Dackelblick
nichts, wenn du bei mir bleibst.«
Da ist es wieder, mein Kommunikationsproblem. Und es besteht ganz offensichtlich nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch zwischen Frauen und Dackeln. Genervt beschließe ich, den anderen Vierbeiner im Haus zu suchen. Wenigstens einer, der mich versteht. Und was noch wichtiger ist: den ich verstehe.
»Nu lass mal den Kopf nicht hängen! Ich glaube nicht, dass Nina wirklich zur Jagd geht. Jedenfalls jagt sie garantiert keine Hasen. Sondern eher diesen Tierarzt.« Beck grinst.
Ich stöhne innerlich. Jetzt fängt der auch schon an, in Rätseln zu sprechen! Menschen tun uns Tieren einfach nicht gut.
»Wenn Männer oder Frauen in Bezug auf das andere Geschlecht von der Jagd reden«, doziert Beck jetzt, »dann geht es nicht darum, gemeinsam in den Wald zu fahren und das nächste Wildschwein abzuknallen. Sondern dann geht es in der Regel um die Kunst der Partnersuche. Du verstehst? Männer jagen Frauen, und Frauen jagen Männer. Aber nicht wörtlich gemeint. Das sagen die Menschen einfach nur so.«
Ich schüttle ungläubig den Kopf. »Aber warum? Warum sagen sie nicht einfach, was sie meinen?«
Beck zuckt mit den Schultern »Keine Ahnung. Aus irgendeinem Grund darf derjenige, den der andere als Partner haben will, auf keinen Fall davon erfahren. Im Gegenteil - man muss sich so verhalten, als wolle man mit ihm nichts zu tun haben.«
»Aha. Das ist dann aber doch wie bei der Jagd. Langsames, lautloses Anschleichen. Die Beute bis zum Schluss in Sicherheit wiegen. So erlegt man selbst die Schlausten.«
»So gesehen hast du Recht.«
»Also, diese ganze Partnergeschichte ist demnach eher Pirsch als Treibjagd«, sinniere ich. »Dazu passt natürlich, dass es Nina unangenehm war, als der Tierarzt gleich gemerkt hat, dass sie ihn erlegen will. Um mal im Bild zu bleiben.«
»Richtig. Gerade der Mann darf anscheinend niemals merken, dass die Frau es auf ihn abgesehen hat. Sonst klappt es nicht.«
Als Beck das sagt, fällt mir sofort wieder ein, was ich ihm eigentlich erzählen wollte. »Hast du eigentlich mitgekriegt, wie schlecht es Carolin geht?«, will ich von ihm wissen.
»Tja, Liebeskummer. Das wird schon wieder.«
»Ja, aber sie ist im Krankenhaus!«
»Oh, ich wusste gar nicht, dass Menschen wegen so etwas ins Krankenhaus kommen können. Das tut mir natürlich leid.«
»Das sollte es auch - es war schließlich deine Idee!«
»Moment mal: Was soll das heißen, es war meine Idee?«
»Wenn du nicht die Sache mit Thomas eingefädelt hättest, dann wäre Thomas noch da, und Carolin wäre nicht so unglücklich.«
Beck schnaubt wütend. »Also hör mal - das haben wir doch alles nur für dich getan! Du hattest Angst, dass Thomas dich rausschmeißt, schon vergessen? Außerdem war Carolin vorher auch schon unglücklich. Sie hat es nur nicht so gemerkt.«
Na gut, ganz unrecht hat der Kater nicht, und ich will mich schließlich nicht mit ihm streiten. Also schlage ich versöhnliche Töne an.
»Beruhige dich - ich erzähle dir das nicht, um mich mit dir zu streiten. Sondern weil ich eine sensationelle Idee habe.«
Beck beäugt mich misstrauisch, sagt aber nichts. Dafür wippt seine Schwanzspitze hektisch auf und ab. Um meinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, recke ich mich und mache mich ein Stückchen größer, dann hole ich tief Luft.
»Also, hier kommt der Plan: Wir finden einen neuen Mann für Carolin. Und zwar einen Prinzen. Zumindest einen ganz tollen.«
Tata! Ich bin gespannt auf die Beck'sche Reaktion. Leider kommt keine.
»Hey, immer noch sauer?«
»Nein. Aber die Idee ist Schwachsinn.«
»Wieso? Ich finde sie großartig.«
»Ja, weil du keine Ahnung von Menschen, respektive Frauen, hast.«
Jetzt bin ich derjenige, der beleidigt guckt.
»Herkules, wie stellst du dir das denn vor, einen Mann für Carolin finden? Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Männergeschmack von jungen Frauen und kleinen Hunden so ziemlich unvereinbar ist.«
»Aber das ist doch gerade der Punkt! Carolins Männergeschmack! Der ist nicht nur schlecht, der ist katastrophal! Wenn wir warten, bis sie sich wieder selbst einen aussucht, dann haben wir womöglich bald den nächsten Thomas im Haus. Sie weiß einfach nicht, was gut für sie wäre.«
»Ach, aber du weißt das, oder wie?«
»Genau. Ich weiß das. Wir suchen einfach einen Mann, mit dem ich bedenkenlos zur Jagd gehen würde. Einen standesgemäßen natürlich, Carolin ist schließlich nicht irgendwer. Aber auch einen, der
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