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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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rückblickend stelle ich nämlich fest, dass es eigentlich ganz lustig war, Beck in den Schwanz zu beißen.
    »Also Daniel, du musst dich gar nicht darüber lustig machen. Ich glaube wirklich, dass Herkules und Thomas gute Freunde werden.«
    Ah - Gott sei Dank! Also wirklich Ironie. Keine gefährlichen Alleingänge mit Thomas.
    »Ich mache mich nicht lustig. Ich bezweifele nur, dass dein lieber Thomas demnächst mit einem süßen Kerlchen wie Herkules durch den Park joggt. Das geht doch zu sehr gegen sein gern gepflegtes Image als harter Kerl.«
    »Was hast du bloß immer gegen Thomas?«
    »Gar nichts. Ich frage mich nur manchmal, was er gegen mich hat.«
    Carolin lacht laut auf. Klingt ziemlich unecht.
    »Ich bitte dich - Thomas hat überhaupt nichts gegen dich. Im Gegenteil, er findet dich sehr nett.«
    Carolins sonst so warme Stimme hat einen ganz blechernen Unterton. Ob Daniel das auch hört? Er seufzt.
    »Sicher, sicher.«
    »Ihr seid nur eben ziemlich verschieden. Aber deswegen könnt ihr doch trotzdem Freunde sein.«
    Daraufhin sagt Daniel nichts mehr, sondern atmet nur deutlich hörbar aus. Offenbar will er über dieses Thema nicht mit Carolin reden. Schade, ich hätte gerne mehr von seiner Meinung über Thomas erfahren. Vielleicht habe ich in ihm einen Verbündeten? Das wäre schön, denn mittlerweile könnte ich in diesem Haus noch einen Freund brauchen.
     
    Mittags geht Carolin kurz mit mir in die Wohnung, um mir mein Fresschen zu geben. Sie hat sich tatsächlich ein Buch über Hunde gekauft - ich habe es auf dem Sofa im Wohnzimmer liegen sehen - und möglicherweise als Erstes das Kapitel über gesunde Ernährung gelesen. Jedenfalls ist sie nun vom Dosenfutter ab, sondern hat auf unserem Spaziergang heute früh ein bisschen frisches Herz für mich besorgt. Als sie es kocht, breitet sich ein verführerischer Duft in der Wohnung aus. Lecker! Eine sehr erfreuliche Entwicklung.
    »So, mein Kleiner, das muss noch etwas abkühlen, dann kriegst du es. Lass uns noch fünf Minuten warten, ich muss sowieso mal kurz telefonieren, dann gebe ich es dir.«
    Sie stellt meinen Napf mit den Herzstücken in den Kühlschrank und geht in das Zimmer neben dem Wohnzimmer. Ich stehe noch ein wenig unschlüssig herum, dann trotte ich in den Flur. Während ich noch überlege, womit ich mich jetzt bis zum Mittagessen beschäftigen könnte, sehe ich, dass die Schlafzimmertüre wieder offen steht. Seit zwei Tagen habe ich einen großen Bogen um diesen Raum gemacht, aber jetzt siegt meine Neugier. Vielleicht finde ich dort irgendetwas, was erklären würde, was in der Schreckensnacht von neulich eigentlich passiert ist? Ich wüsste zwar nicht, was das sein könnte, aber zumindest möchte ich mich dort noch einmal im Hellen umsehen. Aus der anderen Ecke der Wohnung höre ich Carolin mit diesem schwarzen Plastikteil sprechen. Nach allem, was ich mittlerweile über Menschen im Allgemeinen und Frauen im Besonderen weiß, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass sie momentan komplett abgelenkt ist. War bei Emilia auch immer so. Man konnte die tollsten Sachen aus der Küche klauen, wenn sie
telefonierte.
    Vorsichtig schiebe ich meine Schnauze durch den Türspalt. Tatsache, die Luft ist rein. Schwupps, bin ich auch schon drin. Sieht auf den ersten Blick komplett unspektakulär aus. Aber es ist bekanntlich der zweite Blick, der Sachen interessant macht. Besser gesagt, der Moment, in dem man als Hund genau hinschnüffelt. Und deswegen beschließe ich, hier mal alles einer gründlichen Geruchsinspektion zu unterziehen.
    Beim Bett fange ich an: Alles wie gehabt. Rechts riecht es nach Carolin, links mehr nach Thomas. Na gut, was hatte ich erwartet? So schlafen die beiden nun mal. Ich will schon fast wieder herunterhüpfen, da fällt mir noch der Hauch eines anderen Geruchs auf. Nicht direkt auf den Laken, sondern eher darunter, auf der Matratze. Ich schiebe die Laken auseinander und schnüffele noch einmal genauer. Seltsam. Denn während Carolins Seite genau diesen fantastischen Carolin-Geruch an sich hat und bei Thomas selbst seine Bettseite unsympathisch riecht, schwebt noch ein dritter Geruch über diesem Bett. Es ist... hm ... ich bin mir nicht sicher ... irgendwie ... nein, oder vielleicht doch ... Wirklich schwer zu sagen! Deshalb robbe ich noch einmal gründlich mit meiner Nase über das gesamte Bett.
    In diesem Moment wird die Tür zum Schlafzimmer weit aufgestoßen. »Herkules, pfui! Was machst du schon wieder in unserem

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