es blieb kaum Zeit, sich darauf vorzubereiten. Bei meinem Vater noch weniger als bei meiner Mutter.
Was mich bis heute traurig macht: Wir hatten keine Zeit mehr, das gemeinsame Leben noch einmal
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