Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
Vom Netzwerk:
können.«
    Borrel...was? Ich spitze die Öhrchen.
    »Dann wäre doch eine engmaschige Überwachung sinnvoll, oder? Ich meine, nicht, dass Herkules etwas passiert! Das könnte ich mir nie verzeihen. Lieber komme ich nächste Woche noch einmal zur Überwachung. Vielleicht nehmen Sie ihm auch gleich mal Blut ab?«
    Was? ! Mit einem Satz springe ich vom Tisch, starre die beiden böse an und belle kurz, aber laut.
    Wagner lacht. »Da sehen Sie's, Frau Bogner. Herkules hält von Ihrem Vorschlag rein gar nichts. Und ich ehrlich gesagt auch nicht. Borreliose ist bei uns in Hamburg sehr selten, und Herkules wirkt völlig gesund. Wir sollten ihn also nicht unnötig quälen.«
    »Ach so.«
    Nina sieht sehr enttäuscht aus. Sie ist ganz offensichtlich Sadistin.
    »Aber ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag: Bevor Sie nun diesen armen Dackel immer wieder zu mir schleppen - fragen Sie mich doch einfach, ob ich etwas mit Ihnen trinken gehe, wenn Sie mich noch mal sehen möchten.«
    Nina schnappt nach Luft und sieht völlig entsetzt aus. Warum nur? Ich finde den Vorschlag super.
    »Also wirklich, ich ... ich ...«, dann bricht Nina in Gelächter aus und kann sich kaum noch beruhigen. »Okay, Sie haben mich. Dann aber Nägel mit Köpfen: Heute Abend? Acht Uhr? Im
Cavallol«
    Wagner nickt. »Sehr gerne, Frau Bogner. Sehr gerne.«
     
    Nina fährt Auto und pfeift dabei laut und gut gelaunt. Immer wieder lacht sie in sich hinein. Dann dreht sie sich kurz zu mir.
    »Meine Güte, es ist wirklich unglaublich. Ich habe ihn
wirklich
gefragt, ob er mit mir heute Abend ins
Cavallo
geht. Herkules, du bringst mir Glück. Das ist eindeutig.«
    Schön zu hören, aber irgendwie ist mir nicht ganz klar, was an der ganzen Angelegenheit so sensationell ist. Wagner hat doch gesagt, dass sie ihm sagen soll, wenn sie ihn mal sehen will. Und wieso hat sich Nina darüber so erschreckt? Es scheint, dass die Kommunikation zwischen Männern und Frauen komplizierter ist, als ein Hund auf den ersten Blick vermuten würde. Also nicht einfach
»er sagt was, sie sagt was«.
Es muss noch ein geheimes Regelwerk geben, das mir bisher verborgen ist.
    Wir halten neben unserem Haus. Endlich wieder daheim! Gut, lange weg war ich nicht, aber ich brenne darauf, mich mit Herrn Beck zu beratschlagen, wie man meinen Spitzenplan in die Tat umsetzen kann. Nina und ich laufen durch den Garten zur Hintertür der Werkstatt. Sie klopft gegen die Scheibe, zwei Sekunden später öffnet Daniel.
    »Na, ausgeschlafen?«, will Nina wissen.
    »Ja, geht so. Ich werde heute einfach ein bisschen früher ins Bett gehen, dann wird das schon wieder.«
    »Sag mal, kannst du heute Herkules mitnehmen? Ich bin heute Abend verabredet, und es ist definitiv ein
Ohne-Haustiere-Termin. «
    »Oh, ein Date?«
    »Sozusagen.«
    »Und, Details?«
    »Vielleicht später mal.«
    »Dann würde ich sagen
Halali
und
Waidmannsheil!«
    »Waidmannsdank !«
    Ich bin wie elektrisiert!
Halali!
Wie oft habe ich diesen Ausspruch auf Schloss Eschersbach gehört. Und immer war er der Auftakt zu einem großen Abenteuer, für das ich noch zu klein war. Nur Mama und ihre Schwester durften mit. Opili war schon zu alt, aber er blieb mit uns zu Hause und erzählte von der großartigen Sache, die für einen Dackel das schönste Erlebnis auf der Welt ist: die Jagd. Er schmückte die Schilderungen der Jagd immer so aus, dass ich stets das Gefühl hatte, selbst dabei gewesen zu sein. Der Duft der Kaninchen, die Spur des Rotwilds, der Geruch von Aufregung und Freude - herrlich! Wie sehr freute ich mich damals auf meine erste Jagd. Ich spürte, dass das meine wahre Bestimmung sein würde: Seite an Seite mit meinem Jäger durch die Wälder zu streifen!
    Durch meine Nase fährt ein feines Kribbeln - Nina und Dr. Wagner gehen also zur Jagd! Ich bin so aufgeregt, dass mir mein Gespräch mit Herrn Beck auf einmal herzlich egal ist. Dr. Wagner erscheint mir plötzlich in einem ganz anderen Licht. Ein Jäger - kein Wunder, dass Nina ihn gerne wiedersehen wollte! Aber wieso nehmen sie mich dann nicht mit? Ich lege mich direkt vor Ninas Füße und jaule. Ich will mit! Unbedingt!
    »Eins steht mal fest: Herkules früherer Besitzer war Jäger. Guck mal, wie er auf das Halali reagiert - richtig aufgeregt ist das Kerlchen!« Daniel bückt sich zu mir herunter und krault mich am Bauch. »Aber das hast du leider falsch verstanden. Die Sorte Pirsch, auf die Nina heute Abend geht, ist für kleine Dackel völlig langweilig. Du verpasst überhaupt

Weitere Kostenlose Bücher