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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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Wagner. Auch nicht der Mann, den ich hier gerne sehe, aber bevor Jens meine Pläne für Carolin und Daniel durchkreuzt, lasse ich mich lieber noch ein paar Mal von diesem Tierarzt durchchecken. Ist schließlich für eine gute Sache.
    Carolin lässt ihn herein und führt ihn gleich ins Schlafzimmer. »Danke, dass Sie so schnell gekommen sind. Sehen Sie mal, wie schlecht es ihm immer noch geht!«
    Wagner hat eine Tasche dabei, die er neben mir abstellt. »Hm, dann wollen wir mal sehen, was wir da machen können.«
    Er setzt sich neben mich auf den Boden und greift sich eine Art dicken Stift aus seiner Tasche. Mit diesem zielt er direkt auf meine Augen - ein heller Lichtstrahl blendet mich.
    »Pupillenreflexe sind normal.« Er richtet sich wieder auf. »Also, es sieht nicht so aus, als hätte Herkules gerade einen epileptischen Anfall gehabt. Dann müssten seine Pupillen nämlich weitgestellt sein und würden sich bei einem Lichteinfall nicht verengen. Gut, Sicherheit hätten wir nur bei einem EEG, aber ich glaube nicht, dass das nötig ist. Was auch immer Herkules hatte - es scheint irgendetwas anderes zu sein. Eine Idee habe ich aber noch.«
    Er kramt wieder in seiner Tasche, dann holt er ein Metallding mit zwei Strippen und einer Art Zange heraus und setzt sich wieder neben mich. Die Zange stöpselt er sich in die Ohren, das runde Metallding legt er auf meine Brust. Er scheint auf irgendetwas zu lauschen.
    »Tja, das Herz klingt aber auch ganz normal. Sein Herzrhythmus scheint völlig unbeeinträchtigt.« Er stöpselt das Dings wieder aus seinen Ohren. »Herzrhythmusstörungen können nämlich auch Anfälle auslösen. Das muss man sich so vorstellen, dass die Rhythmusstörung zu einem Blutdruckabfall im Hirn führt und daraufhin kann es zu einer Ohnmacht mit Zuckungen kommen.« Er streichelt mich. »Gut, der Anfall ist natürlich schon vorbei, aber in der Regel dauert es schon eine Weile, bis der Rhythmus wieder komplett in Ordnung ist. Herkules, was machst du nur für Sachen?«
    Carolin mustert mich besorgt. »Vielleicht hat er ja irgendeine andere schlimme Krankheit?«
    Carolins Stimme klingt so nervös, dass ich mich entschließe, jetzt wieder gesund zu sein. Ich will es auch nicht übertreiben, also stehe ich wieder auf und schüttle mich kurz.
    »Frau Neumann, so wie Herkules jetzt aussieht, wirkt er auf mich völlig gesund. Sicher, wir können ihn nächste Woche in meiner Praxis mal von Kopf bis Fuß durchchecken, aber irgendetwas sagt mir, dass es hier kein gesundheitliches Problem gibt. Nennen Sie es meinetwegen Tierarztinstinkt, aber ich glaube, Herkules geht es gar nicht so schlecht, wie wir denken. Vermutlich machen Sie sich gerade völlig unnötig Sorgen.«
    Grrr, du Verräter - hör bloß auf, in die Richtung weiterzuforschen! Carolin ist bestimmt sauer, wenn sie merkt, dass das alles nur Show ist. Ich beschließe, die Nummer mit dem Anfall einzumotten. Ich glaube, Wagner ist mir schon zu dicht auf den Fersen.
    »Aber sagten Sie nicht, Sie kennen die Zucht, aus der Herkules stammt? Es würde mich doch sehr beruhigen, wenn Sie dort noch mal nachfragen.«
    »Ja, gut, dass Sie mich erinnern. Ich bin nächste Woche sowieso da, dann werde ich mich erkundigen. Aber trotzdem sollten Sie jetzt erst mal davon ausgehen, dass Herkules nichts Ernstes hat.« Er steht wieder vom Boden auf und schnappt sich seine Tasche. »So, dann werde ich mal wieder losdüsen. Sie haben heute sicher auch noch etwas vor. Sie sehen nämlich irgendwie ganz so aus, als hätten Sie hier gerade eine kleine Kostümprobe veranstaltet.«
    Carolin lacht und steht ebenfalls auf. »Da haben Sie Recht. Aber wenn Sie möchten, dann bleiben Sie doch noch auf ein Glas Wein. Schließlich haben Sie Ihren Feierabend für uns geopfert, dafür würde ich mich gerne bedanken.«
    Wagner zögert. Los, Junge, zieh ab - Carolin will nur höflich sein. In Wirklichkeit legt hier niemand auf deine Anwesenheit wert!
    »Aber Sie sind doch noch verabredet, da will ich nicht stören.«
    Messerscharf erkannt, Wagner. Auf Wiedersehen!
    »Im Gegenteil! Ich freue mich, wenn Sie noch bleiben. Und meine Abendverabredung hatte ich sowieso schon wegen Herkules abgesagt.«
    »Dann freue ich mich, wenn ich einspringen darf.«
    Och nö! Kaum sind wir den einen los, haben wir den nächsten an der Hacke! Nun gut, wenigstens ist Wagner keine Gefahr für Daniel, aber das ist auch schon sein einziger Vorteil. Carolin lächelt ihn an. »Ich heiße übrigens Carolin.«
    »O ja.

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