Da Vincis Fälle Doppelband 1 und 2 (German Edition)
der Gondel selbst gab es eine Vorrichtung, mit der Netze geworfen werden konnten, mit denen dann die Verbrecher eingefangen wurden.
„Diese Zeichnung werde ich mir gut aufbewahren!“, meinte Luca.
„Wenn ich dann mal größer bin, und meine eigenen Geschäfte mache, werde ich die Erfindung der Stadtregierung anbieten! Die müssen mir dafür ein Vermögen zahlen!“
„Von dem du mir dann hoffentlich was abgibst!“, meinte Leonardo.
„Mal sehen“, sagte Luca.
Eine ganze Weile lang sagte keiner der Jungen ein Wort. Luca schaute nur interessiert zu, wie Leonardo zeichnete und Carlo stand am Fenster, blickte hinaus und langweilte sich.
„Gibt es eigentlich eine Möglichkeit, wie man das Haus eurer Familie verlassen kann, ohne dass man dass gleich merkt?“, fragte Leonardo.
„Sicher. Es gibt einen Hintereingang für Lieferanten. Der wird zwar auch bewacht, aber man kommt auf jeden Fall leichter durch, als beim Vordereingang. Warum fragst du?“
„Wenn wir herausfinden wollen, wer die Entführer waren und wer dahinter steckt, können wir das schlecht von hier aus. Aber im Moment sind sowohl mein Vater als auch deine Eltern so besorgt um uns, dass ich befürchte, man wird uns hier nicht so einfach weg lassen, sodass wir uns auf der Straße umsehen könnten.“
„Da hast du wohl recht“, meinte Luca. „Aber wo würdest du dich denn umsehen, wenn du da etwas herausfinden wolltest?“
„Ich würde mich unter den Angehörigen der Stadtwache umhören“, meinte Leonardo. „Die Männer, die uns entführt haben, waren gut bewaffnet – nicht irgendwelche armen Bauern, die auf diese Weise Geld erpressen wollten! Schwerter, eine Arkebuse – wer hat so etwas?“
„Söldner.“
„Genau. Und es könnte doch sein, dass die mal bei der Stadtwache angestellt waren!“
„Die meisten bleiben nicht lange bei der Stadtwache“, meinte Luca. „Sie versuchen Leibwächter bei den reichen Familien zu werden. Dort bekommen sie viel mehr Geld.“
„Woher weißt du das?“
„Frag Ricardo, der war früher auch bei der Stadtwache! Du wirst es nicht glauben für wie wenig Geld er da arbeiten musste – und er musste sogar noch seine eigenen Waffen mitbringen!“
„Ich dachte immer, Florenz wäre so reich“, erwiderte Leonardo erstaunt.
Luca lachte. „Einige Bürger von Florenz sind reich! Aber nicht die Stadt selbst!
Später kam Ser Piero noch zu den Jungen. Er berichtete Leonardo, dass er in einem der Gästezimmer des Hauses untergekommen war. Er sah auf die Zeichnung, die Leonardo angefertigt hatte und meinte: „Wie ich sehe, bist du ja ganz in deinem Element! Aber ich würde vorschlagen, dass ihr jetzt langsam auch zu Bett geht. Sonst könnt ihr morgen keine vernünftige Aussage machen, wenn sich der Kommandant der Stadtwache hier her bemüht, um euch zu vernehmen.“
„Ich mache nur noch die Zeichnung fertig“, sagte Leonardo. Carlo gähnte auch schon. Und Luca hatte Mühe es zu unterdrücken. Aber er wollte unbedingt, dass Leonardo zuerst noch die Zeichnung vollendete.
7.Kapitel
Ein Schrecken in der Nacht
Leonardo schlief unruhig. Er hatte so viel erlebt, dass es ihm trotz der späten Stunde einfach schwer fiel, die Augen zu schließen und einzuschlafen. Immer wieder wälzte er sich in dem für ihn fremden Bett herum und musste an so viele Dinge auf einmal denken, dass ihm der Kopf schwirrte.
Dann fiel er schließlich in einen unruhigen Schlaf. Ein Geräusch weckte ihn und ließ ihn hochfahren. Er hatte geträumt, dass er noch in der feuchten Grube, wäre, in dem die Entführer ihn, Luca und Carlo gefangen gehalten hatten. Und zuerst dachte Leonardo auch, dass dieses Geräusch mit seinem Traum zusammenhing.
Aber dann begriff er, dass das nicht der Fall war. Es war fast vollkommen dunkel.
Etwas Mondlicht fiel durch das Fenster herein. Die Familie di Gioia konnte sich den Luxus leisten, die Fenster ihres Hause mit Glas zu versehen, was nur bei reichen Bürgern üblich war – oder in Kirchen.
Mit einem Knarren öffnete sich die Türe einen Spalt. Eine Gestalt wurde als schattenhafter Umriss sichtbar. Sie trug einen Umhang. Darunter ragte ein Schwert hervor. Vom Flur her waren Schritte zu hören.
„Wo ist er?“, flüsterte eine Stimme.
„Ich weiß es nicht! Hier stehen drei Betten!“, antwortete ein anderer Mann leise.
Der Türspalt wurde größer.
Der erste Mann trat nun ein. Er trug schwere Reiterstiefel. Der Boden knarrte leicht unter seinem Tritt, obwohl er sich darum bemühte,
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