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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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braucht einfach noch eine Chance, eine Gelegenheit, mit Carolin allein zu sein.«
    »O Mann, kapier es doch mal, Herkules: Ein Typ, der auf einen fetten Kater und eine kurzbeinige Promenadenmischung angewiesen ist, um eine Frau klarzumachen, der ist ein hoffnungsloser Fall. Ein Verlierer. Eine Null. Das habe ich dir ja gleich gesagt.«
    Ich spüre, wie Wut in mir aufsteigt. Meine Stimme klingt ganz heiser, als ich Beck anfahre: »Das nimmst du sofort zurück! Sofort! Sonst bist du die längste Zeit mein Freund gewesen!«
    »Gott, ja, tut mir leid. Ich entschuldige mich hiermit für die Promenadenmischung.«
     »Das meine ich nicht.«
    »Gut, für kurzbeinig entschuldige ich mich auch. Nun zufrieden?«
    »Ich meine den Verlierer. Daniel ist kein hoffnungsloser Fall. Er ist ein sehr netter Mensch, der mir zufälligerweise einiges bedeutet. Er ist mein Freund.«
    Herr Beck verdreht die Augen. »Also ihr Hunde immer mit diesem
Mein-Freund-der-Mensch-Unsinn! 
Jetzt mal Klartext: Der Hund ist nicht der beste Freund des Menschen, und umgekehrt ist es genauso. Daniel ist ein Mensch. Und der beste Freund des Menschen ist der Mensch. Und nur weil der ein oder andere Mensch keinen anderen Menschen als Freund findet, heißt das noch lange nicht, dass er auf einmal mit einem Tier befreundet sein kann. Wann immer ein Mensch mit dir redet und dir lauter persönlichen Krempel erzählt, dann meint er nicht dich, sondern sich. Er führt Selbstgespräche, kapiert? Aber damit er sich dabei nicht so bescheuert und einsam vorkommt, führt er sie mit dir. Du bist in diesem Moment genau genommen so etwas wie dieser kleine Plastikkollege von dem doofen Wellensittich. Ein Ersatz. Mehr nicht. Also heul hier nicht rum von wegen
Rede nicht so über meinen Freund Daniel -
das ist einfach nur lächerlich.«
    Wenn ich weinen könnte, jetzt wäre ein guter Moment dafür. Und wenn ich ein Freund der gewalttätigen Auseinandersetzung wäre, auch. Dass Herr Beck so gemein sein kann, hätte ich nicht gedacht. Aber eines ist mir klargeworden: Mag sein, dass sich Beck einiges Wissen über Menschen zusammengesammelt hat; richtig kennen tut er sie deswegen nicht. Natürlich kann ein Mensch ein Freund sein. Die Art, wie Daniel mit mir redet, hat nicht das Geringste mit dem Plastikvogel zu tun, an dem sich der bedauernswerte Wellensittich aus dem zweiten Stock jeden Tag abarbeitet. Daniel meint mich, nicht sich. Ich weiß es - ich spüre es. Gut, Menschen können ganz schön ätzend sein, man denke nur an Thomas. Aber gleichzeitig haben sie etwas, das sie für mich einzigartig macht. Und wertvoll. Sie haben Gefühl, Mitgefühl. Sie können sich mit anderen freuen und mit anderen traurig sein. Und wütend sein, wenn der Freund sich ärgert. Und sie können lieben. Und zwar auch einen kleinen Hund wie mich. Ich werde niemals Emilias Tränen vergessen, als mich von Eschersbach in den Karton setzte und sie wusste, dass sie mich nicht wiedersehen würde. Carolin ist mein Freund. Und Daniel ist mein Freund. Ich weiß es genau. Jetzt müssen die beiden nur noch ein Paar werden. Und dafür werde ich sorgen, ob mit oder ohne Beck. In diesem Fall wohl ohne. Und so drehe ich mich um und lasse Beck einfach sitzen.
    »Hey, Kleiner, nun hau doch nicht gleich ab! Das war nicht böse gemeint!«, ruft mir Beck hinterher, aber ich tue so, als ob ich ihn nicht höre und trotte weiter. Beck kommt hinterher. »Ich mag Daniel doch auch gerne, aber man muss doch mal Realist bleiben. Hey, jetzt bleib doch stehen, Herkules!« Ich bin schon fast an der Terrassentür. »Carl-Leopold! Es tut mir leid!«
    Okay, scheint ihm doch ernster zu sein. Ich bleibe stehen. Soll keiner sagen, ich wäre verbohrt und nachtragend. Herr Beck läuft um mich herum und setzt sich vor mich.
    »Ich wollte dich nicht kränken. Wenn du all diese Menschen so in dein Herz geschlossen hast, ist es natürlich deine Sache. Bestimmt mögen die dich auch richtig gerne. Vielleicht bin ich nur ein bisschen neidisch.«
    Ich lege den Kopf schief. Gut, das klingt doch schon besser.
    »Aber bei einem bleibe ich: Wenn Carolin nicht in Daniel verliebt ist, dann können wir beide das auch nicht ändern. Das menschliche Herz ist da wenig zu beeinflussen und rationalen Erwägungen nur sehr bedingt zugänglich. Will sagen: Auch wenn wir beide wissen, dass Daniel ein Super-Typ für Carolin wäre, können wir in diesem Fall wenig ausrichten. Und wenn wir noch so viele Gelegenheiten schaffen, in denen die beiden allein

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